Michael "Mimi" Kraus über Kiels Krise: Interne Querelen sorgen für Unruhe
"Diskussion um Gislason stellt sich nicht"
23.10.2017 | 15:02 Uhr
Vor Saisonbeginn war die Marschroute des THW Kiel klar: Der Rekordmeister will um alle drei Titel spielen. Die Bilanz nach sieben Wochen: Pokal? Futsch. Meisterschaft? Abgehakt. Champions League? Chancenlos.
Die Zebras stehen vor den Scherben einer verkorksten Saison. Das frühe Pokal-Aus im Achtelfinale bei der TSV Hannover-Burgdorf (22:24) ist der vorläufige Höhepunkt der schweren Krise. Die nächste titellose Spielzeit nach 2016 scheint programmiert. Und das schon im Herbst.
Für Sky Experte Michael "Mimi" Kraus liegen die Gründe für die Kieler Krise auf der Hand: "Ich glaube, die potentiellen Leistungsträger sind aktuell nicht auf ihrem Niveau. Außerdem kämpfen die Kieler viel mit Verletzungen. Kapitän Domagoj Duvnjak fällt monatelang aus. Er ist ein Spieler, der vorangeht", so der Rückraumspieler des TVB 1898 Stuttgart.
Steife Brise hinter den Kulissen
Doch nicht nur sportlich haut es beim Rekordmeister nicht hin. Auch hinter den Kulissen weht eine steife Brise beim THW. "Mannschaftsintern gab es auch das ein oder andere Thema, das vom Sport abweicht. Vor allem, wenn Andreas Wolff eine Aussage tätigt, dann muss er sich darüber im Klaren sein, dass es durch ganz Deutschland geht. Ich glaube, er war sich dieser Tragweite nicht bewusst", meint Kraus am Sky Mikro.
Der DHB-Keeper hatte sich mit dem Verein nicht über eine Verlängerung seines Vertrages einigen können und liebäugelte bereits vor der Saison mit einem Wechsel. "Man muss seine Schlüsse daraus ziehen und sich Gedanken machen", so Wolff gegenüber dem NDR. Der 26-Jährige war erst vor der abgelaufenen Saison aus Wetzlar nach Kiel gewechselt, war aber nicht zufrieden mit seinen Einsatzzeiten. Anfang Oktober gab es zumindest in Sachen Wechseltheater Klarheit um Wolff: Der Nationalkeeper wechselt im Sommer 2019 zu Vive Kielce.
Interne Querelen sorgen für Unruhe
Und genau diese internen Querelen sorgen "für Unruhe in der Mannschaft, was völlig unnötig ist für ein Team, das richtig durchstarten wollte nach dem Übergangsjahr", so Kraus. "Und dann verliert man eben in der Bundesliga diese Spiele. Und im Pokal scheidet man aus. Es wird nicht einfacher für den THW."
Denn am Samstag droht den Kielern der nächste Tiefschlag, wenn es in der Liga bei den zweitplatzierten Füchsen Berlin um das letzte Fünkchen Hoffnung in Sachen Titelkampf geht. Schon jetzt beträgt der Rückstand auf die Spitze sechs Punkte. Und im Pokal knockten die Füchse Flensburg aus (29:26).
Gislason steht nicht zur Debatte
Trotz der Krise der Kieler steht eine Position für Kraus nicht zu Debatte: Coach Alfred Gislason. "Meiner Meinung nach stellt sich die Diskussion überhaupt nicht. Wenn man auf die Titelsammlung von Alfred schaut, dann ist er über jeden Zweifel erhaben", betont der ehemalige Nationalspieler und fordert Geduld: "Man muss dieser Mannschaft eben noch Zeit geben." Zwar wünsche man sich beim THW schnell, dass sich der Erfolg einstellt, doch "es ist ein langer Weg. Aber in der Bundesliga gewinnt man kein Spiel im Vorbeigehen."