Trainer Steffen Baumgart vom 1. FC Köln hat sich als direkter Augenzeuge der Randale vor dem Conference League-Spiel beim OGC Nizza geschockt gezeigt.
"Ich halte mich nicht für den ängstlichsten Menschen. Aber das, was gestern passiert ist, wird mich sehr lange begleiten", sagte der 50-Jährige am Freitag in Köln. "Anfang der 90er war ich in der Bereitschaftspolizei. Und genau aus diesen Gründen bin ich aus der Polizei ausgestiegen: Weil ich sowas nicht machen wollte. Deshalb ist es für mich nicht einfach, damit umzugehen."
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Baumgart war für das Spiel am Donnerstagabend gesperrt, saß deshalb auf der Tribüne im Stade Allianz Riviera und musste alles mitansehen. "Das war einfach nur nackte Gewalt", sagte er. "Das ist beängstigend, wenn man relativ dicht dran steht. Meine Familie saß auf den Sitzen, wo sie vorbeigelaufen sind. Da geht einiges in einem ab."
"Froh, dass die Jungs das nicht mitbekommen haben"
Er sei "nur froh, dass die Jungs das nicht mitbekommen haben", sagte der Coach mit Blick auf seine Spieler, die zu dem Zeitpunkt in der Kabine waren. Er habe sich "keine Gedanken gemacht, ob das Spiel stattfinden soll. Ich habe den jungen Mann die Tribüne runterstürzen sehen. Da bist du einfach nur geschockt. Da geht es nicht um den Gedanken, ob du spielst." Am Ende sei es richtig gewesen, das Spiel (1:1) anzupfeifen, "denn wenn alle unter diesen kurzfristigen Emotionen das Stadion verlassen hätten, wissen wir nicht, was noch passiert wäre."
Er selbst habe versucht, auf die Randalierer einzuwirken, berichtete er. "Aber da war nichts möglich. Die Jungs, die hochgeguckt haben, haben durch mich durchgeguckt. Und danach sind wir in den VIP-Raum gegangen, um selbst geschützt zu sein." Er habe darum gebeten, kurz zur Mannschaft zu dürfen. "Das wurde wegen der Gelb-Roten Karte abgelehnt, obwohl es eine Grenzsituation war", sagte er. "Da sieht man, dass manche Leute nicht bereit sind, das Gehirn einzuschalten."
Grundsätzlich ist sich Baumgart sicher, "dass man es hätte verhindern können, wenn man es richtig angegangen wäre. Genug Leute haben darauf hingewiesen, was passieren kann. Deshalb ist es für mich unverständlich, dass es keine entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen gab und die Sektoren nicht ausreichend voneinander abgetrennt waren."