Diese Rückkehr wird als das spektakulärste Handball-Comeback des Jahres eingehen: Henning Fritz ist zurück im Tor! Der 46-jährige Weltmeister von 2007 steht ab sofort als Aushilfe zwischen die Pfosten der SG Flensburg-Handewitt. Warum, wieso und weshalb erklärt die Handball-Ikone bei Sky.
Was für ein spektakuläres Comeback! Henning Fritz kehrt zurück in die Bundesliga. Für die SG Flensburg-Handewitt wirft sich der Weltmeister neun Jahre nach seinem Karriereende wieder in ein HBL-Trikot. Der 46-Jährige soll die Nordlichter nach der Verletzung von Stammkeeper Benjamin Buric für die restlichen fünf Wochen im Saison-Endspurt um die deutsche Meisterschaft unterstützen.
Fritz über Rückkehr: "Macht mich sehr stolz"
"Dass ich nun doch nochmal ins Handballtor zurückkehre, hätte ich nicht für möglich gehalten", sagte Fritz im Exklusiv-Interview mit Sky kurz nach der Verkündung. "Es macht mich sehr stolz und ich freue mich, dass ich hier noch einmal die Möglichkeit habe, zu zeigen, dass ich auch im fortgeschrittenen Alter noch die ein oder andere Parade liefern kann."
Der Handball-Oldie soll in erster Linie eine Back-up-Rolle hinter Torbjörn Bergerud und dem jungen Felix Backhaus einnehmen. Fritz werde den beiden gerne mit "Rat und Tat zur Seite stehen und wenn Not am Mann ist, werde ich dann gerne einspringen und versuchen, die Erfahrung mit einzubringen." Fritz war in seiner Zeit als Profi für den SC Magdeburg, beim THW Kiel und für die Rhein-Neckar Löwen aktiv. 235 Mal war er für die deutsche Nationalmannschaft im Einsatz und holte unter anderem die olympische Silbermedaille 2004 in Athen, den EM-Sieg im selben Jahr sowie den WM-Titel 2007 im eigenen Land.
Voting: Was haltet ihr von dieser Rückkehr?
Fritz ist bereits am Sonntag in der Partie beim TBV Lemgo Lippe spielberechtigt (ab 15:55 Uhr live auf Sky Sport 3 oder in der Sonntags-Konferenz ab 15:25 Uhr live auf Sky Sport 2 und im Livestream auf skysport.de). Noch am Donnerstagabend war der Weltmeister von 2007 beim Heimspiel der Flensburger gegen die Rhein-Neckar Löwen (26:26) als Sky Experte im Einsatz und hatte auf die Fragen von Kommentator Karsten Petrzika zu einem möglichen Torhüter-Comeback noch ausweichend und verhalten reagiert.
Entscheidung kam "aus dem Bauch heraus"
Doch wie kam es nach nicht einmal 24 Stunden zur Wende? "Die Verwandtschaft mit Trainer Maik Machulla ist sicher ein Faktor dafür. Wir sind privat miteinander verbunden und als der Anruf von ihm kam, hab ich nicht groß überlegen müssen und aus dem Bauch heraus entschieden", erklärt Fritz seine Beweggründe. Mit dem Coach verbindet Fritz zahlreiche Erinnerungen. In ihrer gemeinsamen Zeit beim SC Magdeburg gewannen sie 2001 die deutsche Meisterschaft sowie den EHF-Pokal 1999 und 2001.
Nun hält sich der gebürtige Magdeburger mit schweißtreibendem Crossfit-Training und Joggen in den letzten Monaten fit. "Das war für mich eine Grundvoraussetzung, mich überhaupt wieder ins Tor zu stellen", so Fritz. Am Samstag wird es dann auch ernst für den Keeper-Oldie: Nach der Videobesprechung geht es dann los in Richtung Lemgo. Doch davor will der 1,88 Meter große Torwart noch einmal einige Bälle zwischen die Hände bekommen. Denn im Ernstfall will er auch bestmögliche Leistungen abrufen.
Fritz: Gewisse Dinge verlernt man nicht
Ist das nach so einer langen Pause überhaupt umsetzbar? "Das letzte Mal im Tor stand ich bei einem All-Star-Benefizspiel, das ist auch schon gut über ein Jahr her. Mein Karriereende liegt auch schon eine Weile zurück, nichtsdestotrotz gehe ich davon aus, dass man gewisse Dinge, die man sich über 20-25 Jahre angeeignet hat, nicht ganz verlernt. Jetzt gucken wir mal, was davon noch da ist und inwieweit ich das noch umsetzen kann", gibt sich der Welthandballer von 2004 zuversichtlich.
Ob der Ex-Kieler Fritz (von 2001 bis 2007 beim THW aktiv) im Titel-Showdown der HBL noch zum entscheidenden Faktor wird, dürfte sich in den verbleibenden Spielen zeigen. Neben den Füchsen Berlin steht noch die Partie gegen Fritz' ehemaligen Verein SC Magdeburg an. Wichtige Partien, die die Flensburger unbedingt gewinnen müssen, wenn sie noch eine Chance auf die Deutsche Meisterschaft haben möchten. Denn aufgrund des Remis am Donnerstag gegen die Rhein-Neckar Löwen liegt der THW Kiel (57:5 Punkte) in der Tabelle nun vor der Mannschaft von Machulla (54:6 Punkte).
Zum Durchklicken: Die erfolgreiche Karriere von Henning Fritz
Fritz, der seine Vergangenheit bei den Flensburger Rivalen THW Kiel, SC Magdeburg und den Rhein-Neckar Löwen verbrachte, würde nur zu gerne seinen Kurzeinsatz mit einer weiteren Meisterschaft krönen. "Das wäre natürlich ein Traum, dem momentan führenden THW Kiel die Meisterschaft noch wegzunehmen - aber grundsätzlich geht es darum, erst einmal die verbleibenden Spiele zu gewinnen, die noch schwierig genug werden. Und wenn uns das gelingen sollte, wird man sehen, inwieweit der THW seine Spiele erfolgreich bis zum Ende bestreitet. Wenn wir das Glück und die Chance haben, würde ich mich natürlich freuen."
Sollte das Glück tatsächlich aufseiten der SG Flensburg-Handewitt liegen, wäre es die insgesamt sechste Deutsche Meisterschaft für Fritz. Ein besseres Happy End könnte es für die Handball-Ikone wohl kaum geben.