Der ehemalige Eishockeyspieler Mike Glemser verklagt Gegenspieler nach folgenschwerem Foul
Seit dem Unglück sitzt Glemser im Rollstuhl. Vor Gericht kämpft er um Schadensersatz. Einige Experten befürchten, das Urteil könnte Signalwirkung haben.
29.01.2025 | 14:39 Uhr
Vor zwei Jahren änderte sich das Leben von Mike Glemser nach einem Check in die Bande schlagartig. Nun zieht der schwer verunglückte Eishockeyspieler gegen einen Gegenspieler vor Gericht, hat jedoch wohl nur geringe Erfolgsaussichten.
Wenn Mike Glemser am Donnerstag vor dem Arbeitsgerichts Weilheim um ein wenig Erleichterung kämpft, schaut nicht nur seine Familie gespannt zu. Zwei Jahre nach seinem tragischen Unfall wird die Klage des ehemaligen Eishockeyspielers gegen seinen Gegenspieler verhandelt, der ihn folgenschwer in die Bande gecheckt hatte. Könnte das Urteil Konsequenzen weit über seine Sportart hinaus haben?
Es ist menschlich eine ganz schwierige Situation - aber rechtlich sehe ich da keinen Anspruch", sagte Paul Lambertz, Fachanwalt für Sportrecht, im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID). Die Eishockeyregeln seien zwar dazu da, Spieler vor unvorbereiteten und groben Checks zu schützen, aber: "Das kann ich hier nicht erkennen und habe deshalb Zweifel daran, dass es ein Regelverstoß ist, der so gravierend ist, dass er außerhalb des Eishockeys einen Schadensersatz konstruiert."
Was war passiert?
Eine Verurteilung nach einem Foul wäre ein Novum. Der Anwalt des Angeklagten hatte gegenüber der Sport Bild angedeutet, bei einem Schuldspruch könnten Fouls in Kontaktsportarten künftig "als Körperverletzungen ausgelegt werden".
Der damals 25 Jahre alte Glemser hatte am 3. Februar 2023 mit seinen Starbulls Rosenheim gegen den SC Riessersee in der Oberliga gespielt, als er nach neun Minuten den verhängnisvollen Check in die Bande kassierte. Er brach sich den vierten und fünften Halswirbel, ist seither querschnittsgelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen. Im September letzten Jahres reichte Glemser Klage ein, das Landgericht II in München verwies diese an das zuständige Arbeitsgericht. Glemser fordert insgesamt 820.000 Euro, die die enormen Kosten zumindest teilweise auffangen sollen, die ihm durch seine Lebensumstellung entstehen.
Folgen für den Sport?
Vor der Verhandlung wurde spekuliert, welche Folgen ein Urteil für den Sport haben könnte und ob bei einem Schuldspruch künftig Klagen gefoulter Spieler zum Regelfall werden könnten. Lambertz ordnete ein: "Ich denke nicht, dass am Ende die Klage erfolgreich sein wird. Denn, so unfassbar tragisch der Unfall für Herrn Glemser ist, kann ich keine unerlaubte Handlung im Sinne der Rechtsordnung erkennen, die seinen Anspruch stützen würde. Ich sehe daher auch keine weitreichenden Konsequenzen für den Sport."
Vor allem das Foul, das zu der Verletzung führte, schürt beim Experten Zweifel an der ausreichenden Begründung der Klage. "Ob es sich um einen Check gegen die Bande und damit einen Regelverstoß handelt, muss das Arbeitsgericht entscheiden. Ich sehe aber keine Wehrlosigkeit", meinte Lambertz. Denn die Regeln sollten "den Spieler schützen, wenn er sich nicht auf den Check vorbereiten kann", was in dem Fall augenscheinlich nicht zutreffe.
Beispiel aus dem Fußball
Als mögliches Gegenbeispiel führte der Jurist ein grobes Foul im Fußball an, etwa einen Sprung mit offener Sohle auf Kniehöhe des Gegenspielers. "Das wäre so ein krasser Verstoß, bei dem ich sagen würde, das könnte zu einem Schadensersatz- und Schmerzensgeldanspruch führen".
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