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Motorsport News: Sascha Roos ist heiß auf die IndyCar-Saison 2022

Roos heiß auf die IndyCar Series: "Mitreißend & faszinierend zu gleich"

Das erste Rennen der IndyCar Series in den Straßen von St. Petersburg in Florida steht an.
Image: Das erste Rennen der IndyCar Series in den Straßen von St. Petersburg in Florida steht an.  © Imago

Sky erweitert mit der IndyCar Series sein Motorsport-Programm. Kommentator Sascha Roos blickt vor dem Start an diesem Wochenende in St. Petersburg (Florida) auf die Saison voraus, erklärt die Unterschiede zur Formel 1 und freut sich auf viele packende Rad-an-Rad-Duelle.

Bis zum Saisonfinale am 11. September auf der weltbekannten Traditionsrennstrecke von Laguna Seca stehen insgesamt 17 Rennen in der IndyCar Series auf dem Programm. Alle Rennen der IndyCar Series werden in dieser Saison live und exklusiv auf Sky übertragen.

Neben vielen ehemaligen Formel-1-Stars wie Juan Pablo Montoya oder Romain Grosjean gehören auch der sechsmalige IndyCar-Champion Scott Dixon sowie der siebenmalige Nascar-Champion Jimmie Johnson zum Fahrerfeld. Mit Tatiana Calderon ist auch eine Frau von der Partie.

Sky Kommentator Sascha Roos spricht vor dem Saisonstart über die US-amerikanische Motorsportserie mit all seinen Besonderheiten wie das berühmte Indy 500.

Unterschiede zwischen der IndyCar Series und der Formel 1

Sky Sport: Sky baut sein Motorsport-Programm weiter aus und übertragt ab Sonntag die gesamte Saison der IndyCar Series live. Sie kommentieren das erste Rennen in St. Petersburg, Florida. Auf was können sich die Motorsport-Fans am Wochenende alles freuen?

Sascha Roos: "Zum einen auf super Wetter in Florida, da ist das Bild auf jeden Fall schon mal super. Wir haben viele Palmen, Sonne und Meer. Natürlich auch auf enge Rennen, die es in der Vergangenheit ja immer waren in der IndyCar Series und bei einem Straßenrennen in St. Petersburg wird das nicht anders sein. Das verspricht natürlich viel Spannung. Anders als zum Beispiel in der Formel 1 ist die IndyCar Series eine Einheitsserie, die Autos schauen alle gleich aus und haben das gleiche Dallara-Chassis. Unterschiede gibt es nur beim Motor, da gibt es zwar klare Vorgaben, aber mit Honda und Chevrolet zwei verschiedene Motorenhersteller."

Auf dem Stadtkurs in St. Petersburg (Florida) findet der Saisonauftakt der IndyCar Series statt.
Image: Auf dem Stadtkurs in St. Petersburg (Florida) findet der Saisonauftakt der IndyCar Series statt.  © DPA pa

Sky Sport: Welche Unterschiede gibt es konkret zwischen einem IndyCar-Auto und einem Formel-1-Boliden?

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Roos: "Vom Aussehen sind sie alle gleich, haben alle das gleiche Chassis. Die sind nur unterschiedlich lackiert, das hängt dann von den Sponsoren ab. Statt dem Halo-System haben die IndyCar-Autos eine Plexiglasscheibe vorne. Das ist interessanterweise von Red Bull zum Schutz der Fahrer entwickelt und dann weiter verbessert worden. Das ist wie so eine kleine Windschutzscheibe, dazu haben sie einen Bügel, ein bisschen ähnlich wie beim Halo. Wenn man dann in die Autos hineinguckt, dann haben wir als Motor einen V6-Doppelturbo, von der PS-Anzahl liegen wir bei um die 750. Das ist weniger als bei den F1-Autos, die haben ungefähr 1000 PS. Vom Gewicht her sind sie etwas leichter als ein F1-Auto. IndyCar-Autos haben eine höhere Höchstgeschwindigkeit, sind aber in der Beschleunigung langsamer. Bei der Aerodynamik hat man sich dazu entschieden, den IndyCar-Autos Abtrieb zu nehmen, also dass sie nicht so sehr am Boden kleben, um das Hinterherfahren leichter zu machen. Das ist jetzt vom Ansatz her ähnlich, wie es die Formel 1 zur neuen Saison gemacht hat, um mehr Duelle auf der Strecke zu haben. Das hat der Rennaction auf der Strecke definitiv geholfen und sieht einfach mit den vielen Rad-an-Rad-Duellen spektakulär aus."

