2007 - das Jahr in dem der deutsche Handball Geschichte schrieb. Denn heute vor genau 13 Jahren begann die Dominanz der Handball-Bundesligisten in den europäischen Pokalwettbewerben. Zudem holte der THW Kiel in diesem Jahr das Triple und die DHB-Auswahl wurde im eigenen Land Weltmeister.
Es ist Sonntag, der 29. April 2007, als gegen 20:15 Uhr in der "Höhle des Löwen" im ausverkauften Palacio de los Deportes 6000 frenetische Zuschauer bis zur letzten Sekunde zittern. Der HSV Hamburg liegt beim spanischen Vertreter Ademar Leon mit fünf Toren zurück, der 28:24-Sieg vom Hinspiel somit wertlos - doch am Ende jubeln die Hanseaten.
Warum? Weil Yoon Kyung-Shin, der Welthandballer von 2001 und ewige Rekordtorschütze der HBL, das alles entscheidende Tor erzielt und dem HSV in einem Herzschlagfinale den allerersten internationalen Triumph beschert. Trotz der 33:37-Niederlage sichern sich die Deutschen den Europapokal der Pokalsieger - weil sie mehr Auswärtstore erzielten.
HBL-Klubs erobern Europa im Sturm
Eine tolle Erfolgsgeschichte, doch das war bei weitem noch nicht alles an diesem geschichtsträchtigen Abend: Die deutschen Klubs eroberten Europa im Sturm. Alle drei europäischen Pokalwettbewerbe (außerdem EHF-Pokal und Champions League) gingen am selben Tag (!) an Bundesliga-Mannschaften. Das gab es zuvor noch nie. Lediglich der spanischen Liga war es gelungen, in einem Jahr alle Wettbewerbe zu gewinnen.
Doch der Reihe nach: Am Nachmittag holte der SC Magdeburg ebenfalls gegen ein spanisches Team (CAI Aragon - 31:28) zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte den EHF-Pokal. Dabei war Silvio Heinevetter der überragende Schlussmann. Im Hinspiel hatte sich die Mannschaft von Trainer Bogdan Wenta bereits ein 30:30 erkämpft.
Außerdem kletterte der THW Kiel zum ersten Mal in seiner titelträchtigen Vereinsgeschichte auf den Königsklassen-Thron. Die Zebras gewannen das Champions-League-Rückspiel gegen den deutschen Rivalen aus Flensburg-Handewitt knapp mit 29:27, im Hinspiel hatten sie sich noch mit einem 28:28-Remis getrennt. Am Ende stemmte THW-Kapitän Stefan Lövgren den überdimensionalen Siegerpokal Richtung Hallendecke.
Und zu guter Letzt machte der HSV um den damaligen Trainer Martin Schwalb das deutsche Triple im europäischen Pokalwettbewerb perfekt. Was für ein Tag!
Weltmeister im eigenen Land
2007 ist einfach das Jahr des deutschen Handballs, denn bereits am 4. Februar hatte sich die Nationalmannschaft den Weltmeister-Titel gegen Polen im Endspiel (29:24) im eigenen Land gesichert. Damit holte Deutschland nach 1938 und 1978 zum dritten Mal die WM-Trophäe. Der Handballsport hatte in der Bundesrepublik fortan einen ganz anderen Stellenwert, denn mit knapp 16,17 Millionen Zuschauern während des Endspiels gelang der Sportart eine nie zuvor erreichte TV-Quote.
Und der Erfolg der deutschen Klubs schien jetzt erst so richtig Fahrt aufzunehmen, denn nur drei Jahre später gelang erneut das Triple in den wichtigsten europäischen Pokalwettbewerben. 2010 sicherte sich der TBV Lemgo am 22. Mai den EHF-Pokal, fünf Tage später gewann der VfL Gummersbach den Europapokal der Pokalsieger. Kiel krönte sich am 30. Mai erneut zum Champions-League-Sieger.
Eine absolute Machtdemonstration
2012 wiederholte sich das Szenario. Frisch auf Göppingen holte am 24. Mai den EHF-Pokal. Am 27. Mai gewann der Rekordmeister aus Kiel zum dritten Mal binnen weniger Jahre die EHF Champions League und die SG Flensburg-Handewitt holte den Europapokal der Pokalsieger am 25. Mai.
Zudem gewann der THW Kiel 2007 und 2012 sogar das Triple mit Champions League, DHB-Pokal und deutscher Meisterschaft - eine absolute Machtdemonstration der deutschen Teams in diesen fünf Jahren.