Bundestrainer Alfred Gislason im Exklusiv-Interview bei “Auszeit – Das Handball Spezial”
Gislason: "Von allen möglichen Lösungen war das die Richtige"
27.04.2020 | 09:12 Uhr
Sein Debüt als Bundestrainer konnte Alfred Gislason aufgrund der Coronakrise noch nicht geben. Wie er sich stattdessen in der Zwangspause beschäftigt und wie er den Abbruch der HBL sieht, erklärte er im Handball-Magazin "Auszeit – Das Handball Spezial".
Neu-Bundestrainer Alfred Gislason hätte sich sicherlich einen schöneren Einstand gewünscht. Für ihn sei die Situation aktuell ganz und gar nicht normal: "Das ist schon sehr eigenartig, vor kurzem wäre das Quali-Turnier in Berlin gewesen", so der 60-Jährige. Die deutsche Nationalmannschaft hatte sich bereits in Aschersleben zu einem Lehrgang zusammengefunden, um sich für die anstehenden Spiele vorzubereiten.
Die ständigen Unterbrechungen machen dem langjährigen Trainer ebenfalls zu schaffen, denn "ich kam ja schon aus der Pause, ich hatte nicht erwartet, dass es wieder eine Pause gibt. Der Isländer, der am 6. Februar als neuer Bundestrainer vorgestellt wurde, hatte - wie die wenigsten - mit solch einer Unterbrechung gerechnet.
"Keiner weiß, wann ich wieder einen Lehrgang bekomme"
Als weiteres großes Problem sieht Gislason die Ungewissheit über die Zukunft der Nationalmannschaft und den kommenden Kontrahenten: "Man kann gar nichts machen, außer Gegner zu analysieren, die vielleicht nicht kommen, beziehungsweise, man weiß nicht wann."
Wie so viele Menschen, hat auch der Bundestrainer mit den alltäglichen Veränderungen zu kämpfen: "Man hat dauernd ein schlechtes Gewissen, dass man in seinem eigenen Job nichts machen kann."
Zwar bereitet er sich intensiv auf seine kommenden Gegner, wie die Ukraine und Schweden, vor, jedoch stellt die praktische Vorbereitung auf diese Spiele die nächste Hürde dar. Denn "keiner weiß, wann ich wieder einen Lehrgang bekommen kann, um die Mannschaft zu trainieren", so der Trainer der DHB-Auswahl.
Gislason: Haben keine Hühner für den Hühnerstall
Der Bundestrainer versucht "die Vormittage etwas mit Handball zu machen", die Nachmittage hält er sich jedoch für "verschiedene Sachen" frei. Darunter gehören neben dem Pflegen des heimischen Gemüsegartens seit neuestem auch der Bau eines Hühnerstalls.
"Wir haben keine Hühner für den Hühnerstall, der ist aber so gut geworden, dass meine Frau gesagt hat, dass wir den für was Anderes verwenden sollen." Doch für was der Hühnerstall nun gut sein soll, darauf hatte der ehemalige THW-Coach keine Antwort parat. Die Verzweiflung scheint wohl groß zu sein...
"Seine Entwicklung war überragend"
Neben Gislason war bei Sky Sport auch einer seiner Schützlinge im DHB Team zugeschaltet. Nationalspieler Hendrik Pekeler, der durch den Abbruch der HBL-Saison mit dem THW Kiel neuer deutscher Meister ist, wurde vom Bundestrainer mit warmen Worten empfangen. "Der Werdegang war wichtig für ihn, er hätte sich aber überall durchgesetzt. Seine Entwicklung war überragend", so Gislason über den Kreisspieler der Kieler.
Weiter bezeichnet der isländische Coach "Peke" als "kompletten Spieler, der gereift ist und nicht umsonst beinahe Kapitän im Spiel gegen Holland war." Gislason hatte den Kieler zuvor zum Kapitän gegen Holland erklärt. Aufgrund der Corona-Pandemie fand das Nachbarschaftsduell jedoch nicht statt. Es wäre Pekelers erster Einsatz als Kapitän gewesen.
"Von allen möglichen Lösungen war das die Richtige"
An seinen ehemaligen Assistenten Filip Jicha richtete Gislason bereits beste Glückwünsche zum Sieg der deutschen Meisterschaft: "Ich habe ihm schon gratuliert und den anderen Verantwortlichen." Auch wenn ich neutral bin, habe ich mich schon gefreut, wie der THW gespielt hat und dass sie Meister geworden sind." Aus Sicht des erfahrenen Trainers haben die Kieler „einen guten Job gemacht."
Nichtsdestotrotz bedauert der Ex-Kiel-Coach den Abbruch der LIQUI MOLY HBL: „Sicherlich hätten sich alle das anders gewünscht, aber von allen möglichen Lösungen war das die Richtige."
Insgesamt äußerte sich Gislason Sky Sport gegenüber jedoch verständnisvoll: „Natürlich kann man andere Regelungen und Werte nehmen, aber ich glaube der THW wäre immer noch vorne gewesen. Die Saison ohne einen Meister abzubrechen hätte ich nicht gut gefunden."
Bundestrainer sieht rosige THW-Zukunft
Auch mit Blick in die Zukunft sieht Gislason den THW weiter ganz oben: "Hoffen, dass die Liga weitergehen kann. Der THW wird diese Entwicklung weitergehen. Die Mannschaft ist im richtigen Alter:" Weiter bezeichnet er die Zebras als "eine homogene Mannschaft."
Der Rekordmeister kann sich freuen, denn in der kommenden Saison wird ein Spieler an die Kieler Förde wechseln, der von Experten als der beste Handballer der Welt gehandelt wird. Die Rede ist von Sander Sagosen. Und auch der Bundestrainer sieht einen ganz großen Handballer im Norweger: "Mit Sagosen kommt ein Weltklasse Spieler dazu, ein sehr starkes Element."