EM-Quali als letzter Test: DHB-Team will mit Rückenwind zur WM
11.01.2021 | 19:31 Uhr
Die deutschen Handballer wollen bei der WM-Generalprobe in Köln weiter an ihrer Form feilen. Zugleich kann das DHB-Team beim Qualifikationsspiel gegen Österreich sein EM-Ticket lösen.
Eigentlich ordnet Alfred Gislason dem Erfolg alles unter, erst recht, wenn es um das EM-Ticket geht. "Unter normalen Umständen", sagte der Handball-Bundestrainer vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich, "würden wir mit voller Konzentration draufgehen, um das Spiel zu gewinnen." Doch die Partie am Sonntag, ab 18:10 Uhr, in Köln ist zugleich die WM-Generalprobe seines Teams - und der Fokus deshalb ein anderer.
"Ich werde viel testen, um mit der Mannschaft voranzukommen. Während der WM habe ich kaum Möglichkeit, Leute oder Taktiken auszuprobieren", kündigte der DHB-Coach an. Dass sich seine Mannschaft inmitten des WM-Countdowns durch einen Sieg gegen das Nachbarland vorzeitig für die Europameisterschaft 2022 in Ungarn und der Slowakei qualifizieren kann, ist nebensächlich.
Nach dem Wirbel um die Verbal-Attacke von Andreas Wolff gegen die coronabedingten WM-Absagen einiger Teamkollegen möchte der Isländer im zweiten Härtetest gegen den EM-Achten seinen Fokus zurück auf die sportlichen Herausforderungen legen. Von denen gibt es fünf Tage vor dem ersten Spiel bei der Weltmeisterschaft in Ägypten noch genug.
Zum Beispiel in der Abwehr. Dort hatte Gislason im ersten Aufeinandertreffen mit Österreich am Mittwoch (36:27) "viele Punkte gesehen, die wir besser machen können und müssen". Vor allem in der 6:0-Deckung, die sich nach den Absagen der Kieler Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler neu formieren muss und in der Anfangsphase noch Probleme in der Absprache zeigte. Hier gilt es für Johannes Golla und Sebastian Firnhaber, sich weiter einzuspielen.
Die 5:1-Deckung hingegen habe bereits "ganz gut" funktioniert, lobte der 61-jährige Gislason. Hier agierte in Graz zuletzt Fabian Böhm als Spitze, in Köln könnte Marian Michalczik diesen Part ausfüllen. Der Berliner hatte die Partie in Österreich wegen einer Augenverletzung verpasst, soll nach Angaben von Gislason aber rechtzeitig fit werden.
Gislason will jenen Spielern, die beim ersten Spiel in Österreich nicht im Kader standen, auf jeden Fall Spielzeit einräumen. So werden neben Michalczik auch Christian Dissinger und Antonio Metzner in den Spieltags-Kader rücken, Metzner könnte somit sein DHB-Debüt feiern.
Auch Moritz Preuss soll auflaufen. Ob der Kreisläufer nach seiner vor einigen Tagen erlittenen Knieprellung spielen kann, entscheidet sich erst kurzfristig. Auf Linksaußen wird Kapitän Uwe Gensheimer für den in der Steiermark bärenstarken Marcel Schiller (elf Tore) auf dem Feld stehen.
Unabhängig von der sportlichen Leistung erkannte Gislason bereits Fortschritte in puncto Teambuilding, das beim Mega-Turnier am Nil die ersatzgeschwächte Mannschaft weit tragen soll: "Die Mannschaft brennt darauf, Spaß und Erfolg zu haben, alle sind mit Begeisterung dabei, ich bin sehr zufrieden mit der Stimmung", sagte Gislason, der seine drei Spiele als DHB-Coach bislang allesamt in der EM-Qualifikation bestritt - und alle gewann.
Sieg Nummer vier am Sonntag wäre der bislang wichtigste seiner kurzen DHB-Laufbahn, die wenige Tage später in Ägypten erst richtig startet.