Schumacher: Mich stört, wie Vettel mit seinen Fehlern umgeht
11.04.2021 | 14:23 Uhr
Sky Experte Ralf Schumacher beleuchtet in seiner Kolumne die wichtigsten Themen rund um den Formel-1-Zirkus. Dieses Mal spricht er über den spannenden Saisonauftakt in Bahrain, einen unglücklichen Sebastian Vettel und das Debüt seines Neffen Mick Schumacher.
Mick hat ein nahezu tadelloses Wochenende abgeliefert. Auch der kleine Fehler im Rennen auf kalten Reifen kann diesen positiven Eindruck nicht trüben. Die Probleme seines Teamkollegen Nikita Mazepin über das gesamte Wochenende haben gezeigt, dass das Auto alles andere als leicht zu fahren ist. Das hat Mick super gemeistert.
Leider findet diese starke Leistung nicht so viel Beachtung, wie Mick es verdient hätte, weil er mit dem wenig konkurrenzfähigen Haas meistens zu weit weg war vom Rest des Feldes.
Enttäuschend lief das erste Rennwochenende für den zweiten Deutschen im Feld: Sebastian Vettel. Bei den Testfahrten vor zwei Wochen waren es noch technische Probleme, die seinen "Restart" im neuen Team erschwerten, im Rennen aber machte Sebastian selbst Fehler.
Am meisten stört mich dabei die Art, wie er damit umgeht: Als er in Runde 44 Esteban Ocon ins Heck gefahren ist, beschwerte er sich sofort über Funk über Ocons vermeintlichen Spurwechsel. Wenn man sich die Aufnahmen ansieht, wird aber klar, dass das zu 100 Prozent Vettels Fahrfehler ist.
Nach dem Rennen hat er sich zwar bei Ocon entschuldigt, die Frage aber bleibt, warum Sebastian solche Fehler immer wieder passieren. Mit seiner Erfahrung sollte er solche Situationen einfach besser einschätzen können, da muss er sich auch selbst hinterfragen.
Ich glaube aber nicht, dass wir uns schon jetzt Sorgen um die Stimmung bei Aston Martin machen müssen. Dafür ist die Zusammenarbeit noch zu frisch. Natürlich kann das aber nach weiteren Negativerlebnissen irgendwann auch mal kippen.
Vom Ende des Feldes ganz nach vorne und zu dem für mich sehr überraschenden Sieger Lewis Hamilton. Zwar war Max Verstappen schneller, aber die kluge Strategie und das fahrerische Können von Lewis haben am Ende den Ausschlag gegeben - neben der folgenschweren Entscheidung der FIA.
Dass Verstappen die Führung auf Anweisung der Rennleitung wenige Runden vor Schluss wieder zurückgeben musste, ist für mich äußerst unglücklich. Sein Überholmanöver abseits der Strecke in Kurve 4 halte ich nach wie vor für fair und regelkonform.
Hamilton wird nach außen getrieben und drückt Max dadurch auch ein bisschen nach außen. Will Verstappen eine Kollision verhindern, bleibt ihm nichts Anderes übrig, als auszuweichen. Ich denke nicht, dass man da von einem Vorteil für Verstappen sprechen kann.
Auf eine Verschwörung pro Hamilton deutet das in meinen Augen aber auf keinen Fall hin, dafür hat Lewis in der Vergangenheit selbst zu viele Strafen kassiert.
Diese Diskussion soll aber nicht die Leistung von Mercedes schmälern. In einer so kurzen Zeit den deutlichen Rückstand auf Red Bull aufzuholen, hatte ich nicht für möglich gehalten. Nicht zu vergessen: Auch Valtteri Bottas schaffte es trotz verpatztem Boxenstopps noch aufs Podium.
Für das nächste Rennen in Imola kann man also wahrscheinlich mit einem Mercedes in alter Stärke rechnen, was für Red Bull nur eines bedeuten kann: Auch sie müssen den nächsten Schritt machen, was personell und finanziell ein großer Kraftakt werden dürfte. Doppelt ärgerlich, schließlich wollen sich alle Teams möglichst frühzeitig an die Entwicklung des Autos für 2022 setzen.
Nach dem ersten Rennen heißen die Favoriten also wieder einmal Lewis Hamilton und Mercedes. Aber Red Bull ist in dieser Saison von Beginn an ein Gegner auf Augenhöhe. Freuen wir uns also auf weitere actionreiche und spannende Duelle wie beim spektakulären Auftakt in Bahrain!