Sky Sport: Heißt dass, wir können uns in der IndyCar Series auf besonders viele Überholmanöver einstellen?

Roos: "Davon gehe ich schwer aus. Die Charakteristik der Stadt-Strecke zum Auftakt in St. Petersburg ist zwar eng und winklig, aber da werden sich die Autos dann auch viel berühren können und so um die Positionen kämpfen. Wir haben sehr viele tolle Strecken im Rennkalender, wie zum Beispiel in Laguna Seca, da schnalzen alle Motorsport-Liebhaber mit der Zunge und auch für die Fahrer ist das etwas ganz Besonderes. Das sind viele tolle Events, auf die wir stolz sind, dass wir diese präsentieren können."

Sky Kommentar Sascha Roos (rechts) kommentiert die IndyCar Series 2022.
Image: Sky Kommentar Sascha Roos (rechts) kommentiert die IndyCar Series 2022.  © DPA pa

Große Aufholjagden möglich

Sky Sport: Was zeichnet den IndyCar-Rennsport noch gegenüber anderen Motorsport-Rennserien aus?

Roos: "Die Saison ist sehr abwechslungsreich. Es gibt nicht nur die permanenten Rennstrecken, wie wir es aus der Formel 1 kennen, sondern die 17 Rennen zwischen dem 27. Februar und dem 11. September sind unterteilt in die normalen Rennstrecken, Stadtkurse wie jetzt zum Auftakt in St. Petersburg und die Ovalrennen. Dazu zählt zum Beispiel dann auch das berühmte Indy 500, welches am 29. Mai ausgetragen wird. In den Ovalrennen, wo die Steilkurven eine extrem große Neigung haben, können wir uns auf spektakuläre Rennaction freuen, weil die Höchstgeschwindigkeiten, die da erreicht werden, sind schon der Wahnsinn. Das ist mitreißend und faszinierend zu gleich, wenn die Autos an die 400 km/h herankommen. Anders als bei der Formel 1 darf in der IndyCar Series auch nachgetankt werden, denn in den Tank passen nur 80 Liter rein und damit kommt man natürlich nicht über die Distanz. Also jedes Auto wird sicherlich zwei oder dreimal im Rennen zum Tanken an die Box fahren."

Helio Castroneves beim Boxenstopp.
Image: Helio Castroneves beim Boxenstopp.  © Imago

Sky Sport: Wie stehen die Chancen von weiter hinten in der Startaufstellung eine Aufholjagd zu starten?

Roos: "Es ist durchaus möglich, gerade im Oval, von weit hinten sich nach vorne zu arbeiten. Mit Windschatten und auch der richtigen Strategie kann man sich da nach vorne kämpfen. Derjenige, der 70 Prozent des Rennens anführt, kann sich noch lange nicht sicher sein, dass er das dann auch nach Hause fährt, weil immer wieder irgendetwas passieren kann. IndyCar ist unberechenbarer als die Formel 1."

Sky Sport: Warum gibt es Ovalrennen, Straßenrennen und Stadtkurse in der IndyCar Series?

