Lukas Tulovic im Interview: "In der MotoE hast du echte Chancengleichheit"
21.03.2024 | 23:44 Uhr
Lukas Tulovic ist der einzige deutsche Fahrer, der bei der am Wochenende startenden MotoE um WM-Punkte kämpft. Der 23-Jährige spricht im Interview mit skysport.de über die Besonderheiten der Elektro-Bikes, seine Ziele und seinen Job als Sky Experte in der MotoGP.
Vor zwei Wochen hat Lukas Tulovic noch als Experte den Auftakt der MotoGP kommentiert, am Samstag fährt er in Portimao beim Start der MotoE selbst um Punkte (das Qualifying am Freitag und die Rennen am Samstag LIVE im kostenlosen Stream bei Sky).
Skysport.de: Herr Tulovic, wie haben Sie Ihr erstes Wochenende als Sky Experte erlebt?
Lukas Tulovic: Ich habe früher schon einmal als Experte gearbeitet, aber so etwas, wie es bei Sky aufgezogen ist, habe ich noch nicht erlebt. Ich habe viel positives Feedback von Freunden bekommen. Ich fand es sehr beeindruckend und es hat großen Spaß gemacht, Teil des Teams zu sein.
Skysport.de: Experte bei der MotoGP und Fahrer in der MotoE - wie bekommen Sie beides unter einen Hut?
Tulovic: Ich bin außerdem noch Coach für eine Nachwuchs-Serie in Zusammenarbeit mit dem ADAC und KTM. Ich bin es gewohnt, jedes Wochenende unterwegs zu sein und finde es sehr interessant.
Skysport.de: Worauf freuen Sie sich beim ersten MotoE-Rennen der Saison in Portimao?
Tulovic: Die Landschaft an der Algarve und die Strecke sind wunderschön, es ist das erste Rennen und die neue MotoE-Maschine fährt sich super.
Skysport.de: Im Unterschied zu anderen Klassen haben bei der MotoE alle Teams das gleiche Motorrad. Was heißt das für die Rennen?
Tulovic: In der MotoGP gibt es ziemlich große Unterschiede zwischen den Bikes, in der Moto2 haben alle die gleichen Motoren, aber verschiedene Chassis-Hersteller und in der MotoE hast du identische Motorräder und für alle die gleichen Reifen. Es ist also echte Chancengleichheit gegeben. Im Rennen kommt es darauf an, welches Team das Setup am besten hinbekommt, wer der beste Fahrer ist, wer sich auf der Strecke am besten fühlt und wer den Sieg am meisten will.
Skysport.de: Was sind die Unterschiede zwischen einer Elektro-Ducati V21L und Ihrer alten Moto2-Maschine?
Tulovic: Die Elektro-Ducati wiegt 227 Kilogramm und ist damit ungefähr 80 Kilo schwerer als meine alte Moto2-Maschine. Durch die größere Masse ist es schwieriger, das Motorrad von einer in die nächste Kurve herumzuhieven und der Reifenverschleiß ist höher. Auf der anderen Seite fallen durch den Elektro-Antrieb die Schaltvorgänge weg, für den Fahrer bedeutet das weniger Arbeit. Man kann mehr auf kleine Details achten und viel präziser fahren.
Skysport.de: Wie schnell ist die MotoE im Vergleich zur Moto2 und MotoGP?
Tulovic: In der MotoGP liegt der Topspeed bei 368 km/h, in der Moto2 bei etwa 305 km/h und in der MotoE fahren wir um die 280 km/h.
Skysport.de: Wer sind die WM-Favoriten?
Tulovic: Titelverteidiger Mattia Casadei (Italien, LCR E-Team) ist als erster Favorit zu nennen. Sein Teamkollege Eric Granado (Brasilien) ist noch nicht so konstant, aber an manchen Wochenenden unglaublich schnell. Jordi Torres (Spanien, Openbank Aspar Team) war zweimal Weltmeister. Ihn muss man auch auf der Liste haben. Matteo Ferrari (ITA, Felo Gresini) war der erste MotoE-Weltmeister und ist immer noch superschnell.
Skysport.de: Welche Ziele haben Sie und Ihr Team Dynavolt Intact GP sich gesteckt?
Tulovic: Mein Teamkollege Hector Garzo und ich wollen die Team-Weltmeisterschaft gewinnen. Mein Ziel ist es, jedes Renn-Wochenende vorne mit dabei zu sein und ums Podium mitzufahren. Ich hoffe, dass mir das schon beim ersten Rennen gelingt. Ich bin zwar früher schon in der MotoE gefahren und habe 2021 ein Rennen gewonnen, aber jetzt komme ich aus der Moto2 und bin eher der Underdog. Die Fahrer, die schon länger dabei sind, kennen das in der vergangenen Saison neu eingeführte Einheits-Motorrad viel besser, das ist ein großer Vorteil.
Das Interview führte Thorsten Mesch
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