Kretzschmar: Jetzt ist das Meisterschafts-Rennen ein Zweikampf
Die Handball-Kolumne
03.01.2019 | 22:41 Uhr
Sky Experte Stefan Kretzschmar beleuchtet in seiner Kolumne jede Woche die wichtigsten Themen aus der Welt des Handballs. Dieses Mal analysiert der ehemalige Weltklasse-Linksaußen das Topspiel zwischen dem THW Kiel und den Rhein-Neckar Löwen (31:28).
Der THW Kiel schlägt die Rhein-Neckar Löwen und macht aus einem Dreikampf um die Meisterschaft in der DKB Handball-Bundesliga ein Duell mit Meister Flensburg. Die Löwen gehen nun mit sieben Punkten Rückstand auf den Spitzenreiter in die Winterpause. Diese Hypothek wird zu groß sein. Mir fällt es sehr schwer zu glauben, dass der noch makellose Meister in der Rückrunde sieben Punkte liegen lässt.
Flensburg und Kiel kämpfen um den Titel
Natürlich haben Andy Schmid und Co. nach Abpfiff betont, dass sie da sein werden, sollte das Spitzenduo patzen. Wer wüsste es besser als die Löwen, was in der Rückrunde noch alles passieren kann. Trotzdem glaube ich, dass es jetzt nur noch ein Zweikampf ist zwischen Flensburg und Kiel. Das sind die beiden ernstzunehmenden Kandidaten auf die Meisterschaft, alle anderen haben schon zu viele Punkte liegen gelassen.
Für meine Begriffe war die Partie Kiel gegen Löwen ein Spiel zweier absolut ausgeglichener Mannschaften, indem nur Kleinigkeiten den Unterschied gemacht haben. Eine solche "Kleinigkeit" stand im Tor der Zebras - Niklas Landin. Der hat in der entscheidenden Phasen seinen Kasten zugenagelt. Dann passierten den Mannheimern noch technische Fehler, und Kiel hatte das nötige Glück wie beim spektakulären Anspiel von Zarabec auf Pekeler. Das ist Handball: Nuancen machen zwischen zwei starken Teams den Unterschied. So ist unser Sport.
Jacobsen vertraut auf sein Rückraum-Trio
Nach dem Pokal ist für die Löwen also der zweite Titel (so gut wie) weg. Jetzt könnte man Nikolaj Jacobsen vorwerfen, er habe zu wenig gewechselt. Und natürlich wechselt er wenig. Aber am Ende muss der Trainer seiner Mannschaft vertrauen. Die Eindrücke dafür gewinnt er im Spiel, vor allem aber auch im Training. Wenn sich dort keiner aufdrängt, oder er mit seinen Spielern nicht zufrieden ist, dann kann er es nicht verantworten, sie aufzustellen. Als Außenstehender kann man sich da nicht einmischen.
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Aus deutscher Sicht würden wir uns natürlich wünschen, dass Steffen Fäth mehr Spielzeit erhält. Aber das ist nun mal nicht so. Er spielt mit Petersson, Schmid und Mensah Larsen mit seiner spielerisch stärksten Mannschaft durch. Dieses Trio liefert ja auch regelmäßig ab. Klar, irgendwann ist es auch eine Kraft-Frage, aber wenn der Trainer in so einem Spitzen-Spiel seiner zweiten Reihe eben nicht das Vertrauen schenkt, dann ist das seine Entscheidung.
Reinkind glänzt gegen seinen Ex-Klub
Auf der anderen Seite hat Alfred Gislason ja auch nicht allzu viel gewechselt. Harald Reinkind hat im rechten Rückraum durchgespielt, Weinhold und Vujin wurde gar nicht erst eingesetzt. Und wie im Hinspiel hat der Neuzugang gegen seine ehemaligen Kollegen ein richtig starkes Spiel abgeliefert. Die Löwen hätten ihn sicher gerne gehalten, aber Kiel hat wahrscheinlich das bessere Angebot gemacht. Mit Lipovina haben die Löwen in dieser Saison eine Notlösung auf dieser Positon. Aber mit der Verpflichtung des dänischen Nationalspielers Niclas Kirkelökke haben sie für die nächste Saison reagiert.
Kiels unfassbare Serie
Für den THW war es der 19. Pflichtspielsieg in Folge. Was eine Serie! Das sind Zahlen, die man von Kiel aus alten Tagen kennt. Gestern hat man auch wieder gesehen, was der Wechsel von Hendrik Pekeler wert war. Er ist im Angriff, vor allem aber in der Abwehr, ein immenser Stabilisationsfaktor für den THW. Wir sehen aktuell, wie der Rekordmeister spielen kann, wenn alle fit sind. Mit allen Mann an Bord ist Kiel natürlich eine Spitzenmannschaft. Meiner Meinung nach haben sie den besten Kader der Liga.