Grüner Red Bull? Schwere Vorwürfe gegen Vettel-Team
20.05.2022 | 19:45 Uhr
Zum GP von Spanien in Barcelona haben nahezu alle Teams Updates für ihre Autos mitgebracht. Die Änderungen am Aston Martin sorgen dabei für das größte Aufsehen - und auch für reichlich Kritik von Seiten Red Bulls, das trotz einer Entscheidung der FIA die Thematik weiter verfolgen will.
Was sich da in Barcelona zwischen der Vorder- und Hinterachse am Aston Martin von Sebastian Vettel und Lance Stroll gezeigt hat, erinnerte doch schon sehr an das derzeit wohl schnellste Auto im Formel-1-Feld - nämlich an den Red Bull. Seitenkästen, Luftschlitze, seitlicher Unterboden - alles ähnlich zum RB18. Wenig verwunderlich keimten Kopie-Vorwürfe auf, gegen die sich Teamchef Mike Krack am Sky Mikrofon wehrte.
"Wir haben eigentlich relativ früh - letztes Jahr noch - verschiedene Richtungen festgelegt. Unser Chassis ist relativ flexibel ausgelegt, sodass wir eine eingeschlagene Richtung auch wieder ändern können. Wir haben verschiedene Programme aufgelegt und dann irgendwann entschieden, dass wir in eine andere Richtung gehen müssen. Das war aber schon lange bevor irgendwelche Autos publik waren."
Auch Vettel äußerte sich am Sky Mikrofon zu den Vorwürfen, schob diese aber wie sein Teamchef ebenfalls beiseite. "Es gibt immer Ähnlichkeiten. Wir haben uns von Anfang an die Möglichkeit erhalten, das Auto auch anders zu gestalten - während des Jahres. Wir hatten schon im Winter beide Konzepte im Kopf und das Türchen haben wir uns offen gehalten."
Man habe also nicht kopiert, sondern dieses Konzept, mit dem Aston Martin nun an den Start geht und das sich zum bisherigen Boliden deutlich unterscheidet, liege bereits seit Monaten in der Schublade. Davon konnte man offensichtlich auch die FIA überzeugen, denn der Weltverband teilte nach einer eingehenden Betrachtung des grünen AMR22 mit, dass es zwar Parallelen zum RB18 gebe, im Zuge einer Untersuchung aber kein Fehlverhalten im Entwicklungsprozess festgestellt wurde. Es gebe also keine Konsequenzen für das Aston-Martin-Team. Noch nicht. Denn Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko deutete am Sky Mikrofon an, dass Red Bull die Thematik weiter verfolgen werde.
"Man muss jetzt klären, wie es zu dieser unglaublichen Kopie gekommen ist. Nach dem derzeitigen Stand ist es ok. Kopieren ist ja nicht verboten, aber man muss auch berücksichtigen, dass sieben Leute von uns abgeworben wurden und dass unser Chef-Aerodynamiker (Dan Fallows, Anm. d. Red.) mit einem unverhältnismäßig hohen Entgelt zu Aston Martin gezogen wurde. Es gibt darüber hinaus noch einige Fakten, die wir prüfen. Wir werden dem bis ins letzte Detail nachgehen. Es ist nicht nur Dan Fallows."
Dr. Marko erhebt weiterhin schwere Vorwürfe gegen das Vettel-Team: "Es gibt Evidenzen, dass Daten heruntergeladen wurden. Es ist halt die Frage: Kopieren ist im Ansatz wahrscheinlich nicht verboten, aber kann man ohne Unterlagen so kopieren, dass man eine solch detailgetreue Kopie von unserem Auto zustande bringt?"
Auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner stellt am Sky Mikrofon eine "große Ähnlichkeit" fest. "Kopieren ist ja die höchste Form der Schmeichelei. Wir haben einige Leute an Aston Martin verloren. Wir wollen sicherstellen, dass die FIA darauf achtet, dass es da keinen Diebstahl von geistigem Eigentum gegeben hat und in den Aston Martin eingeflossen ist. Wenn das genutzt wird, was sie aus dem Kopf wissen, ist das kein Problem. Aber wenn sie sagen, schaut auch mal diese Zeichnung an, dann haben wir ein großes Problem."
Es sieht also so aus, als wäre dieses Thema noch lange nicht beendet ...
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