Lea Krüger von Athleten Deutschland bei Sky: "Wir würden einen Olympia-Boykott von oben nicht mittragen."
Lea Krüger bei Sky: "Wir würden einen Olympia-Boykott von oben nicht mittragen"
24.02.2023 | 11:40 Uhr
Anlässlich des Jahrestages des russischen Angriffskrieges konnten wir mit Athleten Deutschland Präsidiumsmitglied Lea Krüger sprechen.
Frau Krüger versucht neben ihrer aktiven Fechtkarriere einen Spagat zu finden, indem sie sich für die Ukraine, Menschenrechte und den Schutz von Athlet*innen einsetzt. Wir konnten mit ihr über einen möglichen Olympia-Boykott sowie die mögliche Rückkehr russischer und belarussischer Athlet*innen in den Weltsport sprechen.
Lea Krüger bei Sky über ...
... eine mögliche Rückkehr russischer und belarussischer Athlet*innen - auch unter neutraler Flagge - bei den Olympischen Spielen 2024:
Für uns (Anmerkung der Redaktion: Athleten Deutschland) ist es momentan noch nicht der richtige Zeitpunkt. (…) Das liegt auch daran, weil noch überhaupt nicht geklärt ist, wie das (Anmerkung der Redaktion: Rückkehr russischer und belarussischer Athlet: innen - auch unter neutraler Flagge) funktionieren soll. Ein Jahr lang sind die Athleten*innen nicht angetreten. Da habe ich als Sportlerin - auch mit Blick auf das Staatsdoping der letzten Jahre - meine Bedenken. Qualifikationswettkämpfe haben schon begonnen, erste Athlet*innen haben sich schon qualifiziert. (…) Da gibt es einfach zu viele offene Fragen.
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... den Verweis von Thomas Bach darauf, dass nach dem sechsten der sieben fundamentalen Prinzipien des Olympismus niemand - aufgrund seiner nationalen oder sozialen Herkunft- diskriminiert werden dürfe:
Es ist ein ganz wichtiges Argument. Uns ist bewusst, dass hier auch eine Diskriminierung vorliegt. Deshalb haben wir lange mit uns gerungen, ob wir es überhaupt fordern, russische Athlet*innen auszuschließen. (…) Wir fordern hier einen Ausschluss von Athlet*innen. Das ist das schärfste Schwert, was wir ziehen können. Das ist Wahnsinn. (...) Es ist ganz wichtig, dass man hier eine Interessenabwägung vornimmt. (..) Diese zwei Interessen - die Diskriminierung der der russischen Athlet*innen, aber auch die der ukrainischen Athlet*innen muss gegeneinander abgewogen werden. Ich hoffe, dass dies ordentlich vom IOC gemacht wird. Dann kann man sich auch fragen, ob hier eine Rechtfertigung vorliegt, russische Athlet*innen auszuschließen.
... über die Frage, wie neutral ein Athlet sein kann:
So, wie ich die Neutralität in den letzten Jahren erlebt habe, ist es keine Neutralität. Es war offensichtlich, dass es sich um russische Athlet*innen handelt. Ich sehe das IOC in der Pflicht, uns glaubhaft zu vermitteln, dass eine komplette Neutralität umsetzbar ist. (…) Dann kann man darüber sprechen, einzelne russische Athlet*innen zu den Olympischen Spielen zuzulassen.
... über die moralische Verantwortung:
Wir reden über einen Ausschluss von russischen Athlet*innen, über einen möglichen Boykott. Alles wird auf den Rücken der Athlet*innen abgeladen. Das ist der falsche Ansatz.
... über die aktuellen Regelungen einzelner Verbände bzgl. russischer und belarussischer Athlet*innen:
Wir haben einen Flickenteppich, keine einheitliche klare Linie. Das IOC hat klare Kompetenzen, was die Olympischen Spiele angeht. Das IOC spricht eine Empfehlung aus - die Weltverbände entscheiden dann. Das IOC gibt die Verantwortung oft ab. So entsteht ein Flickenteppich.
... über die Frage, wie politisch der Sport sein darf:
Sport ist politisch. Das haben wir in den letzten Jahren gemerkt. Der Sport möchte seine Neutralität behalten. Auf der anderen Seite ist der Sport auf einem Wertefundament aufgebaut. Dieses Fundament muss der Sport einfordern. (…) Es ist in Ordnung, wenn von der Politik diesbezüglich auch Druck aufgebaut wird. (…) Der Sport muss die Debatte über die Werte aber selbst führen.
... über einen möglichen Olympia-Boykott:
Ein Boykott ist sehr problematisch. Wir würden einen Boykott von oben nicht mittragen. Es sollte eine persönliche Entscheidung der Athlet*innen sein. (…) Wir brauchen die Diskussion, aber anders gelagert. Wieder sind wir als Athlet*innen die Leidtragenden. Wir müssen viel früher über rote Linien und Sanktionsmechanismen diskutieren. Die Sanktionen dürfen am Ende nicht bei den Athlet*innen landen.