Mit Neun-Darter! Smith feiert WM-Titel nach Spektakel-Finale
04.01.2023 | 12:39 Uhr
Erleichterung pur beim furiosen "Bully Boy": Michael Smith hat sich in seinem dritten Finale erstmals zum Darts-Weltmeister gekrönt und ist damit auch an die Spitze der Weltrangliste gestürmt.
Der Engländer schlug am Dienstagabend im Londoner Alexandra Palace den langjährigen Dominator Michael van Gerwen 7:4, dabei gelang ihm als erst zweitem Spieler in der Geschichte in einem WM-Finale ein Neundarter.
Im vergangenen Jahr war der Halbfinal-Bezwinger von Gabriel Clemens im Endspiel an Peter Wright gescheitert. Wenige Wochen nach seinem ersten Major-Sieg beim Grand Slam of Darts nach zuvor acht erfolglosen Finals nahm Smith mit drei Jahren Verspätung Revanche gegen van Gerwen: 2019 hatte er in seinem ersten WM-Endspiel gegen "Mighty Mike" keine Chance gehabt. Nun wird ihm der Gewinn der Sid-Waddell-Trophy mit 500.000 Pfund Preisgeld versüßt. Außerdem dürfte in seinem Vorgarten bald ein Bulle stehen - zumindest hatte der zweifache Vater das angekündigt.
Derweil muss sich Ehrgeizling van Gerwen mit 200.000 Pfund trösten, das Warten auf seinen vierten WM-Titel geht weiter. Der Champion von 2014, 2017 und 2019 hätte mit einem Finalsieg ebenfalls die Spitzenposition von Gerwyn Price erobern können.
Der 32-jährige Smith schaltete auf seinem Weg zum Titel zwei Deutsche aus: In Runde drei besiegte er Martin Schindler 4:3, dann stoppte er im Halbfinale den sensationellen Siegeszug von Clemens. Mit Smiths 6:2-Erfolg endete das Märchen des Saarwellingers, der einen Darts-Hype in Deutschland ausgelöst hat.
Beide Spieler hielten das hohe Niveau. Der WM-Rekord von 2019, als insgesamt 880-mal die 180er-Aufnahme gespielt wurden, war schon nach dem vierten Satz geknackt. Nach van Gerwens 3:2-Führung schaltete Smith noch einen Gang höher - und war nicht mehr aufzuhalten.
Für van Gerwen wäre der Finalsieg die logische Konsequenz eines überragenden Jahres gewesen. Neben drei Major-Titeln gewann er 2022 die prestigeträchtige Premier League. Auch bei der WM zauberte der Niederländer bis zum Finale ausschließlich Weltklasse-Averages von über 100 Punkten ans Board. Im Viertel- und im Halbfinale blieb er sogar ohne Satzverlust.
Doch dann kam Smith. "Ich mache mir überhaupt keinen Druck", hatte er nach seinem Halbfinal-Sieg gesagt. Ganz anders van Gerwen. "Er wird mich nicht stoppen", kündigte er vollmundig an: "Niemand wird mich stoppen." Taten ließ diesen markigen Worte aber nur sein Gegenüber folgen.