Roos: "Früher wurde in der IndyCar-Geschichte nur im Oval gefahren, erst in den letzten 20 Jahren hat sich das gewandelt und die normalen Rennkurse sind dazugekommen. Die Fahrer müssen jetzt auch verschiedene Skills mitbringen. Es gibt Ovalspezialisten, ganz vorneweg natürlich der Brasilianer Helio Castroneves, der bereits viermal das Indy 500 gewinnen konnte. Es gibt aber auch Fahrer, die sich bislang noch nicht so wirklich mit dem Oval haben anfreunden können. Der Ex-Formel-1-Fahrer Romain Grosjean hat zum Beispiel nach seiner ersten IndyCar-Saison gesagt, dass das Oval noch nicht so seins ist. Die Ovalrennen waren übrigens auch der Grund, warum wir Nico Hülkenberg in dieser Saison nicht im Einsatz in der IndyCar Series sehen. Hülkenberg hat aus Sicherheitsgründen, insbesondere wegen der Ovalrennen, dass er nicht an den Start gehen wird."

Sky Sport: Warum ist das Indy 500 so besonders für die Fahrer und das Saisonhighlight schlecht hin?

Roos: "Das Indy 500 ist das größte Motorsport-Ereignis, was es gibt. Mehr geht eigentlich nicht. Es ist mit über 400.000 Zuschauern vor Ort die jährlich weltweit größte Eintagesveranstaltung, die es gibt. Wie es in diesem Jahr mit Corona aussieht, dass wissen wir natürlich noch nicht. Aber 400.000 Fans vor Ort, das ist einfach unfassbar. Das Rennen gibt es seit 1911, hat also eine lange Tradition. Und wenn man da gewinnt, dann ist das gleich zu setzen mit einem Le Mans-Sieg oder einer Formel-1-Weltmeisterschaft. Fernando Alonso hat es ja schon probiert, F1-Weltmeister und Le Mans-Sieger ist er ja schon, beim Indy 500 hat es noch nicht geklappt. Aber es zeigt einfach schon diesen Stellenwert der Veranstaltung, weil sie mit ihrer ganzen Strahlkraft in der Motorsportszene und darüber hinaus im Weltsport zu einem der größten Highlights zu zählen ist."

Das berühmte Indy 500 steht am 29. Mai auf dem Programm.
Image: Das berühmte Indy 500 steht am 29. Mai auf dem Programm.  © Imago

Montoya und Grosjean am Start

Sky Sport: Kommen wir zum Fahrerfeld. Das ist bunt gemischt mit vielen Piloten, die zuvor in den unterschiedlichsten Rennserien aktiv waren. Auf welche Fahrer werfen Sie ein besonderes Auge?

Roos: "Auf jeden Fall auf Titelverteidiger Alex Palou, der auch in Europa schon in den Nachwuchsklassen gut unterwegs war. Es sind auch ein paar bekannte Namen dabei, die wir aus der Formel 1 kennen. Wir haben Alexander Rossi, der mal eine Saison in der F1 gefahren ist und auch schon mal das Indy 500 gewonnen hat. Colton Herta war beim Race of Champions mit dabei, der wurde in der Vergangenheit auch schon als möglicher F1-Fahrer gehandelt. Herta fährt in einem starken Team bei Andretti mit Rossi und Romain Grosjean. Das muss ich auch erwähnen, dass es wirklich viele Traditionsteams gibt. Wir haben neben Andretti noch Chip Ganassi, McLaren, Penske oder A. J. Foyt. Wenn man das mit der Formel 1 vergleicht, sind diese Teams wie Lotus oder Williams einfach klangvolle Namen mit einem hohen Stellenwert. Zurück zu den Fahrern: Da gibt es noch einen Marcus Ericsson, der lange in der F1 für Sauber gefahren ist. Takuma Sato, der sieben Jahre lang in den 2000er-Jahren in der Formel 1 aktiv war. Und dann gibt es viele junge und spannende Talente, die zuvor in Europa gefahren sind, aber dort keinen Platz in einem Formel-1-Auto erhalten haben. Callum Ilott oder Christian Lundgaard zum Beispiel, das wird sicher sehr spannend, wie die sich schlagen werden."

Das ist das Fahrerfeld der IndyCar Series 2022

Sky Sport: Wer sind die Superstars und Favoriten?

