Am Sonntag (ab 18:00 Uhr) treffen die deutschen Handballer zum Abschluss der EM-Qualifikation auf Estland. Das Ticket für die EM 2022 in Ungarn und der Slowakei hat Deutschland bereits sicher, deshalb dient das Spiel in Stuttgart als letzter Härtetest in Alfred Gislasons Olympia-Casting.
Die Plätze für Tokio sind begrenzt. Im Gegensatz zu Welt- und Europameisterschaften, wo 16 Spieler eingesetzt werden dürfen, ist die Kaderstärke bei Olympischen Spielen auf 14 begrenzt. Zudem werden drei Spieler mitreisen, die als Backup außerhalb des Olympischen Dorfes untergebracht sein werden.
"Das Gerüst steht", kündigte Gislason in diesen Tagen an. Ein Überblick über die aktuelle Lage auf den verschiedenen Positionen im DHB-Team:
TOR
Es ist unwahrscheinlich, dass sich an der Rangordnung im deutschen Tor bis Tokio etwas ändert. Andreas Wolff ist die 1A-Lösung, seinen großen Wert unterstrich er auch beim 26:24 in Bosnien und Herzegowina am Donnerstag. Dahinter folgt 2007-Weltmeister Johannes Bitter vor Silvio Heinevetter. Im 14-köpfigen Kader dürfte nur Platz für zwei Schlussleute sein. Youngster Till Klimpke steht als Alternative bereit.
KREIS
Hier herrscht das größte Angebot, was für Gislason ein echtes Luxusproblem bedeutet. Die Kieler Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler kennen sich bestens aus dem Verein und sind gesetzt. Allerdings hat sich auch Johannes Golla bei der WM in Januar ins Rampenlicht gespielt und damit sehr gute Chancen. Jannik Kohlbacher sowie Sebastian Firnhaber sind weitere Optionen. Beide dürften aber schlechte Karten besitzen, auch weil Golla flexibel in Angriff und Abwehr einsetzbar ist. Es ist wahrscheinlich, dass Gislason drei Kreisläufer mit nach Tokio nimmt.
RÜCKRAUM MITTE
Philipp Weber genießt auf der Spielmacher-Position das Vertrauen. Das war bei der Weltmeisterschaft so, und daran änderte sich auch bei der Olympia-Qualifikation im März nichts. In Abwesenheit von Kapitän Uwe Gensheimer übertrug Gislason ihm für die beiden abschließenden Spiele der EM-Qualifikation sogar das Amt des Spielführers. Youngster Juri Knorr darf zumindest leise Hoffnungen auf ein Tokio-Ticket machen. Gislason ist Fan von dem 20-Jährigen, der gute Ansätze zeigt. Eine Nominierung ist aber eher unwahrscheinlich.
RÜCKRAUM RECHTS
Auf der Linkshänder-Position im Rückraum zeichnen sich leichte Tendenzen ab. Der 34-jährige Steffen Weinhold dürfte nicht zuletzt wegen seiner Erfahrung und als Teil des Kieler Blocks gesetzt sein. Fabian Wiede darf sich ebenfalls berechtigte Hoffnungen machen, zumal er auch gut auf die Mitte rücken kann. Außerdem hat WM-Fahrer und 2016-Europameister Kai Häfner gute Karten. Gut möglich, dass Gislason auf dieser Position auf drei Optionen setzt.
RÜCKRAUM LINKS
Julius Kühn, der bereits beim Gewinn der Bronzemedaille in Rio dabei war, ist der Mann der einfachen Tore - eine im DHB-Team sehr seltene und daher wertvolle Eigenschaft. Der Melsunger mit dem gewaltigen Abschluss dürfte seinen Platz sicher haben. Der Berliner Paul Drux fehlt zwar angeschlagen zum Abschluss der EM-Qualifikation, erwies sich bei der WM im Winter in seiner Rolle als Edeljoker aber immer wieder als belebendes Element. Zudem kann er wie Wiede auch auf die Mitte rücken. Auch WM-Teilnehmer Fabian Böhm und Finn Lemke rechnen sich Chancen aus, genauso wie Sebastian Heymann, der in Bosnien und Herzegowina aber noch nicht überzeugen konnte.
LINKSAUSSEN
Kapitän Gensheimer ist trotz zuletzt schwankender Leistungen im DHB-Trikot unter Gislason gesetzt, ein Verzicht auf den gerade in der Nationalmannschaft formstarken Marcel Schiller gilt ebenfalls als ausgeschlossen. Die Linksaußen-Position dürfte Gislason im Kopf bereits fix besetzt haben, es sei "höchstwahrscheinlich", dass beide in Tokio dabei sind, sagte der Bundestrainer zuletzt. Für den Rückkehrer und früheren EM-Champion Rune Dahmke dürfte kein Platz sein.
RECHTSAUSSEN
Timo Kastening scheint gegenüber Tobias Reichmann, beide in der Bundesliga für die MT Melsungen im Einsatz, leicht die Nase vorn zu haben. Patrick Groetzki gilt als dritte Option. Ob zwei Rechtsaußen mitkommen, ist fraglich. Da Gislason manche Positionen eher dreifach als doppelt besetzen dürfte, müsste dafür auf anderen Positionen Platz geschaffen werden. Rechtsaußen ist dafür eine Option.