Mr. Superlativ! Hamiltons Rekord-Show trotz Wadenkrampf
28.10.2020 | 15:52 Uhr
Es war nur noch eine Frage der Zeit. Beim Großen Preis von Portugal in Portimao war es dann soweit: Lewis Hamilton fuhr seinen 92. GP-Sieg ein, überholte Michael Schumacher, machte sich damit zum alleinigen Rekordhalter und baute so weiter an seinem eigenen Legendenstatus.
"Als wir dieses Projekt gestartet haben, habe ich mir nicht erträumt, dass wir den Rekord von Michael (Schumacher, Anm. d. Red.) brechen werden. Es zeigt, wie außergewöhnlich diese beiden Fahrer sind", schwärmt Mercedes-Teamchef Toto Wolff am Sky Mikrofon über die frühere Formel-1-Legende Michael Schumacher und seinen aktuellen Piloten Lewis Hamilton.
Letztgenannter hatte soeben mit einer unvergleichlichen Souveränität - mit über 25 Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten Valtteri Bottas - den 92. Grand-Prix-Sieg seiner Karriere eingefahren und damit Sportgeschichte geschrieben.
Ein Umstand, der auch seinen Chef Wolff euphorisch stimmt. "Es ist beeindruckend, wie Lewis sich ein Rennwochenende mittlerweile organisiert. Er versucht, den Reifen zu verstehen. Wenn es im Qualifying drauf ankommt, knallt er eine oder zwei Runden hin. Im Rennen hat er ständig die Kontrolle."
So war dies auch an der Algarve auf dem Rundkurs in Portimao. Dort hatte Hamilton sogar zwischenzeitlich mit einem Krampf zu kämpfen. Doch auch dies hinderte den Briten nicht, sich auf beeindruckende Art und Weise von seinen Kontrahenten abzusetzen.
"Es ist ein körperlich sehr anstrengender Sport. Ich hatte einen Krampf in der rechten Wade. Ich bin auch kurz vom Pedal. Ich musste da aber einfach durch. Das hätte ich mir niemals erträumen lassen, wo ich heute stehe", war Hamilton nach seinem Triumph hocherfreut, zeigte aber an diesem besonderen Tag auch Bescheidenheit und stellte sein gesamtes Team in den Fokus.
"Ich möchte meinen Dank an alle Jungs hier und zuhause in der Fabrik richten. Sie arbeiten immer hart und treiben die Innovationen voran. Es ist so ein Privileg, mit diesen Leuten zusammenzuarbeiten. Die Zuverlässigkeit ist einfach unglaublich - dank allen! Niemand lehnt sich zurück, niemand ruht sich aus und alle pushen einfach immer weiter. Es ist unglaublich, in so einer Umgebung zu arbeiten. Es ist inspirierend und einzigartig!"
Diese Einzigartigkeit spiegelt sich auch in vielen weiteren Statistiken von Hamilton wieder. Der Mercedes-Pilot hat in seiner Karriere bereits mehr Siege eingefahren (92) als insgesamt zweite, dritte und vierte Plätze belegt (90). Des Weiteren war er durch seinen Erfolg in Portugal bereits auf 28 verschiedenen Strecken siegreich - Rekord in der Formel 1.
Zudem hält Hamilton die Rekorde in den Kategorien "erreichte Podien", "Punkte" "angeführte Rennen" und "Pole Positions". Auch hat er nun 45 Rennen in Folge in den Punkten beendet. Kein anderer Fahrer in der Geschichte hat in dieser Statistik mehr als 27.
Kein Wunder also, dass auch die Konkurrenz den Hut vor Rekordmann Hamilton zieht. "Herzlichen Glückwunsch. Das kann man alles gar nicht genug anerkennen, auch wenn es von außen immer heißt, dass es mit diesem Auto einfach ist", sagte Ferrari-Pilot Sebastian Vettel am Sky Mikrofon.
Sky Experte Nick Heidfeld zeigte sich nach der erneuten Gala-Vorstellung des 35-Jährigen ebenfalls beeindruckt. "Unfassbar! Er hinterlässt mich sprachlos. Es ist bewundernswert, was er erreicht hat. Das macht den Hauptunterschied zwischen ihm und Bottas. Im Qualifying ist Bottas häufig auf Augenhöhe, im Rennen dreht Hamilton aber den Spieß um."
Trotz der zahlreichen Superlative dürfte Hamiltons Rekordjagd noch weitergehen. Immerhin gibt es einige Bestmarken in der Formel 1, die er noch nicht hält. Bei den meisten Siegen auf einem Kurs sowie Pole Positions auf einer Strecke ist der Brite noch mit Michael Schumacher gleich auf (jeweils acht). Holt Hamilton in der kommenden Saison in Australien die Pole und siegt in Ungarn, fallen auch diese beiden Schumacher-Marken.
Doch es gibt auch noch Kategorien, bei welchen Hamilton für die Führung noch etwas länger arbeiten muss: Bei den WM-Titeln führt Schumacher noch mit 7:6, genau wie bei den Siegen mit einem Team (72:66). Bei den meisten Siegen in einer Saison kann Hamilton in diesem Jahr - auch wenn er alle restlichen fünf Rennen gewinnt - nur noch gleichziehen. Diese Bestmarke kann also erst im kommenden Jahr fallen.
Für den ehrgeizigen Hamilton gibt es also noch das eine oder andere Ziel in seiner Formel-1-Karriere. Sollte in den kommenden Wochen nun auch die Vertragsverlängerung mit Mercedes über die Bühne gehen, steht der Jagd nach weiteren Superlativen nichts mehr im Weg ...