Nach zwei Jahren in der Formel 1 musste Mick Schumacher nach der Saison 2022 seinen Platz bei Haas räumen. Teamchef Günther Steiner erklärte nun ausführlich die Hintergründe der Trennung.
"Was wir erreichen wollten, ist, das Team zu verbessern. Ich glaube, wir haben noch Potenzial, als Team besser zu werden. Und wie bringt man ein Team am besten weiter? Mit Fahrern, von denen man weiß, was sie können und die das Team weiterbringen", erklärte der 57-Jährige im Podcast mit Auto, Motor und Sport. Das Gesamtpaket hätte daher für Nico Hülkenberg gesprochen.
"Es hat alles einen Grund, wieso wir Nico nehmen. Es ist ja nicht, weil wir ihn lieb haben. Es gibt einen Performance-Grund", so Steiner und machte mit Blick auf Schumacher deutlich: "Mick ist leider nur in seiner zweiten Saison. Und es gibt eben Leute, die waren schon vorher da, die haben schon sieben, acht, zehn Jahre in der Formel 1 verbracht, und die wissen einfach mehr, die können das Team weiterbringen. Und deswegen haben wir das beschlossen."
Mit Neuzugang Hülkenberg sowie Routinier Kevin Magnussen will Steiner wieder an erfolgreichere Zeitung anknüpfen. 2018 wurde der US-Rennstall mit 93 Punkten Fünfter in der Konstrukteurs-WM. Damals fuhren mit Magnussen und Romain Grosjean zwei erfahrene Piloten für Haas. Auf diese Erfolgsformel vertraut Steiner nun auch wieder. Mit den unerfahrenen Esteban Gutierrez, Nikita Mazepin oder eben Schumacher hatte Haas dagegen wenig Erfolg.
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Steiner lobt Entwicklung von Schumacher
Dennoch lobte Steiner die Entwicklung Schumachers im Vorjahr. "Er hat sich sehr gesteigert dieses Jahr. Manche Momente waren sehr gut, muss ich sagen. Da waren wir alle positiv überrascht, was er gebracht hat. Kanada, Silverstone und Österreich waren sehr gut", nannte der Südtiroler einige Rennwochenende, an denen Schumacher überzeugen konnte.
Aufgrund der ansteigenden Leistungskurve von Schumacher ließ sich Steiner auch bewusst viel Zeit für die Verkündung des zweiten Fahrers neben Magnussen: "Es war keine einfache Entscheidung. Wir haben richtig gewartet, weil wir nicht genau wussten, was das Beste ist für das Team. Wir haben ja auch immer gesagt, wir haben keine Eile, die Entscheidung zu treffen, also warten wir noch ein bisschen und schauen, wie weit es geht."
Letztendlich fuhr Schumacher im Jahr 2022 aber nur zweimal in die Punkte und unterlag damit Magnussen am Ende mit zwölf zu 25 Punkte im teaminternen Vergleich. Daher kam Steiner zu dem Entschluss, dass es für Haas besser sei, "das Team weiterzuentwickeln und einen erfahrenen Mann zu holen". Die Wahl fiel dann auf Hülkenberg.
Steiner übt Selbstkritik für Wortwahl
Steiner gestand sich aber auch ein, während der Saison medial manchmal einen falschen Umgangston mit Schumacher gewählt zu haben. Nach Dschidda und Monte Carlo war die Frustration schon groß. Mit den zwei Totalschäden, da wird man frustriert. Und da macht man auch manchmal Aussagen, die man nicht so richtig überdenkt. Ich kenne mich ja selbst", übte der 57-Jährige Selbstkritik.
Dass die Personalie Mick Schumacher öffentlich eine viel größere Wahrnehmung erfahren würde als andere Fahrer, war dem Südtiroler dabei bewusst. "Der Nachname Schumacher ist Fluch und Segen. Das ist bekannt. Die Leute glauben alle, sie haben ein Wahlrecht", sagte Steiner, der allerdings die negativen Stimmen und Meinungen anderer bei der Entscheidungsfindung ausgeblendet hat.
"Ich glaube, das Wahlrecht haben nur Leute, die dem Team angehören oder denen das Team gehört. Denn wenn du nichts dazu beiträgst, weder finanziell noch etwas anderes, sondern nur eine Meinung hast, hast du auch kein Risiko zu tragen. Ich habe auch immer eine Meinung, wenn ich Fußball schaue, wer wohin sollte. Aber meine Meinung zählt nicht", zog Steiner ein Beispiel heran.
Steiner verteidigt Entscheidung gegen Mick
Mit der Kritik von außen kann der Haas-Teamchef daher gut leben: "Die Entscheidung ist nur aus dem Grund gefallen, und ich lasse mich da nicht von Leuten beeinflussen, die eine Meinung haben, aber keine Verantwortung. Das muss man einfach so sehen, da muss man geradestehen. Wenn jemand zu mir sagt, dass ich alles falsch mache, soll er es halt sagen. So ist das Leben. Man kann es nicht allen recht machen. Darum bin ich komplett relaxed."
Trotz der "gescheiterten Ehe" mit Schumacher sei die persönliche Beziehung der beiden intakt. "Mein Verhältnis mit Mick war die zweite Saisonhälfte besser als die anderthalb Jahre davor. Ich glaube, wir können uns ohne Probleme in die Augen schauen", so Steiner, der den Karriereschritt seines Ex-Schützlings zu Mercedes sehr positiv sieht.
"Ich kenne seinen Vertrag nicht, wie viel er Simulator fährt, wie viel er testet. Ich habe keine Details. Aber es ist keine schlechte Entscheidung. Ich glaube, es gibt ihm die Möglichkeit, in der Formel 1 präsent zu sein. Man kennt es ja: Wenn man nicht präsent ist, ist man schnell vergessen, und er bleibt da", machte Steiner klar.
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