Rafael Nadal, Novak Djokovic und Roger Federer dominieren den Tennissport seit über einem Jahrzehnt und sind als die drei besten Spieler der Geschichte anerkannt. Mit seinem Sieg in Australien hat Nadal die Debatte, wer der Beste des Trios ist, nun endgültig beantwortet. Ein Kommentar.
"Advantage, Nadal", twitterte Nadals Sponsor Nike nach dem unfassbaren Endspiel um die Australian Open, dass der Spanier gegen Daniil Medvedev nach über fünf Stunden für sich entscheiden konnte. Nadal steht nun mit 21 Grand-Slam-Siegen alleine auf Platz eins in dieser Wertung und hat einen Titel mehr gewonnen als seine beiden großen Konkurrenten Djokovic und Federer.
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Vorteil Nadal also in der GOAT-Diskussion. Der Frage, welcher der drei Spieler der Greatest Of All Time, also der größte Spieler der Geschichte des Tennis ist. Doch der 35-Jährige hat sich mit seinem fast schon unwirklichen Comeback-Sieg nicht nur einen Vorteil in der GOAT-Diskussion erarbeitet, sondern hat die Debatte im Grunde beendet.
Federer mit schlechten Karten in der GOAT-Diskussion
Der 40-Jährige Federer kämpft sich nach einer Knieverletzung ein weiteres Mal zurück, aber seine Zeit ist sehr wahrscheinlich abgelaufen, wenn es darum geht, bei einem der vier Slams noch einmal die Trophäe in den Himmel zu heben. Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass der Schweizer seinen "guten Freund und großen Rivalen" also noch einmal überholt. Der vielleicht talentierteste und eleganteste Spieler der Tennis-Geschichte wird wohl bei 20 Grand Slams stehenbleiben und hat somit schlechte Karten in der GOAT-Diskussion, erst recht, wenn seine beiden Konkurrenten noch mehr Slams gewinnen.
Djokovic, Nadals anderer Rivale, könnte dagegen zwar sehr wohl mit mehr Slams dastehen, wenn beide ihre Karrieren irgendwann beenden. Sicher ist das aber nicht, denn Nadal muss zumindest bei den French Open noch mindestens ein Titel zugetraut werden. Dennoch: Der Serbe ist ein Jahr jünger als Nadal und könnte länger auf der Tour um die großen Titel spielen, da er mit deutlich weniger Verletzungen in seiner Karriere zu kämpfen hatte.
Es geht nicht nur um Slams
Aber beim GOAT geht es nicht nur um die sportlichen Meriten! Grand-Slam-Siege, Triumphe bei den Masters, Siege in direkten Duellen gegen die beiden Mitstreiter sind natürlich ein sehr großer Teil der Bewertung, aber nicht alles. Es geht auch darum, wie die Spieler sich und ihren Sport repräsentieren. Wie sie auf und neben dem Platz auftreten, sich benehmen und als Vorbild dienen. Es geht schließlich um den Greatest Of All Time und nicht den Most Successful Of All Time, also den erfolgreichsten Tennisspieler überhaupt.
Solche weichen Faktoren müssen in die Diskussion einfließen, besonders wenn die Konkurrenten sportlich so nah zusammen sind, wie dies bei Nadal, Federer und Djokovic der Fall ist. Und hier kommt niemand am Spanier vorbei, wie er auch aktuell in Australien einmal mehr bewies. Nadal zollt Gegnern, Fans, Schiedsrichtern immer den maximalen Respekt, ist sich nie für ein Selfie oder ein Autogramm zu schade und leistet sich keinen Ausrutscher neben dem Tenniscourt.
Nadal eine Inspiration sogar für seine Rivalen
Auch auf dem Platz hat er seine Emotionen zudem immer im Griff. Nadal hat noch nicht einen einzigen Schläger in seiner Karriere (!) zertrümmert und auch wenn es zum Disput mit dem Schiedsrichter nach einer engen Entscheidung kommt, läuft diese fast immer geräuschlos ab. Sein Kampfgeist ist eine Inspiration für Millionen Fans und sogar für seine größten Rivalen, wie Federer nach dem Triumph in Australien erklärte.
