WM 2018: DFB-Team patzt gegen Mexiko! Die Gründe für das DFB-Debakel
Hummels kritisiert Taktik und Kollegen
18.06.2018 | 19:44 Uhr
Für die letzten beiden Weltmeister endete das "Projekt Titelverteidigung" bereits in der Gruppenphase. Auch dem DFB-Team droht nach dem desolaten Start gegen Mexiko das Horror-Szenario. Die Situation ist kritisch und Aussagen nach der Niederlage lassen tief blicken.
Die Vorbereitung auf das Turnier in Russland verlief alles andere als optimal für das Team von Joachim Löw. Erdogan-Gate, angeschlagene Stammspieler, Kader-Diskussionen und schwache Testspiele. Mit einer Niederlage zum Auftakt gegen Mexiko rechneten dennoch die wenigsten. Deutschland ist schließlich eine Turniermannschaft.
Doch das DFB-Team ist nach der verdienten 0:1-Niederlage auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Sogar eine höhere Schlappe war möglich, wenn die Mittelamerikaner nicht so schludrig mit den Chancen umgegangen wären. Dem Titelverteidiger droht plötzlich das gleiche Schicksal wie Italien und Spanien bei den letzten Endrunden.
Hummels kritisiert Taktik und Mitspieler
Die Leistung gegen "El Tri" bereitet Sorgen, die Aussagen der Protagonisten nach dem Spiel verstärken diese sogar. So ätzte Mats Hummels gegen Mitspieler und Taktik:
"Wenn sieben oder acht Mann vorne sind, ist es klar, dass die offensive Wucht größer ist als die defensive Stabilität. Unsere Absicherung stand nicht gut, oft waren nur Jerome (Boateng) und ich hinten. Das habe ich schon oft angesprochen", so der Bayern-Star genervt.
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Und weiter: "Wir hatten gegen Saudi-Arabien eigentlich den Weckruf. Ich verstehe nicht so ganz, warum wir es heute so gespielt haben, wenn wir schon vor neun Tagen einen Schuss vor den Bug bekommen haben."
Nicht nur fehlende Balance als Baustelle
Die fehlende Balance ist aber nur eine Baustelle für den Bundestrainer. Auch bei numerischer Überlegenheit konnten sich die Mittelamerikaner immer wieder durch die deutsche Defensive kombinieren. Vor allem Joshua Kimmich (Sky Note 5) hatte Probleme, seine Seite dicht zu halten. Wiederholt nutzten die Mexikaner Stellungsfehler des Bayern-Spielers, um zu Abschlüssen zu kommen.
Auf Nachfrage von Sky Reporter Marc Behrenbeck zeigte sich der Rechtsverteidiger selbstkritisch: "Oftmals ist es für mich schwierig, wieder in die Position zu kommen, wenn ich im Spielaufbau schon hoch stehe und wir dann den Ball verlieren", erklärt Kimmich, der von einer verdienten Niederlage sprach. "Wir haben hinten viel zu viel zugelassen und haben uns das alle anders vorgestellt. Wir müssen einiges ändern."
Kimmich war nicht der einzige Unsicherheitsfaktor in der Viererkette. Auch Hummels (Sky Note 5), der im Gegensatz zu seinem Teamkollegen jegliche Selbstkritik vermissen ließ, erwischte einen gebrauchten Tag. Beim Gegentor gab der Bayern-Star keine gute Figur ab, als er unnötig herausrückte und damit den Konter zum Siegtreffer von Irving Lozano (35.) erst ermöglichte.
Harmlose Offensive
Doch auch die Offensive war nicht besser. Spielmacher Özil (Sky Note 5) begann ordentlich, tauchte dann aber wie seine Mitspieler ab. Thomas Müller (Sky Note 5) war nicht zu sehen und in der Zentrale liefen Sami Khedira und Toni Kroos (jeweils Sky Note 5) nur nebenher oder waren überfordert.
Julian Draxler (Sky Note 5) war bemüht, aber glücklos und im Sturmzentrum fehlte Timo Werner (Sky Note 4) die nötige Durchschlagskraft. Insgesamt fehlte es an Ideen und Esprit. Marco Reus (Sky Note 3) war nach seiner Einwechslung ein belebendes Element, konnte die Niederlage aber nicht verhindern.
Sky Reporter Uli Köhler bemängelte neben der schwachen Leistung vor allem die fehlende Körpersprache: "Ich habe vermisst, dass die mal kompromisslos dazwischen gehen. Das hat nichts mit Unfairness zu tun, aber den Mexikanern mal zu zeigen 'Hey, wir sind der Weltmeister - so einfach lassen wir uns nicht ausspielen'. Und wenn, dann tut es weh."
Unzureichende Körpersprache, viele Löcher in der Defensive, kein Konzept in der Offensive und fehlende Balance im Spiel. Joachim Löw hat alle Hände voll zu tun, wenn er alle Probleme bis zum Spiel gegen Schweden (Samstag, 23. Juni ab 19:45 Uhr live auf Sky Sport UHD) lösen will.
Sieg gegen Schweden ist Pflicht
Ein Sieg gegen die Skandinavier ist Pflicht, wenn der WM-Titel nicht frühzeitig ad acta gelegt werden soll. Der Bundestrainer bleibt jedoch zuversichtlich: "Das Turnier ist lang, der Start hat nicht geklappt. Jetzt müssen wir das nächste Spiel gewinnen, klar. Ich bin überzeugt, dass wir eine Reaktion zeigen können", so der Bundestrainer im ZDF.
Kimmich will an den fünften Stern derzeit gar nicht denken. "Wir sollten allgemein aufhören, vom Weltmeister-Titel zu sprechen. Wir müssen uns mal wieder darauf konzentrieren, ein Spiel zu gewinnen", fordert der 23-Jährige:
"Darum geht es jetzt. Wir haben nur noch Endspiele und die gewinnen wir nur mit einer richtig guten Mentalität und wenn jeder für den anderen da ist."
Sonst droht dem aktuellen Weltmeister das gleiche Schicksal wie Spanien vor vier Jahren. Und das heißt Aus nach der Vorrunde.