"Lust auf mehr": HULK schreibt einzigartige F1-Geschichte weiter
25.08.2023 | 21:03 Uhr
Nico Hülkenberg bleibt Haas treu und wird auch 2024 in der Formel 1 an den Start gehen. Der Deutsche schreibt damit das nächste Kapitel seiner einzigartigen F1-Geschichte. Denn eigentlich schien die F1-Karriere von Hülkenberg 2019 schon beendet zu sein.
Nach vielen starken Leistungen in maximal mittelprächtigen Boliden fuhr der Emmericher in seiner dritten und letzten Saison für Renault seinem neuen Teamkollegen Daniel Ricciardo nur hinterher. Die Franzosen gaben Hülkenberg bereits zur Mitte der Saison bekannt, dass sie den Vertrag nicht mehr verlängern werden. Das F1-Aus für den ehemaligen GP2-Champion war besiegelt. Vorerst zumindest.
Hülkenberg nahm für 2020 die Rolle des Ersatzfahrers bei Racing Point an und kam in dieser Position überraschend zu einigen Renneinsätzen. Die Stammpiloten Sergio Perez und Lance Stroll fielen mit Corona aus. Auch nach der Umbenennung von Racing Point in Aston Martin blieb Hülkenberg dem Team treu und ersetzte Sebastian Vettel 2022 für zwei Rennen - wieder coronabedingt.
Bei seinen Auftritten konnte der in Monaco lebende 1,84-Meter-Mann stets überzeugen. Obwohl er drei Jahre lang kein Stammpilot war, holte Teamchef Günther Steiner Hülkenberg 2023 endgültig zurück in die Motorsport-Königsklasse. Der verheiratete Familienvater wurde beim Haas-Team Nachfolger von Mick Schumacher und im fortgeschrittenen Rennfahrer-Alter erneut Stammpilot. Und was für einer.
Im dritten Saisonrennen in Australien pilotierte Hülkenberg den unterlegenen Haas bereits auf einen überragenden siebten Platz, auch beim Österreich-Sprint raste der Deutsche in die Punkte. Besonders stark ist Hülkenberg aber am Samstag. "Nico hat sich im Qualifying übertroffen. Sechsmal schaffte er es ins Q3. Er ist seit 2019 keine komplette Saison in der Formel 1 gefahren. Das zeigt, wie professionell er ist und wie er physisch auf sich achtet", schwärmte Steiner.
Der 58-jährige Südtiroler huldigte seinen Schützling noch weiter: "Nico hat sich ohne viel Lärm eingefügt und sich als wertvolles Mitglied des Teams erwiesen. Er hat bald 200 Starts in der Formel 1, und wir sind sehr froh, dass wir von dieser Erfahrung hinter dem Steuer profitieren können." Zur Belohnung verkündete Haas vor dem GP der Niederlande in Zandvoort (das Rennen am Sonntag ab 13.30 Uhr LIVE & EXKLUSIV aus Sky), dass der 36-Jährige auch 2024 im Cockpit sitzen wird.
"Es ist immer eine Erleichterung zu wissen, dass es weitergeht. Man ist noch gefragt, man ist gewollt. Das hat sich aber über die letzten Monate schon angedeutet und aufgebaut. Es gab da Klauseln im Vertrag, die leistungsbezogen sind. Von daher habe ich es schon mehr oder weniger kommen sehen. Aber es ist immer gut, das offiziell zu wissen und man kann jetzt schon weiter das nächste Jahr planen", erklärte Hülkenberg bei Sky.
Hülkenberg, der in Zandvoort sein 195. F1-Rennen bestreiten wird, wartet noch immer auf sein allererstes Podium. Dreimal landete er in seiner Karriere auf dem vierten Platz. Doch der Emmericher ist dafür bekannt, dass er mit unterlegenem Material überdurchschnittlich performen kann. Auch bei Haas zeigt "Comebacker" Hülkenberg 2023 seine große Klasse und hat Teamkollege Kevin Magnussen voll im Griff.
"Er hat einen Super-Job gezeigt. Ich würde ihm auf jeden Fall ein besseres Paket wünschen. Das Versprechen von Haas steht ja noch aus, dass man ein besseres Rennauto baut. Vielleicht konnte man auch die Sommerpause nutzen, um mit einem größeren Paket wiederzukommen. Von daher drücke ich Nico die Daumen und ich hoffe, im nächsten Jahr kann man bei Haas den nötigen Schritt machen, dass Nico sein Potential endlich mal zeigen kann, vor allem im Rennen", betonte Sky F1-Experte Ralf Schumacher.
Steiner versicherte bereits, dass man mit Blick auf 2024 intensiv am Auto arbeiten werde. Doch noch liegt der Fokus auf 2023. Für den US-Rennstall ist dort Rang sieben der Konstrukteurswertung das Ziel, Hülkenberg hat P13 in der Fahrer-WM im Blick. "Ich fühle mich wohl. Ich glaube, man hat es auch in der ersten Saisonhälfte gemerkt, dass ich Spaß habe. Es harmoniert gut mit dem Team. Wir passen gut zusammen und haben Lust auf mehr", so der 36-Jährige, der mit der Startnummer 27 fährt.
Kurzfristig gesehen war ein Wechsel zu einem signifikant besseren Team wohl nicht möglich. Denn nur Guanyu Zhou (Alfa Romeo), Logan Sargeant (Williams) sowie Yuki Tsunoda und Ricciardo (beide AlphaTauri) sind noch ohne Vertrag für die kommende Saison. Die weitere Zusammenarbeit zwischen Lewis Hamilton und Mercedes ist nur noch eine Formsache und die Vertragssituation von Stroll (Aston Martin) ist zwar unklar, da Vater Lawrence allerdings Teambesitzer von Aston Martin ist, hat der Kanadier eine Sonderrolle inne.
Letztendlich war der Haas-Verbleib für Hülkenberg wohl die beste, einfachste und sicherste Lösung - und durch die Klauseln wohl auch ein No-Brainer. Aber wie geht es langfristig für den Deutschen weiter? "Es kommt immer drauf an. Man braucht die Angebote oder die Nachfrage und das ist bei jedem immer anders. Ich freue mich jetzt auf die weitere Zusammenarbeit. Ende nächsten Jahres werden bei vielen die Karten neu gemischt. Dann werden wir sehen, wer wo steht, was passiert und wie die Situation ist", ließ Hülkenberg aufhorchen.
Denn dort laufen die Verträge von Perez (Red Bull), Charles Leclerc und Carlos Sainz (beide Ferrari), Oscar Piastri (McLaren) sowie Esteban Ocon und Pierre Gasly (beide Alpine). Zudem ist die genaue Vertragsdauer bei Fernando Alonso (Aston Martin), George Russell (Mercedes), Valtteri Bottas (Alfa Romeo) und Alex Albon (Williams) jeweils nicht bekannt. Es könnte also gerade bei den Top-Teams viel Bewegung in den Fahrermarkt kommen.
Nico Hülkenberg hat nun also bei Haas 1,5 Jahre Zeit, sich in Position zu bringen und im Herbst seiner Karriere vielleicht doch noch den Sprung zu einem Top-Team zu machen. Das Potenzial dazu hat er zweifellos. Und das, obwohl seine F1-Laufbahn 2019 schon zu Ende schien.
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