Ricken neuer BVB-Boss – was passiert mit Terzic und Kehl?
23.04.2024 | 13:39 Uhr
Der BVB hat die Weichen für die Zukunft gestellt und das Erbe von Hans-Joachim Watzke geklärt. Sky Sport beantwortet die wichtigsten Fragen zum Bosse-Hammer bei Borussia Dortmund. Im Fokus dabei: Lars Ricken, Sebastian Kehl, Sven Mislintat und Edin Terzic.
Jein! Die bisherige Watzke-Rolle als "Big Boss" wird es so nicht mehr geben. Watzke war schließlich als Geschäftsführer für die Bereiche Strategie, Personal, Kommunikation und Sport verantwortlich und hatte zudem die gesonderte Rolle als Vorsitzender der Geschäftsführung inne. Ricken wird rein für den Bereich Sport verantwortlich zeichnen und damit nur in Teilen in die Watzke-Rolle schlüpfen. Der bisherige Nachwuchschef hat aber keine exponierte Machtstellung.
Beim BVB wurde intern auch über einen externen Kandidaten nachgedacht, unter anderem die Namen Markus Krösche und Fredi Bobic wurden im Umfeld gehandelt. Am Ende fiel die Wahl auf Ricken und damit gegen Sebastian Kehl, der Sportdirektor bleiben soll. Ricken hat Stallgeruch. Als Spieler kickte der gebürtige Dortmunder nur für "seinen" BVB, wurde mit den Schwarzgelben drei Mal Meister und als Jahrhundert-Torschütze im Jahr 1997 gegen Juventus Turin sogar Champions-League-Sieger. 2021 stieg Ricken zum Nachwuchs-Direktor auf und führte die Dortmunder zu einer der erfolgreichsten Vereine im Jugendbereich. Ricken arbeitete jahrelang als Nachwuchskoordinator und NLZ-Chef im Hintergrund und war nach außen nie ein medialer Lautsprecher. Das soll sich ändern, schließlich wird der 47-Jährige künftig auch in der ersten Reihe vor die Kameras treten. Was viele BVB-Entscheidungsträger an Ricken schätzen: Er ist ein Teamplayer, der intern gut ankommt, klug delegiert und die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt.
Der Ex-Kapitän machte sich große Hoffnungen auf das Amt als Sport-Boss, bezeichnete eine Beförderung vor einigen Wochen im Sport1-Doppelpass noch als "logischen nächsten Schritt". Nun steigt er aber nicht intern auf. Nach Sky Infos wurde Kehl in der vergangenen Woche nach dem Halbfinal-Einzug über Atletico Madrid von Watzke über die Nicht-Beförderung informiert. Kehl hat trotz der Niederlage keine Rücktrittsgedanken und will sich weiterhin für seinen Herzensverein reinhängen. Nach Sky Infos soll sein bis 2025 laufender Vertrag sogar bis zum 30. Juni 2027 verlängert werden. Gespräche dazu wird es mit dem neuen Boss Ricken erst nach der Saison geben.
Wohl nicht. Ricken soll, genauso wie der neue Kaderplaner Sven Mislintat, neben den anderen Bossen Carsten Cramer (Marketing) und Thoma Treß (Finanzen) - mit denen die Verträge bis 2027 verlängert wurden - oben auf der Tribüne zu sehen sein. Kehl dagegen soll weiterhin eng an der Mannschaft sein und wird demnach auch in Zukunft auf der Bank unten am Spielfeldrand sitzen.
Der 51 Jahre alte Ex-Boss von Ajax Amsterdam und Stuttgart fängt zum 1. Mai als Technischer Direktor beim BVB an und ist für die "Kaderplanung" verantwortlich. Nach Sky Infos hat Mislintat einen Vierjahresvertrag bis 2028 erhalten. Er berichtet direkt an Ricken und Kehl, soll sein großes Netzwerk und "Diamantenauge" nutzen, um wieder Top-Talente zu sichten und gewisse "Schattenteams" zu erstellen. Mislintat soll dabei auch eng mit den drei Chefscouts Eduard Graf, Sebastian Krug und Laurent Busser zusammenarbeiten.
Der Vertrag von Matthias Sammer als persönlicher Berater von Watzke läuft noch bis Ende 2025. Nach Sky Infos soll Sammer auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen und könnte sogar noch mehr Einfluss erhalten. Sammer und der neue BVB-Boss Ricken gelten als Vertraute, das Duo holte 1997 gemeinsam den Titel in der Königsklasse.
Der Vertrag als Vorsitzender der Geschäftsführung läuft Ende 2025 aus. Dann scheidet der bisherige "Big Boss" aus. Nach Sky Infos gibt es intern die Pläne, dass Watzke Präsident und damit Nachfolger von Dr. Reinhold Lunow wird. Klar ist: Mit der Ricken-Beförderung zieht sich Watzke ab diesen Sommer schon aus dem operativen, sportlichen Geschäft zurück.
Ex-Profi und TV-Experte Thomas Broich heuert als Sportlicher Leiter der Nachwuchsabteilung an. Der Wechsel von Zweitligist Hertha BSC, wo Broich als Leiter Methodik unter Vertrag stand, nach Dortmund sickerte vor einigen Wochen durch. Broich wird aber noch keinen Direktoren-Posten erhalten.
Ricken und Terzic verstehen sich gut. In seiner Zeit als "Technischer Direktor" (2021 bis 2022) arbeiteten die beiden Ur-Dortmunder eng miteinander. Ricken schwärmte damals in den Ruhrnachrichten über Terzic und sagte: "Es gibt wahrscheinlich in der Bundesliga keinen Cheftrainer der Profiabteilung, der die Jugendspieler so gut kennt wie Edin Terzic. Das ist für uns einfach ein Geschenk, weil er sich in seiner Funktion als Technischer Direktor im Jugendbereich extrem viel eingebracht hat." Dank des sensationellen Halbfinal-Einzugs in der Königsklasse und der praktisch sicheren CL-Quali wird Terzic wohl auch über den Sommer hinaus BVB-Trainer bleiben!
Bislang saßen Watzke, Sammer, Kehl und Terzic in der berühmten Dortmunder "Elefantenrunde", zuletzt soll nach Sky Infos mit Eduard Graf auch ein Chefscout dabei gewesen sein. Die Runde könnte künftig durch Ricken und Mislintat erweitert werden.
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