Borussia Dortmund hat mit einem über weite Strecken dominanten Auftritt gegen Borussia Mönchengladbach dem Druck standgehalten und bleibt am FC Bayern dran. Sebastien Haller und Donyell Malen lieferten eine Show ab, Coach Edin Terzic schickte nach der Partie eine Kampfansage nach München.
Nur wenige Stunden nach der 6:0-Gala des FC Bayern gegen Schalke zog Borussia Dortmund mit einem 5:2 gegen Gladbach im Fernduell um den Titelkampf nach. Damit beträgt der Rückstand der Schwarz-Gelben vor den beiden entscheidenden Spieltagen weiterhin lediglich einen Punkt.
Das Gladbach-Spiel lieferte vor allem drei Erkenntnisse zur aktuellen Situation beim BVB.
Dominant, aber nachlässig
70 Minuten spielte Dortmund Gladbach an die Wand, hatte Chancen zum 5:0, 6:0 oder gar 7:0. Malen, Julian Brandt und Karim Adeyemi wirbelten offensiv die Elf von Niederrhein immer wieder gehörig durcheinander, waren kaum zu halten. Ersatzkeeper Jan Olschowsky verhinderte für die Gäste mehrfach den erneuten Einschlag. Die Dortmunder Defensive um Mats Hummels ließ zudem kaum Gelegenheiten zu.
Terzic nahm nach gut einer Stunde Hummels und Ryerson vom Feld, beiden droht bei momentan vier Gelben Karten eine Sperre. Rund zehn Minuten später durften auch Malen und Brandt unter Standing Ovation der BVB-Fans vorzeitig zum Duschen. Kräfte schonen war angesagt. Allerdings übertrug sich diese Haltung auch auf die Spieler auf dem Platz, die Dortmunder wurden in der Schlussphase immer nachlässiger.
Unmittelbar nach dem 1:4 durch Ramy Bensebaini (75./Foulelfmeter) verpasste Luca Netz allein vor BVB-Torhüter das 2:4. Nachdem der eingewechselte Lars Stindl jenes zehn Minuten später erzielte, brannte es lichterloh in der Dortmunder Defensive. Stindl selbst hatte in Minute 88 die große Chance auf das 3:4, scheiterte aber an Kobel. Der Schweizer bewahrte seine Mannschaft vor einer womöglich richtig heißen Endphase.
"Wir haben sehr gut gespielt, haben das Spiel dominiert. Aber haben wir wie ein Champion gespielt? Das weiß ich nicht", rätselte Haller nach Abpfiff am Sky Mikrofon und betonte: "Wir müssen uns verbessern, haben zuletzt oftmals am Ende des Spiels nicht gut ausgesehen. Die Einstellung muss am Spielende besser werden. Wie wir verteidigen wollen, wie wir pressen wollen und auch wie wir angreifen wollen. Am Ende hatten wir etwas Angst."
Allerdings hat Dortmund einmal mehr seine Heimstärke unter Beweis gestellt und steht bei nun elf gewonnenen Partien in Serie im Signal Iduna Park, bei denen der BVB satte 46 Tore erzielte "In der zweiten Halbzeit gab es schon das eine oder andere zu meckern. Wir haben aber in der ersten Halbzeit ein richtig gutes Heimspiel gezeigt. Wir stehen auch nicht zu Unrecht mit da oben", meinte Terzic bei Sky.
Malen und Haller liefern ab
In absoluter Topverfassung ist weiterhin Malen. Der Niederländer sorgte mit seinem 1:0 (5.) für den schnellen Dosenöffner und bereitete zudem die beiden Haller-Treffer (20./32.) vor. "Beim ersten Tor war ich einfach hellwach und zur Stelle. Danach hatte ich ein super Gefühl und das hat sich auf mein Spiel ausgewirkt", erklärte der 24-Jährige am Sky Mikrofon. Und wie er zur Stelle war.
Immer wieder vernaschte Malen Gegenspieler Bensebaini, war vor allem gedanklich immer einen Tick schneller. Der Offensivstar steht in der Rückrunde nun bei 13 Scorerpunkten - Liga-Bestwert - und hat zudem im sechsten Heimspiel hintereinander getroffen. Malen ist nach enttäuschenden ersten anderthalb Jahren so richtig beim BVB angekommen und wird immer mehr zum Unterschiedsspieler. Erstmals gelangen ihm gegen Gladbach drei Torbeteiligungen in einem Bundesligaspiel.
Malen suchte und fand auch immer wieder Sturmtank Haller. Der Ivorer profitierte nicht nur bei seinen beiden sehenswerten Toren von den Vorlagen Malens. Haller gab den Wandspieler, der mit seiner Wucht und Power der Gladbacher Defensive physisch vor unlösbare Probleme stellte. Neben Malen war Haller der Dortmunder Matchwinner im Borussen-Duell.
Erstmals traf der 28-Jährige, der nun auf fünf Torbeteiligungen in den vergangenen drei Spielen kommt, in zwei Bundesligapartien in Folge für Schwarz-Gelb. Neben seinem zweiten Doppelpack im BVB-Trikot holte Haller auch den Strafstoß zum 2:0 von Jude Bellingham heraus (18.). "Ich liebe es, hier zu sein, auf dem Platz und in der Umkleide mit meinen Teamkollegen. Es ist toll, dass wir ganz oben mitspielen können. In 2023 wir sind das beste Team in Deutschland", sagte der Ex-Frankfurter.
Kampfansage an den FC Bayern
Dortmund hat in dieser Saison nun bereits elfmal an einem Spieltag nach dem FC Bayern gespielt, die Bilanz spricht für die Stärke des BVB: Neunmal gingen die Schwarz-Gelben als Sieger vom Platz, nur einmal als Verlierer. Die Borussia kann offenbar sehr gut mit dem Druck im Meisterkampf umgehen. Viele Attribute, die dem BVB in den vergangenen Jahren abgesprochen wurden, sind zu sehen.
Dazu zählt in allererster Linie auch die auf Attacke basierte Wortwahl im Meisterrennen. Denn Terzic schickte nach dem Sieg direkt eine Kampfansage an die Titelrivalen nach München. "Wir haben gezeigt, dass wir bis zum Ende daran glauben werden und bis zum Ende alles jagen werden. Wir haben noch zwei Spiele. Danach werden wir sehen, wofür es gereicht hat. Die Bayern müssen Gas geben, wir werden Gas geben. Das kann ich versprechen und dann kämpfen wir bis zum Schluss", so der BVB-Trainer.
Der Glaube an die erste Meisterschaft seit 2012 ist deutlich spürbar. Zwar hat die Borussia den Titelgewinn nicht in eigener Hand, kann aber mit zwei weiteren Erfolgen in Augsburg und gegen Mainz seine Hausaufgaben machen und den Druck auf die Bayern hochhalten. Die Münchner haben mit Leipzig und Köln das auf dem Papier schwierige Restprogramm. Für den BVB ist im Liga-Finale alles möglich.
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