Die zweite Auflage des Miami-GP hatte reichlich Action zu bieten. Hauptverantwortlicher dafür: Max Verstappen, dem ein Husarenritt gelang. Von Startplatz neun aus fuhr der Weltmeister zu seinem zweiten Sieg im Sunshine State. Die Hauptkomponenten für den Erfolg: Glück und Können!
Im Vorfeld des Rennens am Sonntag sprach nicht wirklich viel für Max Verstappen. Der Red-Bull-Pilot startete nach dem verkorksten Qualifying lediglich von P9. Sein Teamkollege Sergio Perez hingegen hatte die Pole Position inne und damit die besten Voraussetzungen für einen Sieg und für die Übernahme der WM-Führung.
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Ein starker Schauer über Nacht, der die Strecke quasi von jeglichem Grip "befreite", eine abseits der Ideallinie dreckige Strecke und im Vorfeld des Wochenendes gekürzte DRS-Zonen ließen zahlreiche Überholmanöver wenig realistisch erscheinen. Keine guten Umstände also für Verstappen, der auf eine Aufholjagd hoffte.
Verstappen startet auf harten Reifen - ein Glücksgriff
Doch bereits vor dem Start traf Verstappen mit seinem Team eine Entscheidung, die den Rennverlauf maßgeblich zu seinen Gunsten beeinflussen sollte. Dabei ging es um den Startreifen für den Grand Prix. Während die ersten sieben Piloten allesamt auf den Mediums ins Rennen gingen, setzte der Weltmeister auf die Hard Tyres. Dies erwies sich letztendlich als Glücksgriff.
"Der Reifen war besser als erwartet. Wir haben einfach versucht zu verstehen, wie lange der Reifen hält. Gegen Mitte des Stints war ich nicht sicher, aber gegen Ende des Stints war ich dann doch schneller und konnte den Abstand vergrößern und das hat mir dann den Sieg beschert", erklärte ein sichtlich zufriedener Verstappen am Sky Mikrofon.
Das Wort Glücksgriff muss in diesem Fall fast wörtlich genommen werden. Denn hätte Verstappen eine bessere Ausgangslage in Form einer besseren Startposition gehabt, wäre die Reifenwahl wohl anders ausgefallen, wie Sky Experte Ralf Schumacher vermutet: "Es war glaube ich reiner Zufall und der Startposition von Max geschuldet. Sonst wären sie mit dem Medium losgefahren und dann wäre es vermutlich enger geworden. Max war aber auch sonst das gesamte Wochenende schneller. So war es eben Glück und Können zugleich."
Horner verrät: "Haben gedacht, wir gehen das Risiko"
Red-Bull-Teamchef Christian Horner gab am Sky Mikrofon zu, dass die gewählte Strategie durchaus riskant war. "Ja, wir haben gedacht, wir gehen das Risiko. Mit dem Safety Car hätte sich das auf jeden Fall ausbezahlt." Dieses kam aber über das gesamte Rennen hinweg nicht zum Einsatz. Letztendlich zahlte sich das Risiko und der Glücksgriff doch aus, weil Verstappen eine sensationelle Performance auf dem Asphalt zeigte.
Der Weltmeister habe trotz der schweren Aufgabe, die vor ihm lag, nicht die Ruhe verloren und sich "von Anfang an aus den Problemen rausgehalten", wie er beim Siegerinterview verriet. "Ich habe mir dann einen nach dem anderen geschnappt."
Verstappen fliegt an seinen Gegnern vorbei
Und wie er das getan hat. Mit einer Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit ließ der Niederländer seine Kontrahenten fast wie stehende Slalomstangen aussehen. Aston-Martin-Pilot Fernando Alonso prognostizierte vor dem Start, dass Verstappen in Runde 25 hinter ihm, also Zweiter sei. Doch selbst diese mutige Vorhersage pulverisierte der Weltmeister im Rennen. Bereits in Runde 14 war er sechs Plätze nach vorne gefahren und hing dem Spanier im Nacken.
Auch Alonso, der eigentlich als starker Zweikämpfer bekannt ist, konnte sich kaum zur Wehr setzen. Verstappen war so schnell, dass es quasi nicht einmal zu einem Duell auf der Strecke kam. Eine lange Gerade reichte bereits aus und schon war der Niederländer vorbei.
Im Anschluss folgte die laut Red-Bull-Teamchef Horner entscheidende Phase für Verstappens Erfolg. "Der Schlüssel für den Sieg war die Phase zwischen Runde 20 bis 42 auf dem harten Reifen. Die Reifen waren 20 Runden älter als die von Checo [Sergio Perez] und er ist genauso schnell und teilweise sogar schneller gefahren. Das hinzukriegen, hat ihm dann den Vorsprung beschert."
Perez über Verstappen: "Seine Leistung war für mich unerreichbar"
Verstappen musste dann zwar noch seinen Pflicht-Boxenstopp absolvieren und sattelte auf die Medium-Reifen um. Er fiel damit zwar hinter Perez zurück, doch auf den frischeren und weicheren Reifen fuhr er die entstandene Zwei-Sekunden-Lücke in Windeseile zu und ging letztendlich an seinem Teamkollegen vorbei - auch wenn sich dieser nicht kampflos ergab.
"Die Leistung, die er heute gezeigt hat, war für mich unerreichbar. Das muss ich jetzt verstehen, warum das so war. Das hat sicherlich auch mit den Reifen zu tun gehabt, aber insgesamt war er stärker als ich", zollte Perez dem Weltmeister gegenüber Sky höchsten Respekt.
Verstappen: "Ich fühle mich immer unschlagbar"
Kein Wunder also, dass Verstappen abschließend konstatierte: "Ich fühle mich immer unschlagbar! Ich versuche immer möglichst nah an der Perfektion zu sein. Wichtig ist, dass du versuchst, 100 Prozent zu geben." Und genau diese hat er bei seinem Husarenritt in Miami gegeben.
Wie außergewöhnlich, ja fast schon perfekt seine Leistung war, zeigt auch eine Statistik: Der letzte Fahrer, der von Platz neun aus ein Rennen gewinnen konnte, war Niki Lauda 1984 beim GP von Frankreich. Überhaupt wurden erst vier Rennen in der F1-Historie vom neunten Startplatz aus gewonnen.
Und fast schon beiläufig hat Verstappen durch seinen Sieg auch noch eine Vettel-Bestmarke bei Red Bull eingestellt. Dass er seine WM-Führung zudem ausgebaut hat, muss eigentlich schon nicht mehr erwähnt werden.
Bei all diesen Zahlen, Statistiken und dem deutlichen Lob seines Teamkollegen und engsten WM-Mitstreiters wird deutlich, dass die Mixtur bei diesem Sieg einen größeren Anteil an Können besaß - und das Glück wohl eher in der Mengenangabe "eine Prise" hinzugegeben wurde.
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