Sky Experte Stefan Kretzschmar analysiert in seiner Kolumne regelmäßig die wichtigsten Themen aus der Welt des Handballs. Diesmal spricht er über die Spiele des vergangenen Spieltags, das anstehende 101. Nordderby und den Start der VELUX EHF Champions League.
Der SC Magdeburg baut seine Siegesserie aus und gewinnt nach einem packenden Match mit 32:31 gegen den THW Kiel. Es war ein tadelloses Spitzenspiel, es hat total Spaß gemacht zuzuschauen, zu kommentieren und die Intensität in der Halle mitzubekommen. Es war von der Stimmung und der Brisanz wie ein Meisterschaftsfinale. Da haben sich zwei Mannschaften präsentiert, die anmerken wollten, dass sie das Zeug haben, Deutscher Meister zu werden.
Respekt für Ludwigshafen und Balingen
Die Überraschungen des 4. Spieltags waren die Eulen Ludwigshafen und Balingen-Weilstetten. Ludwigshafen gewinnt deutlich mit 34:27 gegen den SC DHfK Leipzig und das absolut verdient. Die Eulen sind eine unfassbare Kämpfertruppe, die bei jedem Spiel immer alles gibt, obwohl sie personell etwas limitiert sind. Hut ab, auf die Art und Weise wie sie gegen Leipzig gewonnen haben, auch in der Deutlichkeit. Da muss man ihnen absoluten Respekt zollen.
Und Balingen (besiegt die MT Melsungen mit 36:23), das ist natürlich unfassbar. Melsungen mit 13 Toren zu schlagen - da hat sich die gesamte Handballwelt die Augen gerieben. Die Mannschaft, mit Talent ausgestattet wie Lipovina und Taleski auf den beiden Halbpositionen, ist über sich hinaus gewachsen. Die Spieler haben in der Hölle Süd alles gegeben. Da hat tatsächlich die Mentalität gegen die Qualität gewonnen - ohne dass es despektierlich klingen soll gegenüber Balingen.
Sieg im 101. Nordderby für Kiel Pflicht
Am Donnerstag steht ein weiteres Spitzenspiel in der LIQUI MOLY HBL an: Der amtierende Pokalsieger THW Kiel empfängt den Deutschen Meister SG Flensburg-Handewitt (live und exklusiv ab 18:30 Uhr live auf Sky Sport 2 HD). In dieser Liga kann jeder jeden schlagen, daher ist jedes Spiel ist richtungsweisend. Ich glaube nicht, dass die Deutsche Meisterschaft dieses Jahr mit vier Minuspunkten errungen wird. Alle Spitzenmannschaften werden mehr Minuspunkte sammeln, auch weil der ein oder andere Punkt überraschend abgegeben wird, wie zuletzt Flensburg in Wetzlar.
Diese Spitzenspiele sind das Salz in der Suppe, man kann und will dem unmittelbaren Konkurrenten Punkte abnehmen. Das haben Magdeburg und Flensburg in ihren jeweiligen Heimspielen gemacht und deswegen ist es für den THW Kiel schon fast absolute Pflicht, zuhause gegen Flensburg zu gewinnen.
Start der VELUX EHF Champions League
Außerdem geht die VELUX EHF Champions League wieder los: Die Zebras treffen zuhause auf Vive Kielce und Flensburg muss auswärts gegen Celje Lasko ran. Ich traue beiden Teams ohne Zweifel das Final 4 in Köln zu, aber das haben wir in den vergangenen Jahren den deutschen Mannschaften auch immer zugetraut.
Kiel und Flensburg haben die Qualität dazu erreicht, da steht für mich kein Fragezeichen dahinter. Es hängt immer viel davon ab, wen du zugelost bekommst. Bei den K.o.-Spiele kann jeder jeden schlagen und da haben wir in den vergangenen Jahren halt immer den Kürzeren gezogen. Ich würde mich freuen, wenn beide das Final 4 erreichen, oder es zumindest einem diese Saison auch gelingt.
Spiele in der Champions League sind das Nonplusultra
Die Bundesliga hat den Hauptfokus aller Mannschaften. Zumal die Vorrunde in der Champions League schon ein bisschen so ein Geplänkel ist, du kannst ja noch als Vierter das Achtelfinale erreichen. Deswegen sind das jetzt keine Genickbrüche, wenn mal ein Spiel in der Champions League verloren geht.
Zum anderen wollen natürlich beide diesen Wettbewerb. Die kokettieren natürlich damit auch bei der Verpflichtung neuer Spieler, dass diese dann nächstes Jahr in der Champions League spielen können - das ist natürlich immer ein großes Plus.
Die Königsklasse ist der mächtigste Wettbewerb außerhalb der Liga und deswegen sind die Spiele eher beflügelnd. Wenn man in so einem Spitzenklub wie Kiel oder Flensburg spielt, dann möchte man auch Champions League spielen und sich mit den Besten Europas messen. Beide Mannschaften haben einen Kader, der ausgewogen genug und bisher noch von Verletzungen verschont ist. Daher sehen die Spieler das auch nicht so als Belastung - denn die Champions League ist das Nonplusultra.