Glock: Regelchaos in Melbourne - ein zweischneidiges Schwert
03.04.2023 | 19:29 Uhr
Sky Experte Timo Glock beleuchtet in seiner Kolumne die wichtigsten Themen rund um den Formel-1-Zirkus. Er wirft einen Blick auf die Rennunterbrechungen in Australien, lobt die Leistungen von Nico Hülkenberg und schaut kritisch auf den Saisonstart von Ferrari.
Beim Regelchaos von Melbourne scheiden sich die Geister. Manche sagen, die erste rote Flagge hätte nicht sein müssen und die zweite war richtig. Andere sehen es genau anders herum. Die erste Flagge hätte aus meiner Sicht nicht sein müssen, die hätte unter einem normalen Safety Car gefahren werden können. Die Bande war nicht kaputt, das Auto hätte schnell weggebracht werden können.
Auch beim Magnussen-Crash könnte man sagen, dass man das Rennen hinter dem Safety Car hätte beenden können. Auf der anderen Seite gibt es den Show-Aspekt, von daher ist es ein zweischneidiges Schwert. Ob man sich da mit Ruhm bekleckert hat oder nicht, weiß ich nicht. Die Art und Weise, wie es am Ende gehandhabt wurde, war schwierig. Denn bei Teams wie Alpine sind jetzt zwei Autos Schrott. Und die kosten viel Geld.
Die Rennleitung musste diese Entscheidungen kurzzeitig treffen, rückblickend muss man aber überlegen, ob es die richtigen waren. Generell hätte man das Ganze weniger verwirrend durchziehen können, wenn das Rennen, wie es auch Ralf gesagt hat, hinter dem Safety Car zu Ende gefahren worden wäre. Dann hätte es vielleicht Buhrufe der Fans auf der Tribüne gegeben, weil sie gerne einen spannenden Schluss gesehen hätten. Wie man es macht, macht man es falsch. Aber ich bin bei Ralf und seiner Meinung, dass man es eleganter gelöst hätte, wenn das Rennen hinter dem Safety Car beendet worden wäre.
Vor Nico Hülkenberg muss man den Hut ziehen! Wie er zurückgekommen ist, das ist stark! Nico hat in den ersten drei Rennen ein ganz klares Ausrufezeichen gesetzt. Er macht alles richtig und bringt sich dadurch in eine Position, in der andere Teams auf ihn aufmerksam werden.
Nico macht das, was sich für ihn gut anfühlt, und das spiegelt sich auch in seinen Resultaten wieder. Er ist extrem locker und sehr fokussiert. Er schaut auf sich und nicht nach links und rechts und arbeitet hart. Anscheinend hat er auch vorab schon viel im Simulator getestet. Damit erarbeitet er sich vor den Wochenenden eine gute Basis für die Rennen. Er fährt mit einer guten Pace und hat seinen Teamkollegen momentan klar im Griff. Kevin Magnussen wird sich die eine oder andere Frage stellen.
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Ferrari ist für mich die absolute Enttäuschung des Saisonstarts. Von der Pace her läuft bei den Roten nichts zusammen. Bei Charles Leclerc zeigt sich, dass nach einem schlechten Qualifying das Risiko hoch ist, im Getümmel in einen Unfall verwickelt zu werden.
Carlos Sainz hatte zwischenzeitlich eine gute Pace und hat starke Überholmanöver gezeigt. Die Strafe zum Schluss war unglücklich, aber gerechtfertigt. Das war mit Sicherheit nicht der Saisonstart, den Ferrari sich erhofft hat, den wir uns erhofft haben. Jetzt liegt es an Frederic Vasseur, schnell eine neue Richtung vorzugeben und das Team wieder auf Kurs zu bringen.
Ob die Hoffnung besteht, dass es in den nächsten Rennen spannender zugeht? Dass das Feld in Melbourne näher zusammengerückt ist, lag meiner Meinung nach an der Strecken-Charakteristik. Ich hatte die Hoffnung, dass speziell Mercedes näher herangerückt wäre. Man muss schauen, ob sie die Pace konstant halten können.
In Baku gibt es mehr Kurven, lange Geraden, wo der DRS-Effekt von Red Bull zum Tragen kommt. Deswegen glaube ich, dass Red Bull in Baku wieder eine größere Lücke zwischen sich und die Konkurrenz reißen wird.
Die Frage ist: Wer bringt die ersten Updates und wie fallen diese aus?
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