Er gilt als der Franz Beckenbauer des deutschen Handballs. Heiner Brand wurde als erster Handballer sowohl als Spieler als auch als Trainer Weltmeister. Am heutigen Mittwoch feiert der Gummersbacher seinen 65. Geburtstag.
Keine ausschweifende Sause, kein Getöse, nur ein gemütliches Beisammensein im engsten Familienkreis soll es geben: Auch an seinem Ehrentag bleibt Heiner Brand seiner bodenständigen Art treu. Am heutigen Mittwoch feiert der deutsche "Handball-Kaiser" seinen 65. Geburtstag. Er kann zurückblicken auf eine der großen Karrieren des deutschen Sports.
Als Sky Experte noch immer voll am Ball
Sechs Jahre nach seinem Rücktritt als Bundestrainer und dem endgültigen, holprigen Abschied vom Deutschen Handballbund vor zwei Jahren haben sich Brands Prioritäten etwas verschoben. Zwar ist der Mann mit dem legendären Walross-Schnauzer dem Profi-Handball als Sky Experte immer noch eng verbunden, den Kontakt zum DHB aber bezeichnet er als "nicht existent". Als Nebenbeschäftigung referiert Brand heute in Vorträgen über Teambuildung und Motivation.
"Ich bin sehr zufrieden und schätze es, dass die Zeit ein bisschen ruhiger geworden ist. Ich genieße, dass ich noch aktiv sein kann, ein bisschen von den Enkelkindern mitbekomme", sagte Brand dem SID. Neben der Zeit mit der Familie fährt er mit Freunden Rennrad, oder spielt mit alten Weggefährten Golf. "Es ist schön, wenn ich mit ehemaligen Mitspielern oder Spielern, die unter mir trainiert haben, zusammen sein kann", sagte Brand: "Aber ich lebe nicht so sehr in der Vergangenheit."
Diese ist untrennbar mit dem Handball verbunden - als Spieler und Trainer. Unvergessen ist das Wintermärchen im Februar 2007, als Handball-Deutschland nach dem WM-Titel im eigenen Land im kollektiven Freudentaumel versank. "Das war für unsere Sportart ein ganz außergewöhnliches Erlebnis, das kaum zu toppen ist", sagte Brand, der als erster Handballer sowohl als Spieler als auch als Trainer Weltmeister wurde.
Vier Jahre nach dem geschichtsträchtigen Erfolg war Schluss als Bundestrainer. Mit einer Rückkehr ins Trainergeschäft hat sich Brand seitdem nie befasst. "Ich habe nicht einmal das Gefühl gehabt, auf die Bank zurückkehren zu müssen", sagt er.
Nicht immer war Brands 14 Jahre dauernde Bundestrainer-Laufbahn nur von Erfolgen geprägt. Sowohl im EM-Endspiel 2002 als auch im Finale der WM 2003 kassierte er mit seinen Teams bittere Niederlagen, bevor bei der EM 2004 endlich der erste Titel eingefahren werden konnte. Nach dem Triumph bei der Heim-WM folgten Jahre der Erfolglosigkeit.
Dem VfL Gummersbach gehört sein Herz
Eine Ikone ist Heiner Brand auch beim VfL Gummersbach. Bereits mit sieben Jahren trat er dem Klub bei. Als er Jahre später in der Bundesliga-Mannschaft des VfL debütierte, bekam er zunächst kein Gehalt, sondern einen Kredit für ein Auto in Höhe von 1500 Mark. Den musste er mit monatlich 100 Mark Fahrgeld abstottern.
Eine gute Investition des Vereins: Brand holte mit seinem VfL als Spieler sechsmal die deutsche Meisterschaft, viermal den DHB-Pokal und auch auf internationaler Ebene zahlreiche Titel. Und auch in seinen insgesamt sechs Jahren als VfL-Trainer gewann der oberbergische Traditionsverein noch zwei Mal die Meisterschaft.
Bis heute gehört dem VfL sein Herz. Als seiner alten Liebe in der vergangenen Saison lange der Abstieg drohte, sagte Brand: "Der VfL Gummersbach nicht in der Bundesliga - das kann und will ich mir einfach nicht vorstellen." Es gibt wohl keinen Fan, der dasselbe nicht auch über Heiner Brand und den Handball sagen würde.
