Formel 1: Cool, cooler Hülkenberg: Mit Gelassenheit zum F1-Comeback

Hulk is back! Nico Hülkenberg gibt in Bahrain sein Comeback als Vollzeit-Formel-1-Fahrer. Und bisher scheint alles glatt zu laufen für den gelassenen Haas-Piloten.

Wenn am Sonntag um kurz nach 16 Uhr in Bahrain (live auf Sky Sport F1) die Lichter ausgehen, dann richtet sich der Fokus von Motorsport-Deutschland und den deutschen Formel-1-Fans nicht nur auf den Beginn der neuen Saison, sondern auch auf den einzigen deutschen Fahrer im Feld: Nicolas "Nico" Hülkenberg. Geboren am 19. August 1987 in Emmerich am Rhein, mittlerweile wohnhaft im Fürstentum Monaco. Der "Hulk", wie er gerne genannt wird, ist nach drei Jahren Formel 1 in Teilzeit wieder zurück auf dem Grid und will es nochmal wissen.

Die Frage, wie es sich anfühle, zurück in der Formel 1 zu sein, dürfte er mittlerweile im Schlaf beantworten können. Kaum ein Interview mit dem neuen Haas-Piloten kam am vergangenen Wochenende bei den Testfahrten in Bahrain ohne sie aus. Am Ende reichte ein Satz, der die Situation wahrscheinlich perfekt beschrieb: "Es ist wie Fahrrad fahren, das verlernt man nicht."

Hülkenberg körperlich in Bestform

Ganz so leicht dürfte es zwar nicht sein und dennoch zeigte ein sehr gelassen wirkender Hülkenberg in der Vergangenheit bei seinen Kurzeinsätzen für Racing Point und Aston Martin, dass ihm längere Pausen nicht viel anhaben können. Im Gegenteil! Der 35-Jährige beschreibt sich derzeit als fitter denn je, soll in der vergangenen Winterpause sogar die Fitnesswerte früherer Zeiten gebrochen haben. Der Deutsche meint es ernst. "Er muss nichts mehr dazulernen, sondern einfach in den Rhythmus kommen, denn er ist ein sehr guter Formel-1-Fahrer", sagte Steiner dem Portal watson.

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Nur mit dem Haas-Lenkrad scheint Hulk noch ein paar Problemchen zu haben. Bei seiner Premiere in Bahrain habe er sich ein ums andere Mal verdrückt, erklärte er. Explodiert sei aber noch nichts, versicherte der F1-Haas-Pilot.

Hülkenbergs unrühmlicher Rekord

Laut Sky Powerranking haben Hülkenberg und Haas zwar noch eine Menge Arbeit vor sich, doch das Ziel ist klar: Das US-Team soll durch die Erfahrung des Veteranen-Duos Hülkenberg/Magnussen weiterentwickelt werden und sich erstmal im Mittelfeld der Konstrukteursmeisterschaft etablieren. Wo die Reise Stand jetzt hingehen wird, weiß selbst Hülkenberg nach den Tests noch nicht. "Wo wir stehen und wie schnell wir sind, da habe ich ehrlich gesagt keine Ahnung", sagte er im Sky Interview.

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Dass es für die Plätze ganz vorne nicht reichen wird, ist für Hülkenberg nichts Neues. Der Vater einer einjährigen Tochter schaffte es in bisher 181 F1-Rennen noch nie aufs Podium - unrühmlicher Rekord. Zwei vierte Plätze in Spa (2012, 2016) und ein vierter Platz in Südkorea (2013) waren bisher das höchste der Gefühle.

Und trotz der bescheidenen Aussichten dürfte Hülkenberg zuallererst einmal froh sein, wieder Runden in der Königsklasse drehen zu können.

Team für klare Ansagen

Dass er mit Günther Steiner einem Teamchef untersteht, der - sagen wir mal - gerne die direkte Ansprache wählt, dürfte dem Wahl-Monegassen gefallen. Er selbst redet selten um den heißen Brei herum, ähnlich wie sein Teamkollege Kevin Magnussen.

Vielleicht fühlt er sich auch deshalb schon sehr wohl beim amerikanischen Team. "Es stimmt, dass ich mich hier schnell heimisch gefühlt habe", abwarten wolle er trotzdem erstmal den Saisonstart: "Wir sind ja gewissermaßen noch in den Flitterwochen. Wir hatten bislang nicht den Druck eines GP-Wochenendes. Wir standen noch nicht unter dem Stress eines unerfreulichen Ergebnisses", so der 35-Jährige auf einer Fahrer-PK.

Damit die Ehe auch teamintern einen guten Weg nimmt, haben sich Magnussen und Hülkenberg vor der Saison ausgesprochen und gemeinsam Zeit verbracht. Das war nicht immer so. Beide gerieten in der Vergangenheit öfters aneinander, scheinen nun aber - unter Laborbedingungen - sehr gut miteinander auszukommen.

Die Woche zwischen den Testtagen und dem Saison-Start will Hülkenberg gemeinsam mit dem Team in Bahrain nutzen, um die bei den Tests gewonnenen Erkenntnisse auszuwerten, sich dabei aber auch mal was gönnen: "In den nächsten Tagen wird es jetzt darum gehen, unsere ganzen Erkenntnisse auszuwerten", wird er von Speedweek zitiert. "Ich bleibe hier unten, nach drei Tagen muss auch mal Zeit zum Ausspannen und für ein, zwei Bierchen sein, dazu halte ich natürlich mein Training aufrecht. Aber wir haben natürlich viel zu tun im Hinblick auf die Vorbereitung aufs GP-Wochenende."

Gelassenheit als großer Trumpf?

Es ist diese Gelassenheit, die für den Haas-Piloten am Ende zum großen Trumpf werden kann. Er hat seine Formel-1-Tauglichkeit bereits bewiesen. Haas wollte ihn statt Mick Schumacher, der nicht nur die Erwartungen Steiners nicht erfüllen konnte, sondern auch mit dessen Art das Team zu führen, Probleme hatte.

"Wenn man jung ist, dann ist man immer nervös und guckt in die Daten. Ich lasse das ganz entspannt auf mich zukommen und gucke, wo wir nächste Woche dann stehen", so Hülkenberg bei Sky. "Mein Ziel ist es einfach Spaß zu haben und ein starkes Wochenende zu fahren", formulierte er seine Zielsetzung für den Saison-Start, bei dem gerne auch Punkte herausspringen dürften. Auf den kommenden Sonntag kommt es an. Dann kann Hülkenberg zeigen, wie gut er noch Fahrrad fahren kann.

Mehr zum Autor Max Georg Brand