Juan Martin del Potro kann nicht mehr. Der Argentinier, der in seiner Karriere immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen wurde, kündigte auf einer emotionalen Pressekonferenz seinen Rücktritt an. Was bleibt, sind tolle Erinnerungen und die Frage, was möglich gewesen wäre, wenn der Körper mitgespielt hätte.
Nach über zwei Jahren kehrt del Potro am Dienstag bei den Argentina Open in Buenos Aires auf die ATP-Tour zurück. Zum Auftakt geht es gegen seinen Landsmann und Freund Federico Delbonis, doch ein wirkliches Comeback ist es nicht, wie der mittlerweile 33-Jährige auf einer emotionalen Pressekonferenz vor seinem Heimturnier ankündigte. "Es ist mehr ein Abschied, als eine Rückkehr", erklärte der "Turm von Tandil" und kämpfte dabei mit den Tränen.
Del Potro will ohne Schmerzen leben
"Ich habe viele Behandlungen an meinem Knie versucht, aber immer noch keine richtige Lösung gefunden. Ich hätte nie gedacht, dass ich so mit dem Tennis aufhören werde. Aber ich will einfach ein 33-Jähriger sein, der ohne Schmerzen leben kann. Es ist eine der schwierigsten Entscheidungen, die ich treffen musste."
Sein Knie sei mittlerweile zum Albtraum geworden und er würde seit zweieinhalb Jahren mit Schmerzen schlafen. "Ich kämpfe jetzt um die Gesundheit und darum, mehr Lebensqualität zu bekommen", so der Argentinier, der auf eine bewegte Karriere zurückblicken kann.
Sternstunde 2009 gegen Nadal und Federer
Alles begann für den "Sanften Riesen" im Jahr 2008: Beim Mercedes Cup in Stuttgart feierte er seinen ersten Turniersieg auf der Tour und stürmte bis Jahresende sogar in die Top-10 vor.
Seine Sternstunde erlebte er dann als 19-Jähriger bei den US Open 2009, als er als erster - und nach wie vor einziger - Spieler Rafael Nadal und Roger Federer beim gleichen Grand Slam schlagen konnte. Im Halbfinale fügte er Nadal beim 6:2, 6:2 und 6:2-Sieg seine bis dahin schlimmste Grand-Slam-Pleite zu und im Endspiel schlug er den "Maestro" in fünf Sätzen und beendete damit die Regentschaft Federers, der das Turnier in Flushing Meadows zuvor fünf Mal in Serie gewinnen konnte.
Ausgestattet mit einem ausgezeichneten Aufschlag, einer soliden beidhändigen Rückhand und vor allem der vielleicht besten Vorhand der Tennis-Geschichte waren weitere Grand-Slam-Siege fest eingeplant, doch del Potros Körper spielte nicht mit.
Immer wieder Verletzungen am Handgelenk
Im Mai 2010 musste er sich einer Operation am rechten Handgelenk unterziehen und fiel für den Rest der Saison aus. Del Potro kämpfte sich zurück und holte unter anderem Bronze bei Olympia 2012 durch einen Erfolg gegen Novak Djokovic. 2014 folgten aber weitere Operationen - dieses Mal am linken Handgelenk - und er verpasste zwischenzeitlich neun Grand Slams in Folge. Als er auf die Tour zurückkehrte, konnte er seine beidhändige Rückhand kaum noch einsetzen und musste stattdessen auf eine Slice-Version mit nur einer Hand zurückgreifen.
Seine Vorhand peitschte er aber nach wie vor über den Platz und so kletterte er im August 2018 sogar bis auf Weltranglistenplatz drei. Seine bisher beste Positionierung im Ranking erarbeitete er sich unter anderem durch einen Masters-Sieg in Indian Wells, das Halbfinale bei den French Open und das Viertelfinale in Wimbledon. Beide Male verlor er dabei gegen Nadal, aber bei den US Open schlug er zurück und konnte den Spanier im Halbfinale ausschalten, als dieser bei einem Zwei-Sätze-Rückstand aufgeben musste.
Del Potro stand neun Jahre nach seinem Husarenritt bei den US Open im Jahr 2009 also an gleicher Stelle erstmals wieder in einem Major-Finale, unterlag dort Djokovic aber deutlich. Dennoch war der im Spielerkreis äußerst beliebte del Potro zurück in der Weltspitze. Doch im folgenden Jahr brach er sich kurz vor Wimbledon die Kniescheibe und konnte seitdem kein Spiel mehr bestreiten. Nun also das letzte Kurz-Comeback und das Karriereende.
Große Matches bleiben in Erinnerung
In Erinnerung werden bei den Fans aber nicht die vielen Rückschläge bleiben, sondern die großen Schlachten, die er sich mit den besten Spielern des Sports lieferte. Sein Lauf bei den US Open 2009 wird unvergessen bleiben, aber auch denkwürdige Niederlagen haben Eindruck hinterlassen. Allein in Wimbledon war er an zwei der größten Matches überhaupt an der Church Road beteiligt.
2013 unterlag er in einem atemberaubenden Match über fast Stunden in fünf Sätzen gegen Novak Djokovic, 2018 erlitt er das gleiche Schicksal beim Spektakel gegen Nadal im Viertelfinale. Beide Male wurde er von den Fans frenetisch gefeiert, aber nirgends wurde er so vergöttert wie bei den US Open, wo seine Landsleute in großen Massen seine Partien besuchten. Beispielhaft war sein Match in der Runde der letzten acht gegen den späteren Sieger Stan Wawrinka 2016, als er minutenlang von argentinischen Fans gefeiert wurde und die Stimmung im Arthur-Ashe-Stadium eher der aus einem Fußballstadion in Buenos Aires glich.
Volksheld in Argentinien
In seiner südamerikanischen Heimat wird er zudem noch heute dafür gefeiert, weil er Argentinien 2016 zum ersten und bisher einzigen Davis Cup führte. 22 ATP-Titel sammelte er zudem noch im Einzel und es hätten viele mehr sein können, wenn sein Körper mitgespielt hätte.
Doch auch so hat er Tennis-Fans auf der ganzen Welt mit seiner Spielweise, seiner unermüdlichen Kampfkraft und seinem Fairplay sehr viel Freude bereitet. Dafür kann man nur sagen: Gracias, Delpo!
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