Roos: "Scott Dixon als sechsmaliger Champion ist da sicher zu nennen, aber er ist natürlich auch schon etwas in die Jahre gekommen. Trotzdem will er natürlich jetzt auch zum siebten Mal den Titel holen. Jimmie Johnson, siebenfacher NASCAR-Champion, ist auch ein Superstar. Er ist zwar bereits 46 Jahre alt, aber hat jetzt mal das Pferd getauscht und ist in den USA eine Legende. Und wir haben auch einen Juan Pablo Montoya, auch wenn er nur das Indy 500 fährt. Aber den kennen natürlich insbesondere die Formel-1-Zuschauer. Favoriten sind aber bei der Leistungsdichte sehr schwer auszumachen. Ich würde sagen Herta bei Andretti, von Chip Ganassi Dixon und Palou und vielleicht noch Will Power bei Penske."

Juan Pablo Montoya.
Image: Juan Pablo Montoya ist einer der Stars.  © DPA pa

Sky Sport: Was können wir von Tatiana Calderon, der einzigen Frau im Starterfeld, erwarten?

Roos: "Das ist natürlich hochinteressant, da ist die IndyCar Series auch offener als die Formel 1 über lange Strecken war und immer noch ist. Frauen in der IndyCar Series, das hat schon eine ganz lange Tradition. Mit Danica Patrick gibt es sicherlich eine große Vorreiterin und hat als erste Frau in einer Motorsport-Top-Serie 2008 in Japan ein IndyCar-Rennen gewinnen können. Dann war die Schweizerin Simona de Silvestro ein paar Jahre mit dabei und jetzt eben Tatiana Calderon. Sie ist Formel 3 und Formel 2 gefahren, hat am Ende den Sprung nicht direkt geschafft in die Formel 1 und geht jetzt den Weg über die IndyCar Series. In Le Mans ist sie übrigens auch in einem Team mit Sophia Flörsch gefahren."

IndyCar Series verspricht eine große Show

Sky Sport: Nicht alle Fahrer fahren in der IndyCar Series alle Rennen. Warum gibt es Fahrer, die nur bei bestimmten Rennen antreten werden und einige bewusst auslassen?

Roos: "Das hat meistens was mit den Sponsoren zu tun, dass es dann nur Einsätze für ein paar Rennen gibt. Da ist dann die Meisterschaft auch nicht das Ziel. Aber die meisten Fahrer fahren schon alle Rennen und wir haben 26 Piloten, die auch immer an den Start gehen, das sind schon mal sechs mehr als in der Formel 1. Und dann kommen bei den Ovalrennen, wie beim Indy 500, weil es ja etwas ganz Besonderes ist, noch ein paar Piloten dazu."

Sky Sport: Bei der F1 sitzen die Ex-Piloten Ralf Schumacher oder Timo Glock neben Ihnen. Von wem holen Sie sich die Insider-Informationen in der IndyCar Series?

Roos: "Tatsächlich vom Timo zum Beispiel. Der ist ja eine Zeit lang Champ Car gefahren, das galt ja als Parallelserie zu IndyCar. Timo kennt sich da natürlich aus und ist auch die eine oder andere Rennstrecke natürlich gefahren. Und ansonsten habe ich auch gute Zugriffe auf die Informationen der einzelnen Teams. Das sind die Drähte, die ich am Ende glühen lassen kann."

Sky Sport: Wir sind vom Formel-1-GP der USA in Austin viel Show in einem bunten Rahmenprogramm um das Rennen gewöhnt. Viele Stars aus Hollywood oder auch aus anderen Sportarten geben sich dort die Ehre. Was erwartet uns auf der Show-Ebene über die Saison hinweg Rennen für Rennen bei der IndyCar Series?

Roos: "Ich gehe davon aus, dass auf der Ebene relativ viel geboten sein wird. Da wird es tolle Bilder geben, gerade bei der Zeremonie vor dem jeweiligen Rennen. Die Verantwortlichen tun schon viel um das Event herum, damit die IndyCar Series marketingtechnisch ins richtige Licht gerückt wird."

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