Muss FIA wegen Bouncing handeln? Haug sieht Teams in der Pflicht
14.06.2022 | 21:59 Uhr
Neben den Ausfällen der Ferrari waren die hoppelnden F1-Boliden vor allem bei Mercedes das Thema nach dem GP in Baku. Sogar über einer Änderung des Reglements wurde diskutiert. Ex-Mercedes-Boss Norbert Haug hält davon nichts und nimmt stattdessen sein Ex-Team in die Pflicht.
Nach dem jüngsten Rennen in Baku hatte Rekordweltmeister Lewis Hamilton wegen des starken Hoppelns seines Autos über heftige Rücken- und Kopfschmerzen geklagt. TV-Bilder zeigten ihn kurz nach Rennende, wie er sich nur mit größter Mühe aus seinem Auto quälte. Auch andere Piloten mussten gegen das Bouncing ankämpfen, so dass der Weltverband FIA laut Medienberichten die Ausmaße und mögliche gesundheitliche Folgen des Hoppelns untersuchen will.
Gibt es sogar eine Änderung des Reglements? Ex-Mercedes-Boss Norbert Haug glaubt nicht daran: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine Regelreform gibt. Zumal Red Bull schon angemerkt hat, dass es ein unfairer Akt wäre. Ich glaube, das Mercedes-Problem ist nicht kurzfristig zu lösen", so Haug, um anschließend etwas weiter auszuholen:
"Der Hintergrund ist, dass man viele Jahre einen Powertrain - also eine Kombination des Motors mit den beiden Hybrid-Antrieben - gehabt hat, der sehr überlegen war. Davon hat Mercedes auch gelebt. Danach hat man sein Auto gebaut und das sicherlich mit etwas mehr Abtrieb und Luftwiderstandsbeiwert. Und jetzt, wo die motorische Leistungsfähigkeit der anderen Wettbewerber gegeben ist, muss man ein revolutionäres aerodynamisches Konzept versuchen. Deshalb ist Mercedes im wahrsten Sinne des Wortes am meisten gebeutelt", erklärt der Sky Experte und nimmt sein Ex-Team in die Pflicht.
"Auf einer glatten Strecke und im Windkanal funktioniert es und wenn das Wippen nicht stattfindet, kann das Auto mit richtig viel Abtrieb gefahren werden. Aber wenn der Ansaugeffekt immer wieder unterbrochen wird, dann ist es irgendwie, als wenn man mit einem Presslufthammer fährt. Und das wird nicht durch eine Reglements-Änderung abgestellt, sondern das muss vom Team in die Wege geleitet werden."
Trotz der aktuellen Probleme macht sich Haug aber keine allzu großen Sorgen um den amtierenden Konstrukteurs-Weltmeister. "Das ist jetzt eine harte Zeit, aber die werden die Dinge lösen. Vielleicht müssen sie das Aerodynamik-Konzept komplett umstricken und sich dann vielleicht mit etwas weniger Abtrieb zufrieden geben. Aber ich denke, wir werden in Silverstone, einer sehr schnellen Strecke mit schnellen Kurven, sehen, dass der Mercedes dort besser funktioniert."
Der 69-Jährige hofft, dass Mercedes bald aber auch auf welligen Bahnen wieder besser performen kann. Einen Grund, warum der Weltverband diesbezüglich einschreiten sollte, sieht er aber nicht.