Medien stehen in der Kritik
23.06.2018 | 12:30 Uhr
Der von englischen Medien veröffentlichte Zettel mit der vermeintlichen Aufstellung der Three Lions für das zweite WM-Spiel gegen Panama am Sonntag (13:45 Uhr LIVE auf Sky UHD) trieb Trainer Gareth Southgate die Zornesfalten auf die Stirn.
"Die Medien müssen sich entscheiden, ob sie uns helfen wollen oder nicht", schimpfte Southgate. Findige Fotografen hatten im öffentlichen Training am Donnerstag den viel diskutierten Zettel in den Händen von Steve Holland ausgemacht, wenig später landeten Bilder davon natürlich im Internet.
"Lions Leaked" titelte das Boulevard-Blatt The Sun. Stimmen die Informationen auf dem Zettel mit Southgates Plänen überein, wird der Teammanager nach dem 2:1 gegen Tunesien zwei Änderungen in seiner Aufstellung vornehmen. Raheem Sterling (Manchester City) muss auf die Bank, dafür soll Marcus Rashford (Manchester United) neben Kapitän Harry Kane im Sturm für Wirbel sorgen. Im Mittelfeld ersetzt Ruben Loftus-Cheek (FC Chelsea) den am Oberschenkel verletzten Dele Alli (Tottenham Hotspur).
Was die Panne noch kurioser macht: Schon bei der EM vor zwei Jahren in Frankreich hatte es beim englischen Team einen ähnlichen Vorfall gegeben. Damals hatten Fotos Teile der Startaufstellung für das erste Gruppenspiel gegen Russland verraten.
Southgate fand das Malheur nicht so witzig, meckerte aber nicht mit seinem Assistenten, sondern über die Verbreitung der Schnappschüsse in den britischen Medien. "Offensichtlich ist es ein Nachteil für uns, wenn wir dem Gegner unser Team zeigen", sagte er.
Die Spieler nahmen den Vorfall nach außen hin gelassen zur Kenntnis. "Wir konzentrieren uns nur auf das, was uns der Trainer sagt", sagte Verteidiger Trent Alexander-Arnold, "solange wir keine Namen wissen, ist es egal, was geleakt wurde, weil die Jungs das überhaupt nicht interessiert."
Der guten Stimmung unter der Leitung von Hoffnungsträger Southgate soll das alles keinen Abbruch tun. Die Fotos vom Wettschwimmen der "Three Unicorns" auf aufblasbaren Einhörnern im Indoor-Pool gingen um die Welt. Nach dem Achtelfinal-K.o. bei der WM vor zwei Jahren in Frankreich wächst im Mutterland des Fußballs wieder die Zuversicht.
Mit einem Erfolg gegen den WM-Debütanten Panama könnte am Sonntag sogar schon das Achtelfinale perfekt gemacht werden, wenn zuvor Belgien gegen Tunesien gewinnt. Jordan Henderson warnte daher vor vorschneller Zufriedenheit. "Ich erinnere mich noch an die EM. Da haben wir auch in letzter Minute gegen Wales gewonnen, und alle waren positiv gestimmt", erinnerte sich der Mittelfeld-Chef vom FC Liverpool, "zwei Spiele später waren wir ausgeschieden und wurden als Versager verschrien."
Gegen die Zentralamerikaner, die ihr Auftaktspiel gegen Belgien 0:3 verloren hatten, erwartet er in Nischni Nowgorod ein physisch anspruchsvolles Duell. "Wir werden körperlich dagegenhalten", versprach der im Tunesien-Spiel überragende Henderson. Das sei das Tolle an diesem verjüngten Team, das der frühere Nachwuchscoach Southgate zusammengestellt hat. "Wir haben das drauf. Und wir haben die kreative, taktische Seite, die man im ersten Spiel gesehen hat."
Nicht sehen wird man indes, wie der englische Nationaltrainer an der Seitenlinie ausgelassen Tore bejubelt. Nach seiner schmerzhaften Schulterverletzung, die Southgate beim Joggen erlitten hat, wurden dem 47-Jährigen heftige Bewegungen untersagt. "Der Arzt hat gesagt, die Arme in die Höhe reißen, ist keine Option." (sid)