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NHL News: Philipp Grubauer von den Seattle Kraken im Sky Interview

Grubauer über neues Projekt Seattle: "Ziel ist ganz klar der Titel!"

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Philipp Grubauer spricht im Sky Interview über die anstehende NHL-Saison (Video-Länge: 6:43 Minuten).

Philipp Grubauer ist Teil der neu-gegründeten Franchise Seattle Kraken. Im Interview mit skysport.de spricht der deutsche NHL-Goalie über das spannende Projekt, ambitionierte Ziele mit dem Team, die Faszination der Liga und den positiven Eishockey-Trend in der Heimat.

skysport.de: Herr Grubauer, ursprünglich wollten Sie Ihren Vertrag in Colorado verlängern - das hat nicht geklappt. Hat es gedauert, das Thema abzuhaken und sich auf die neue Situation einzulassen?

Philipp Grubauer: Ich bin ja jetzt schon eine Weile in der Liga und war in ein paar Mannschaften. Je älter man wird, desto mehr gewöhnt man sich an so etwas. Aber natürlich war das am Anfang schon ein saurer Apfel, in den ich habe beißen müssen. Aber eine halbe Stunde später unterschreibst du dann plötzlich bei Seattle und dann guckt man mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück. Man hat viele Freunde in Denver in den drei Jahren dazugewonnen und ist mit dem Team erfolgreich gewesen, aber jetzt gehe ich zu einer Mannschaft, die mich einfach haben wollte. Das fühlt sich richtig an.

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skysport.de: Gab es trotz des schnellen Anrufs von Seattle auch Kontakt zu anderen Vereinen oder stand Ihre Entscheidung sofort fest?

Grubauer: Bis zur Free Agency darf man ja nicht anrufen. Als es dann losging, hat Seattle sofort angerufen. Klar haben es auch ein paar andere Vereine versucht, aber mit dem Salary Cap ist es schwer für viele Mannschaften, Verträge über fünf, sechs oder sieben Jahre auszuhändigen. Da hat es mit Seattle sofort gepasst.

Wir sind nicht nur hier, um ein bisschen Spaß zu haben.
Grubauer scherzhaft über die Ambitionen mit Seattle

skysport.de: Was hat Sie am Projekt Seattle Kraken - einem ganz neuen Franchise in der NHL - besonders gereizt?

Grubauer: Ich habe in der Liga und auch der Nationalmannschaft schon eine ganze Menge miterlebt. Aber jetzt ist man Teil einer neuen Mannschaft, die es so noch nicht gegeben hat, ist einfach Teil dieser neuen Vereinsgeschichte. Man ist der erste Torhüter, der hier spielt. Das macht es super spannend. Ich hab schon mit sehr vielen Spielern und auch Mitarbeitern, von Video-Coach über Strenght-Coach zum Mediziner, in Washington zusammengearbeitet. Das hat mir den Übergang von Colorado nach Seattle sehr leicht gemacht.

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skysport.de: Sie haben zuletzt ihre Ambitionen mit Seattle unterstrichen und gesagt, dass Sie möglichst schnell auch hier Titel holen wollen. Was stimmt Sie positiv, dass es trotz der komplett neuen Zusammenstellung kurzfristig mit dem Stanley-Cup-Sieg klappt?

Grubauer: Wir sind natürlich ein komplett neues Team, jeder muss sich noch einleben und jeder muss sich aneinander gewöhnen. Das kann am Anfang natürlich auch zu "Wachstumsschmerzen" führen, wie man in Deutschland so schön sagt. Aber der Kern dieser Mannschaft bleibt die nächsten drei Jahre zusammen und da heißt das Ziel in der Zeit ganz klar und definitiv: Stanley Cup. Wir sind nicht nur hier, um ein bisschen Spaß zu haben (lacht).

skysport.de: Wen sehen Sie beim Erfüllen der eigenen Ziele als größten Konkurrenten? Wer sind dieses Jahr die großen Favoriten auf den Titel?

Grubauer: Ich denke, die New York Islanders sind ganz vorne mit dabei. Las Vegas hat sich, seit sie in die Liga gekommen sind, extrem gut aufgestellt. Auch Colorado hat wieder die Chance.

Eishockey ist eine der schnellsten, wenn nicht sogar die schnellste Sportart, die es gibt. Auch eine der körperbetontesten. Es ist einfach geil anzusehen.
Grubauer über die Faszination am Eishockey

skysport.de: Auch wenn Colorado jetzt einen sehr, sehr guten Goalie verloren hat?

Grubauer (lacht): Sie haben sehr viele Spieler verloren. Der Kern der Mannschaft ist quasi weg, aber sie haben auch wieder einen guten Torhüter geholt.

skysport.de: Machen Sie mal Werbung für die NHL! Was macht die Faszination für den Sport und die Liga aus?

