Der späte Siegtreffer in Hannover hat gezeigt: Beim HSV läuft es zurzeit. Das war in den vergangenen Jahren in der Hinrunde schon öfters der Fall - der HSV stieg am Ende trotzdem nicht auf. Doch unter Trainer Tim Walter ist vieles anders als in den Jahren zuvor.
In der Nachspielzeit schoss Ransford Königsdörffer den HSV zum erlösenden 1:2 Auswärtssieg, die Hamburger stehen nun mit 24 Punkten nach zehn Spieltagen auf Platz eins. Es ist der beste Saisonstart in der 2. Bundesliga für den HSV.
HSV mit Rekordserie
Mit dem Sieg gegen Hannover gewann Hamburg das saisonübergreifend achte Auswärtsspiel in Folge - Rekord. "Wir sind noch nicht so weit wie die Hamburger", gab Hannover-Trainer Stefan Leitl nach der 1:2 Niederlage zu. Bezeichnend, denn die Hannoveraner waren seit dem dritten Spieltag ungeschlagen und befinden sich momentan mit 17 Punkten auf dem vierten Platz.
Der Lucky Punch von Königsdörffer zeigt: Der HSV kann in dieser Saison auch enge Spiele gewinnen. Spiele, die man in den letzten Jahren nicht für sich entschieden hat. Das Quäntchen Glück, das Momentum, es ist gerade auf der Seite der Hamburger.
So spät noch am Drücker zu sein und das Tor zu machen, das zeige den Geist der Mannschaft, resümierte Kapitän Sebastian Schonlau nach dem Spiel. Diesen Geist hat Trainer Walter bereits in der Rückrunde der letzten Saison geformt - und ihn in die neue Saison hinübergetragen.
Das Hamburger Trainerkarussell in Liga 2
Walter ist der sechste Trainer im fünften Jahr in Liga zwei für den HSV. Und der erste seit Markus Gisdol 2017, der länger als ein Jahr im Amt ist. Christian Titz sollte nach dem Abstieg den direkten Wiederaufstieg mit den Hanseaten schaffen, wurde aber bereits nach zehn Spieltagen entlassen. Hannes Wolf und Dieter Hecking mussten nach einer Saison wieder ihre Sachen packen. Daniel Thioune wurde bereits kurz vor Saison-Ende entlassen, Horst Hrubesch schaffte die Wende in den drei letzten Spielen auch nicht mehr.
An Walter trotz ebenfalls gescheitertem Aufstieg festzuhalten: Ein Novum in der Hansestadt. Die Hire-and-Fire-Politik zu unterbinden und Walter nach erfolgreicher Rückrunde eine Chance zu geben, stellt sich nun als die richtige Entscheidung heraus.
Unter Walter: Deutliche Verbesserungen in der Hinrunde
Gerade im Vergleich zur vergangenen Saison ist eine deutliche Steigerung zu sehen: Stand der HSV im Vorjahr nach zehn Spieltagen mit gerade einmal 15 Punkten nur auf Platz acht, so sind es nun satte neun Punkte mehr, sowie Platz eins mit sechs Punkten Vorsprung auf die Nicht-Aufstiegsplätze.
Was im Vergleich zum Vorjahr besonders auffällt: Beide Male hatten die Hanseaten nach dem zehnten Spieltag 16 Tore geschossen - die Gegentoranzahl hat sich dieses Jahr jedoch von zwölf auf sechs halbiert. Walter hat es geschafft, die Mannschaft zu stabilisieren und die Geschlossenheit und den Siegeswillen aus der Rückrunde in die neue Saison mitzunehmen.
Mit Boldt und Walter: Die Richtung stimmt
Der Plan stimmt, die Ergebnisse ebenfalls - mit dem Rücktritt von Thomas Wüstefeld hat der HSV zudem einen Störfaktor weniger. Vieles sollte in dieser Saison anders werden, solche Spiele wie gegen Hannover zeigen: Es ist vieles anders, besser als in den Jahren zuvor.
Trotzdem: Zu euphorisch zu werden, wäre ein Fehler, die Saison ist noch lang. Das weiß auch Walter: "Wir stehen da oben, das ist schön. Aber es sind noch viele Spiele. Wir sind noch lange nicht fertig."