Djokovic dagegen hat sich spätestens mit seinem Visums-Debakel vor den Australian Open selbst aus der Diskussion genommen. Es war schließlich nicht Djokovics erster Fehltritt. Die fragwürdige Adria-Tour Mitten in der Pandemie 2020 oder auch die Disqualifikation bei den US Open 2020, als er eine Linienrichterin abschoss, kommen einem sofort in den Kopf. Zudem verwirrte der Djoker auch mit einigen Aussagen abseits des Platzes:
"Ich kenne einige Menschen, die es durch energetische Umwandlung, durch die Kraft des Gebetes, durch die Kraft der Dankbarkeit schaffen, die giftigste Nahrung oder das am stärksten verschmutzte Wasser in das heilsamste Wasser zu verwandeln", ließ er einst seine Fans in einem Instagram-Video wissen und zeigt, wie leichtfertig der Serbe mit seiner Vorbild-Rolle umgeht.
Djokovic erlaubt sich zu viele Aussetzer
Das bedeutet nicht, dass Djokovic kein großartiger Sportsmann ist. Er gratuliert nach bitteren Niederlagen seinem Gegner stets fair und findet auch als Sieger die richtigen Worte für seinen Kontrahenten. Und dennoch haben sich weder Federer noch Nadal auch nur ansatzweise solche Aussetzer erlaubt wie der 34-Jährige.
Doch auch sportlich spricht einiges für Nadal als GOAT: Der Mallorquiner hat nicht nur die 21 Grand Slams vorzuweisen, sondern gewann auch 36 Masters-Turniere. Djokovic hat zwar mit 37 noch ein Masters mehr gewonnen, aber der Serbe gewann nur zwei Masters vor 2007, als diese Reihe in den Finals noch im Best-of-Five-Modus ausgespielt wurde und von der Wertigkeit deutlich näher an einem Grand Slam war. Bei Nadal waren es neun solcher Triumphe, bei Federer sogar 14.
Nadal sportlich voll dabei
Zudem ist Nadal erst der vierte Spieler nach Djokovic, Rod Laver und Roy Emerson, der jeden Slam mindestens zweimal gewonnen hat - und das als vermeintlicher Sandplatzspezialist. Er ist außerdem der erste und bislang auch einzige Spieler, der zehn Jahre in Folge mindestens ein Grand-Slam-Turnier gewann. Zum Vergleich: Bei Federer waren es acht Jahre, bei Djokovic sechs. Außer ihm hat es zudem niemand geschafft, alle vier Majors sowie Olympia-Gold im Einzel und Doppel zu holen.
Nicht auszudenken, wie viel mehr möglich gewesen wäre, wenn er nicht immer wieder von hartnäckigen Verletzungen zurückgeworfen worden wäre. Nadal selbst gab zu, dass er noch rund zwei Monate vor den Australian Open an ein Karriereende dachte, weil seine komplizierte Fußverletzung, die er seit 2005 (!) mit sich herumträgt, ihm große Schmerzen bereitete.
Diskussion nach Comeback-Sieg beendet
Er musste deshalb im vergangenen Jahr Wimbledon, Olympia, die US Open und die ATP Finals absagen, kämpfte sich aber einmal mehr zurück und holte seinen vielleicht denkwürdigsten Grand-Slam-Sieg seit dem Triumph in Wimbledon 2008, als er - im für viele Experten besten Match der Geschichte - Roger Federer bezwang.
Es wird deutlich: Nike hätte eigentlich "Game, Set, Match, Nadal" twittern müssen, denn seit dem dramatischen Comeback-Sieg gegen Medvedev, der wenige Monate zuvor bei den US Open Djokovic noch in drei Sätzen deklassierte, ist die GOAT-Diskussion beendet.
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