Eine kommentierende Analyse zur Situation im Tor der Nationalmannschaft von Sky Sport Redakteur Thorsten Mesch.
Deutschland, einst Torhüterland: Mit Toni Turek, Sepp Maier, Toni Schumacher, Bodo Illgner, Andy Köpke und Manuel Neuer sind die vier WM- und zwei EM-Titel der deutschen Nationalmannschaft verbunden.
Mit Oliver Kahn stand im WM-Finale 2002 eine weitere Legende zwischen den Pfosten, Jens Lehmann spielte wie Kahn auf höchstem internationalen Niveau, hütete bei der Heim-WM 2006 und im EM-Finale 2008 das deutsche Tor.
Atubolu ist Deutschlands Rückhalt bei der U21-EM
Und heute? Im Jahr 2025 ist die Situation um die deutschen Schlussmänner eher besorgniserregend. Aber es gibt auch einen Keeper, der Hoffnung macht:
Noah Atubolu (23) vom SC Freiburg steht im Tor der deutschen Mannschaft, die gerade bei der U21-EM um den Titel spielt. Atubolu ist beim Turnier in der Slowakei einer der herausragenden Spieler - und könnte ein Mann für die Zukunft sein. Vielleicht bald sogar schon einer für die WM im kommenden Jahr.
Ter Stegens Situation ist gefährlich
Nach Neuers Rücktritt aus dem DFB-Team war Marc-Andre ter Stegen vom deutschen Bundestrainer fest als designierter Nachfolger des Weltmeisters von 2014 eingeplant.
Der 33-Jährige kämpfte sich nach seinem Patellasehnenriss über acht Monate lang zurück und stand beim Final Four der Nations League wieder im deutschen Kasten. Dort zeigte er ungewohnte Schwächen im Spiel mit dem Fuß, bewahrte Deutschland aber beim 0:2 gegen Frankreich mit seinen Paraden vor einer höheren Niederlage.
Doch im Verein droht ihm nun die Ersatzbank, nachdem der FC Barcelona den Spanier Joan Garcia verpflichtet hat und ter Stegens bisheriger Konkurrent Wojciech Szczesny vor der Vertragsverlängerung steht.
Damit wäre auch ter Stegens Stammplatz bei der WM 2026 in Gefahr. Bundestrainer Julian Nagelsmann könne "irgendwann nicht mehr untermauen, dass er ihn aufstellt, wenn er in Barcelona nur auf der Bank sitzt", erklärt Sky Sport Experte Lothar Matthäus in seiner Kolumne und nennt Manchester City als mögliches Ziel.
Bei der WM 2026 soll ter Stegen zwischen den Pfosten stehen. Doch dafür muss er regelmäßig spielen.
Hat Deutschland ein Torwartproblem?
Matthäus sieht "kleines Torwartproblem"
"Ich glaube schon, dass wir in Deutschland gerade so etwas wie ein kleines Torwartproblem haben", sagte Matthäus bereits im März: "Neuer nicht mehr da, ter Stegen verletzt - und die anderen haben noch nicht so überragende Leistungen gezeigt, wie man sich das wünschen würde."
Während ter Stegens Abwesenheit hatten Oliver Baumann und Alexander Nübel um den Platz zwischen den Pfosten gekämpft. Bei allem Respekt vor dem Hoffenheimer und dem Stuttgarter Keeper verfügen beide nicht über die Klasse und internationale Erfahrung, für die deutsche Nationaltorhüter in den vergangenen Jahrzehnten berühmt waren.
Stefan Ortega (32), der im Frühjahr noch als dritter Keeper im DFB-Kader stand, ist bei Manchester City nur Ersatzmann. Bernd Leno (33, Fulham) hat sich mit seiner Länderspiel-Absage selbst ins Aus manövriert, Kevin Trapp (34), der mit Frankfurt die Champions League erreichte, wurde zuletzt nicht mehr eingeladen. Der ehemalige Leipziger Janis Blaswich (34) spielt schon lange keine Rolle mehr.
Urbig wird noch von Neuer ausgebremst
Robin Zentner (30, Mainz 05) blieb trotz starker Leistungen in der Bundesliga außen vor. Finn Dahmen (27, FC Augsburg) und Moritz Nicolas (27, Borussia Mönchengladbach) sind gute Torhüter, spielen mit ihren Klubs aber nicht im internationalen Geschäft.
Während ter Stegen oder Neuer schon mit Anfang/Mitte 20 in ihren Teams Leistungsträger waren, gibt es aktuell nur einen deutschen Bundesliga-Stammtorwart unter 26 Jahre: Atubolu.
Jonas Urbig, der sich in der Vergangenheit mit dem Freiburger bei der U21 im Tor abgewechselt hatte, gilt als eines der größten deutschen Torwart-Talente und zeigte als Neuer-Ersatz gute Leistungen. Aber der 21-Jährige muss sich seit Neuers Rückkehr beim FC Bayern mit der Zuschauerrolle begnügen, so auch bei der Klub-WM . Während Urbig in den USA auf der Bank sitzt, steht Atubolu in der Slowakei im Rampenlicht.
Atubolu überholt Neuer als U21-Rekordnationalspieler
Der Freiburger löste mit nun 21 Einsätzen Neuer als Rekordnationalspieler der deutschen U21 ab. Der Bayern-Torwart gewann 2009 mit Deutschland den Titel bei der U21-EM in Schweden und hütete ein Jahr später bei der WM in Südafrika das Tor des DFB-Teams. Zu diesem Zeitpunkt hatte der damalige Schalker allerdings schon zehn Einsätze in der Champions League und fünf im UEFA Cup absolviert.
Atubolu mit Neuer zu vergleichen, wäre natürlich vollkommen übertrieben. Doch der 1,90-Meter-Mann ist nur noch einen Sieg vom EM-Triumph entfernt und spielt in der kommenden Saison mit Freiburg in der Europa League. Wenn es für ihn gut läuft, könnte er es zumindest in den Kader für die WM im kommenden Jahr schaffen.
Julian Nagelsmanns Torwarttrainer Andreas Kronenberg kennt Atubolu bereits aus ihrer gemeinsamen Zeit in Freiburg.
Der Bundestrainer persönlich wird übrigens am Samstagabend im Endspiel gegen England im Stadion sein.
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