Der FC Bayern hat am 20. Spieltag wieder einen Punkt auf Tabellenführer Borussia Dortmund verloren. War's das jetzt mit der Meisterschaft? Darüber diskutierte die Runde bei "Wontorra - der o2 Fußballtalk".
Ralf Rangnick, der mit RB Leipzig auf dem vierten Tabellenplatz lauert, sieht den BVB im Titelrennen "klar im Vorteil". Sky Moderater Yannick Erkenbrecher geht sogar noch einen Schritt weiter und bezeichnet die Dortmunder als "totalen Titelfavoriten".
Insgesamt ist sich die Wontorra-Runde einig: Derzeit sieht alles danach aus, dass die Bayern den Sieben-Punkte-Rückstand auf den BVB nicht mehr aufholen können. Sky Sport erklärt warum!
Sportlich: BVB stabiler als die Bayern
In den vergangenen Wochen machten die Münchner den Eindruck, dass sie wieder in der Spur sind. Vor der Pleite in Leverkusen (1:3) hatte die Mannschaft von Niko Kovac sieben Bundesligaspiele in Folge gewonnen.
"Man dachte jetzt, dass wieder ein anderes Selbstverständnis da ist", sagt Erkenbrecher. Die Partie gegen die Werkself habe aber gezeigt: "Es bedarf immer nur einer Kleinigkeit im Spiel und die Souveränität ist wieder weg."
Genau andersherum läuft es bei den Schwarz-Gelben. "Dortmund ist ja nicht besonders gut in die Saison reingekommen", erinnert Erkenbrecher, "aber daraus hat sich eine unglaubliche Stabilität entwickelt." Die Partie in Frankfurt habe außerdem gezeigt, dass man inzwischen auch mal mit einem Punkt zufrieden sei, ergänzt BVB-Insider Freddie Röckenhaus.
Für die Bayern könnte der verlorene Punkt an diesem Spieltag auch psychologisch ein Nachteil werden. "Bisher haben sie gedacht: Wir gewinnen zuhause gegen Dortmund, dann sind es nur noch drei Punkte. Das heißt, es braucht nur einen Dortmunder Patzer. Und jetzt brauchst du eigentlich zwei Patzer", so Erkenbrecher.
Kader: FCB hat Chance im Winter verpasst
Der Rekordmeister hat die Wintertransferphase trotz Verletzungssorgen nicht genutzt, um personell nachzurüsten. Im Gegenteil: Man hat mit Sandro Wagner sogar noch einen Spieler abgegeben. Eine Tatsache, die bei der Wontorra-Runde auf viel Unverständnis stößt.
Lars Wallrodt, Sportchef der Bild am Sonntag, hat den 31-Jährigen bereits im Spiel gegen Leverkusen vermisst: "Gerade ein Spieler wie Sandro Wagner, der ein bisschen unberechenbar ist, den musst du doch in so einem Spiel bringen. Aber der spielte bei Niko Kovac sowieso keine Rolle. Ein Verein, der sich in der europäischen Spitze wähnt, braucht doch einen zweiten Mittelstürmer."
Die Dortmunder seien in der Tiefe des Kaders insgesamt deutlich besser aufgestellt, findet Erkenbrecher: "Egal was passiert, sie bekommen es irgendwie kompensiert."
Trainer: Favre souveräner als Kovac
Dass der FC Bayern derzeit einen eher dünnen Kader hat, ist Kovac allerdings ganz recht. "Je mehr ich habe, desto schwieriger wird's", hatte der FCB-Coach nach der Partie in Leverkusen gesagt und ließ mit dieser Aussage tief blicken. "Kovac gibt damit zu: So richtig kriege ich die nicht in den Griff", sagt Röckenhaus: "Da ist es ihm schon lieber, wenn sich die Mannschaft von alleine aufstellt."
Wesentlich souveräner präsentiert sich da BVB-Trainer Lucien Favre. Die starke Entwicklung der Dortmunder in dieser Saison sei kein Zufall, sagt Sky Experte Jan Aage Fjörtoft: "Man sollte Favres Rolle nicht unterschätzen. Dass diese jungen Wilden so performen, dass Marco Reus so stark ist, das liegt am Trainer. Er macht eine hervorragende Arbeit."
Zukunft: Macht's Bayern wie der BVB?
Insgesamt entsteht der Eindruck, dass die Bayern den Dortmundern nicht nur in der Tabelle hinterherlaufen. Der Umbruch bei den Schwarz-Gelben könnte für den Rekordmeister daher als "Blaupause" dienen.
"Man muss sehen, ob sie bereit sind, sich komplett neu aufzustellen", so Wallrodt. Dabei müsse man sich auch von langverdienten Spielern wie Franck Ribery und Arjen Robben trennen erklärt, Fjörtoft: "You have to kill some darlings."