Kein Meister in der HBF: Thiel wehrt sich gegen Diskriminierungsvorwurf
Diskriminierung? Darum hat die Frauen-Liga keinen Meister gekürt
24.04.2020 | 20:03 Uhr
Anders als die Handball-Bundesliga der Männer hat die Liga der Frauen keinen Meister gekürt. Diese Entscheidung kann der Tabellenerste Borussia Dortmund nicht nachvollziehen. Nun wehrt sich HBF-Chef Andreas Thiel gegen den Diskriminierungsvorwurf.
Die BVB-Spielerinnen zeigen sich auf Instagram mit montierten Bärten, dazu den Text: "Wäre ich ein Mann, wäre ich jetzt deutscher Meister." Denn im Gegensatz zur Handball-Bundesliga Frauen (HBF) hat die LIQUI MOLY HBL die Saison abgebrochen und Tabellenführer THW Kiel zum Meister gekürt.
"Komisch, dass es einen Unterschied gibt"
Dortmunds Handball-Frauen wähnten sich nach 17 Siegen aus 18 Spielen auf einem gutem Weg zu ihrer ersten Meisterschaft, obwohl noch acht Spieltage ausstanden, darunter das Auswärtsspiel in Bietigheim Platz zwei). Die Entscheidung, den Meistertitel in der HBF nicht zu vergeben, ist für den BVB nicht nachvollziehbar: "Ich finde es komisch, dass es da einen Unterschied gibt zwischen der Männer- und der Frauen-Liga. Wir hatten es verdient, Meister zu werden, haben eine gute Saison gespielt und Bietigheim zweimal geschlagen", so Spielerin Kelly Dulfer gegenüber Sport1.
Andreas Thiel, Vorstandschef der Frauen-Liga wehrt sich gegen Diskriminierungsvorwürfe. "Der Bundesratsbeschluss stelle für jeden der Verbände nur eine Empfehlung dar. Und ich habe da nirgendwo gelesen, dass ich einen Meister benennen muss." So stehe jedem Verband frei, eigene Entscheidungen zu treffen, sagt der 60-Jährige den Ruhr Nachrichten. Die Diskriminierungsvorwürfe wehrt er vehement ab: "Ich bin Vater von drei Töchtern, ich trainiere seit 20 Jahren Frauen, mir vorzuwerfen, ich diskriminiere Frauen, ist abwegig."
Rechnerisch hätten drei Teams die Chance auf den Titel gehabt
Doch warum hat sich die HBF letztendlich dagegen entschieden, den BVB zum Meister zu machen? "Wenn wir niemanden absteigen lassen, weil jeder noch rechnerisch den Klassenerhalt erreichen kann, dann ist es für mich einfach nicht logisch, einen Meister zu küren, wenn rein rechnerisch noch drei Vereine in der Lage waren, Deutscher Meister zu werden."
Und weiter: "Man sollte sich weniger Gedanken um den besseren kosmetischen Abschluss der Saison machen, sondern viel mehr darüber, wie und auf welche Weise und zu welchen Bedingungen wir in diesem Kalenderjahr noch Handball spielen können."