Grubauer: Eishockey ist erstmal eine der schnellsten, wenn nicht sogar die schnellste Sportart, die es gibt. Auch eine der körperbetontesten. Es ist einfach geil anzusehen. Es wird nie langweilig. Wenn es keine Tore gibt, gibt es Checks oder Safes. Dahingehend ist Eishockey schon mal besser als viele andere Sportarten (lacht).

skysport.de: Und die NHL im Speziellen? Wo sehen Sie die größten Unterschiede zur deutschen Liga DEL beispielsweise?

Grubauer: Die Eisfläche ist kleiner, das macht alles schon mal deutlich schneller und aggressiver. Als Spieler hat man weniger Zeit, sich Spielzüge zu überlegen und muss praktisch schon vorher wissen, was Sache ist. Der individuelle Skill von Spielern ist natürlich auch viel höher. Weltklasse-Spieler wie Leon Draisaitl oder Connor McDavid spielen in dieser Liga - es gibt viele Gründe, die NHL zu schauen.

Er hat eine extreme Übersicht, einen extremen Spielwitz und versteht das Spiel einfach. Es wirkt, als guckt er sich das Spiel in Slow-Motion an, bevor er sich für eine Aktion entscheidet.
Grubauer über Leon Draisaitl

skysport.de: Draisaitl ist in den letzten zwei Jahren einer der dominanten Spieler gewesen, war 2020 sogar MVP. Was macht ihn so außergewöhnlich?

Grubauer: Er hat eine extreme Übersicht, einen extremen Spielwitz und versteht das Spiel einfach. Es wirkt, als guckt er sich das Spiel in Slow-Motion an, bevor er sich für eine Aktion entscheidet. Darüber hinaus hat er mit McDavid natürlich einen perfekten Team-Partner. Die zwei passen einfach zusammen. Es gibt kein besseres Duo. Unglaubliche Pässe, brandgefährlich vorm Tor.

skysport.de: Sie und Draisaitl sind nicht die einzigen Deutschen in der NHL. Ein Tim Stützle ist zum Beispiel letztes Jahr hinzugekommen und hat direkt für Furore in Ottawa gesorgt. Wie schätzen Sie die Entwicklung dahingehend ein? Nimmt es immer weiter zu, dass auch deutsche Youngster interessant für die Top-Liga sind?

Grubauer: Vor ein paar Jahren hat man noch gesagt, die Ausbildung in Deutschland sei nicht so stark, die Nachwuchsführung und -Förderung sei nicht so stark. Aber wenn man schaut, wer und wie viele in den letzten Jahren gedraftet worden sind, Stützle, Peterka und Co., das spricht einfach für das deutsche Eishockey und die Nachwuchsarbeit. Das ist sehr schön mitanzusehen. Je mehr Spieler in die NHL kommen, desto besser ist es für das Eishockey in Deutschland.

Wenn jemand etwas braucht oder Fragen hat, kann er sich gerne bei mir melden.
Grubauer über Kontakt zu deutschen Talenten

skysport.de: Stehen Sie in Kontakt zu den jungen deutschen Spielern? Geben Sie Tipps, was es zum Durchbruch braucht oder wie der Draft en detail abläuft?

Grubauer: Im Moment eher weniger. Aber ich bin für so etwas immer offen. Wenn jemand etwas braucht oder Fragen hat, kann er sich gerne bei mir melden. Aber bei mir rufen bisher eher die Trainer oder Torwarttrainer an. Ich hab vieles aus erster Hand erlebt und weiß, wie das Geschäft läuft. Das gebe ich gerne weiter.

skysport.de: Wir haben viel über das Eishockey in Deutschland gesprochen und da bleibt natürlich auch die Frage nach der Nationalmannschaft nicht aus. Bei der letzten Weltmeisterschaft haben Sie aufgrund der noch laufenden NHL-Saison gefehlt. Dort wurden Sie von der "Krake von Riga" Mathias Niederberger hervorragend ersetzt. Haben Sie zu ihm regelmäßigen Kontakt, gibt es Austausch oder kleine Sticheleien im "Konkurrenzkampf"?

Grubauer: Ich habe eigentlich alle paar Tage Kontakt zu Matze. Wir tauschen uns ständig aus und ich versuche mir seine Spiele mit Berlin anzuschauen. Ich bin ein großer Fan von ihm und seiner Spielweise. Er ist ein sehr spielintelligenter Goalie und einfach auch ein guter Kumpel. Ich habe mich riesig gefreut, dass er letztes Jahr den Titel mit den Eisbären geholt hat und da ist nicht nur Konkurrenz, sondern in erster Linie eine Freundschaft vorhanden.

skysport.de: Für die deutschen Fans ist es ja nicht verkehrt, zu wissen, dass es jemanden gibt, der Sie gut vertritt.

Grubauer: Der Matze hat bisher überragend gespielt, das freut mich einfach. Du brauchst mehr als einen guten Goalie und der Matze kann das - solange ich nicht da bin (lacht).

Das Interview führte Lars Pricken.

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