Andy Schmid befindet sich in häuslicher Quarantäne. Bei den Rhein-Neckar Löwen wurden bereits sechs Spieler positiv auf das Coronavirus getestet. Im Interview spricht er über einen möglichen Saisonabbruch, die Schwierigkeit, an einen Corona-Test zu kommen und warum er geduldiger werden muss.
Andy Schmid, Spielmacher der Rhein-Neckar Löwen über...
... einen möglichen Gehaltsverzicht: "Es wird von allen Seiten Solidarität brauchen - und wir Spieler sind diejenigen, die das größte Stück vom Kuchen essen, deswegen werden wir auch an erster Stelle kommen. Ich glaube schon, dass es dazu kommen wird und das man als Spieler zuerst vorangeht und Solidarität zeigt. Auch bezüglich Sponsoren, dass die nicht kommen und für ihre sieben Spiele noch ihr Geld möchten. Oder das Dauerkarten-Besitzer ihr Geld zurückhaben möchten. Deswegen glaube ich schon, dass wir als Spieler den ersten Schritt tun können und auch werden."
... einen möglichen Saisonabbruch: "Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Saison zu Ende gespielt wird. Wenn man jetzt die Entwicklungen der letzten paar Wochen sieht, dann kann ich mir das einfach nicht vorstellen - nur schon jetzt bei den Rhein-Neckar Löwen, wo wir bereits sechs Spieler haben, die positiv getestet wurden, dann kann man mal erkennen, wie schnell dieses Virus von Person zu Person geht.
Wir haben am Montag die Verordnung bekommen vom Gesundheitsamt, dass wir uns in Quarantäne begeben. Wir messen zweimal täglich unsere Temperatur und leiten das weiter. Wenn ich schon sehe, dass unsere Trainingshalle bis 19. April gesperrt ist, dann weiß ich nicht genau, wie wir in diesen drei Tagen uns auf das erste Spiel vorbereiten sollen. Mit Seilhüpfen und Klimmzügen am Baum im Garten ist es nicht gemacht."
Grippewelle hat nach der EHF-Cup-Reise begonnen
... über eine mögliche Ansteckung in Spanien: "Ich wurde noch nicht getestet. Es wurden nur die getestet, die auch Symptome hatten, aber da wir als Kontaktpersonen ersten Grades gelten, sitzen wir jetzt in Quarantäne. Aber ich muss dazu auch sagen, dass wir bereits vor drei Wochen nach unserem Spiel in Cuenca in Spanien über Madrid geflogen sind und wenn ich jetzt ein bisschen zurückdenke, dann kann ich mich erinnern, dass da unsere Grippewelle ein bisschen begonnen hat.
Ich möchte keinem Land den schwarzen Peter zuschieben, aber nach dieser Reise hat das Ganze schon begonnen. Ich hatte dann auch Symptome, muss ich ehrlich sagen. Ich hatte ein fiebriges Gefühl und ich hab dann auch mit Fiebermittel gespielt, da war das Thema Corona noch gar nicht so aktuell. Ich bin davon überzeigt, dass sehr viele es in sich tragen, ohne es zu wissen, und ohne das sie getestet wurden und das macht mir schon ein bisschen Angst."
Mannschaftsarzt musste Kontakte an Uniklinik nutzen
... über die Schwierigkeit, an Corona-Tests zu kommen: "Ich bin natürlich auch im Austausch mit Mads Mensah, der als erster positive Fall bei uns war und der hat auch erzählt, dass es sein Wunsch und Wille war, dass da ein Test durchgeführt wurde. Unser Mannschaftsarzt musste da seine Kontakte nutzen bei der Uniklinik, dass er überhaupt reinrutscht, weil da gesagt wurde, dass vor allem natürlich nur Risikopatienten getestet werden und Leute die aus Risikogebieten wieder einreisen."
... über seine aktuelle Situation in häuslicher Quarantäne: "Es geht eigentlich noch. Wir versuchen die Situation so anzunehmen, wie sie ist. Wir machen unser Fitnessprogramm eben zuhause, der eine hüpft mit dem Seil, der andere hebt einen Baumstamm im Garten oder macht Liegestütze. Da sind natürlich auch die Familien gefordert, viele von uns haben Kinder, die eigentlich zur Schule gehen. Jetzt müssen wir uns den Schulstoff noch übernehmen und denen das Einmaleins beibringen, uns wird nicht langweilig. Aber an ein geregeltes Training ist da nicht zu denken."
... über seine Kinderbetreuung: "Ich habe heute das Einmaleins wieder aufgefrischt, das läuft eigentlich ganz gut. Probiere meinem Sohn das beizubringen, aber ich habe da keine Geduld. Ich muss das noch ein bisschen üben, aber da habe ich wohl noch genügend Zeit."
Müssen als Sportler ein Zeichen setzen
... über den Austausch bei den Rhein-Neckar Löwen: "Wir sind über verschiedene Gruppen aktiv und tauschen uns da aus und fragen auch wie es geht und telefonieren auch. Da darf ich auch unseren Verein loben, der uns da immer auf den aktuellen Stand bringt, wir auch Informationen kriegen von unserer Geschäftsführerin. Hatten auch schon eine Telefonkonferenz am Montag, man merkt, dass man auch in dieser schwierigen Zeit zusammenrücken muss, was nicht nur auf die Finanzen bezogen ist, sondern auch wie man miteinander umgeht.
Seine abschließenden Worte zur Corona-Krise: "Jetzt müssen wir Vorbild sein, wir befinden uns seit Montag in Quarantäne und ich hoffe, dass die Leute das auch kapieren, dass es nicht nur eine Einwochen-Grippe ist, sondern dass wir die älteren Leute und die Risikopatienten schützen müssen und da müssen wir als Sportler wieder ein Zeichen setzen und voran gehen."