Schumacher-Kolumne: "Sebastian ist froh, wenn die Episode Ferrari beendet ist"
"Sebastian ist froh, wenn die Episode Ferrari vorbei ist"
04.09.2020 | 15:48 Uhr
Sky Experte Ralf Schumacher beleuchtet in seiner Kolumne die wichtigsten Themen rund um den Formel-1-Zirkus. Dieses Mal geht es unter anderem über die Scuderia Ferrari und die Zukunft von Sebastian Vettel.
Mit Ferrari muss man nach dem vergangenen Wochenende Mitleid haben. Soweit ist es mit dem wichtigsten, traditionsreichsten Team der Formel 1 gekommen! Das ist ja eine Katastrophe. Man kann für die Formel 1 nur hoffen, dass Ferrari das schnell wieder in den Griff bekommt.
Ich möchte gerade nicht in Binottos Haut stecken! Er hat jetzt zwei italienische Grand Prix vor der Brust! Puh. Da kann man ihm nur wünschen, dass sie besser unterwegs sein werden. Daran zu glauben, fällt mir aber schwer.
Der Motor ist das Kernproblem. Er ist der Schwächste in der ganzen Formel 1. Dadurch haben sie ein enormes Defizit. Vor allem eine Sache ist bedenklich: Wenn man in der Formel 1 einmal eine Richtung einschlägt, eine Entwicklungs-Guideline festsetzt, die sich dann aber fatalerweise als falsch herausstellt, dann hat man ein massives Problem. Da wieder wegzukommen ist extrem schwierig. Vor allem wenn die Rennen so dicht getaktet sind!
Ich könnte mir vorstellen, dass man zu Hause in der Firma das Konzept schon komplett überdenkt. Vielleicht etwas Großes ändert. Aber das wird dann leider erst frühestens in drei bis vier Wochen auf der Strecke zu sehen sein.
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Hoffnung für alle Ferrari-Fans
Ich glaube, dass Sebastian am Ende froh ist, wenn die Episode Ferrari für ihn vorbei ist. Man muss immer im Hinterkopf haben, wie man mit ihm umgesprungen ist. Auch auf höchster Ebene! Dazu ist jetzt auch noch das Auto richtig schlecht.
Jetzt beginnt für ihn sogar erst die richtig harte Zeit! Der Umgang zwischen den Teamkollegen wird bereits härter. Das konnte man in Spa sehen. Bei wichtigen Meetings wird er auch ausgegrenzt. Das macht es für ihn nicht leichter.
Für ihn geht es jetzt nur noch darum in den letzten Rennen vor seinem Teamkollegen zu sein und dann nach Hause zu gehen und nachzudenken, ob er überhaupt noch weiterfahren will. Im Moment ist es sehr, sehr ruhig um ihn geworden.. Es kann gut sein, dass er mittlerweile entschieden hat ein Jahr Pause einzulegen.
Allen Ferrari-Fans kann ich ein wenig Hoffnung machen: Ich denke, dass Ferrari in Monza besser unterwegs sein wird als in Spa. Sie werden sich aber weiterhin maximal mit Mittelmaß zufrieden geben müssen. So leid es mir tut.
Verstappen Mercedes-Jäger Nummer eins
Wie schaut es vorne aus? Mercedes wird wieder kaum zu schlagen sein. Es gibt einfach keine Strecke mit der dieses tolle Auto nicht zu recht kommt. Da ist ihnen ein wirklich großer Wurf gelungen! Direkt hinter Silber wird Max zu finden sein. Als Jäger Nummer eins.
In Spa war Max Verstappen wieder der Einzelkämpfer gegen die beiden Silberpfeile. Für Red Bull ist das auf Dauer kein tragbarer Zustand! Jetzt spricht sogar Lewis Hamilton das aus, was alle sehen und denken: "Leider sind nicht beide Fahrer, so wie Valtteri und ich, ganz vorn dabei. Das macht die Sache für sie schwieriger."
Ich denke, dass auch Dr. Marko und dem ganzen Team bewusst ist, dass das ein Problem ist. Wenn ich Dr. Marko wäre, dann würde ich Nico Hülkenberg anrufen und ihn ins Auto holen. Er ist auf Ricciardo-Niveau. Er könnte ein großer Gewinn fürs Team sein. Marko hätte dann einen zweiten stabilen Fahrer, der auch Erfahrung hat, der mitentwickeln könnte.