In die verrückte Saison der Münchner ist vor der Winterpause nochmal ein wenig Ruhe eingekehrt. Drei Siege aus den letzten drei Spielen bieten dem FCB die Chance auf eine strukturierte Rückrunden-Vorbereitung - mit Hansi Flick.
"Wir haben international sehr gut agiert und sechs Siege in der Champions League erreicht. Das hatten wir vorher noch nie. In der Bundesliga haben wir sehr unterschiedliche Zeiten erlebt", resümierte Karl-Heinz Rummenigge die zurückliegenden Monate, in denen nicht immer alles glatt lief, am Sky Mikrofon. Der Geschäftsführer erinnerte sich: "Der negative Höhepunkt war wohl das 1:5 gegen Frankfurt. Dann auch unglückliche Ergebnisse gegen Leverkusen oder Gladbach, wo wir unverdient als Verlierer vom Platz sind."
Unglücklich, weil der FC Bayern in beiden Spielen über weite Strecken überlegen war, aber die eigenen Chancen nicht nutzen konnte. Eine Mischung aus Pech und Unvermögen, die man so nicht vom deutschen Rekordmeister gewohnt ist, ließ erstmals auch leichte Zweifel an Trainer Flick aufkommen. Zweifel, die spätestens nach dem 2:0-Erfolg gegen den VfL Wolfsburg vom Tisch sind.
Zirkzee und Flick: Die Männer der Stunde
Der Coach hat sich mit der Mannschaft eingeschworen und das Glück zurück erkämpft. Die durch Ausfälle von Lucas Hernandez, Niklas Süle, Kingsley Coman und jüngst auch Javi Martinez lädierte Truppe hat Moral bewiesen. Schon beim SC Freiburg sorgte ein erzwungener Last-Minute-Treffer für den Dreier, gegen Wolfsburg fiel der Führungstreffer ebenfalls kurz vor Schluss.
Die Matchwinner jeweils: Youngster Joshua Zirkzee und Trainer Flick, der dem 18-jährigen Newcomer in beiden Partien Vertrauen als Joker schenkte. Das zahlte der Niederländer mit den Siegtreffern, die durch je ein anschließendes Tor von Serge Gnabry veredelt wurden, zurück. Treffer, die auch eine hohe Symbolkraft haben. Neben Zirkzee darf beispielsweise auch der zum Linksverteidiger umgeschulte Alphonso Davies sich zeigen.
Ein wenig Glück und ein gutes Händchen
Flick gibt talentierten Nachwuchsspielern, die unter Vorgänger Niko Kovac keine Chance bekamen, die Zeit sich zu präsentieren. Gleichzeitig hat der Trainer es geschafft, den noch vor wenigen Wochen unzufriedenen Thomas Müller wieder als tragendes Element im Spiel einzubauen. Die Vorlage des Ur-Bayers zum 1:0 schon der elfte Hinrunden-Assist des Angreifers - Bundesliga-Rekord. Dass ein Wechsel Müllers in dieser Saison zur Debatte stand, ist längst vergessen.
Ein wenig Glück und ein gutes Händchen - zwei Säulen, auf die der FC Bayern aufbauen kann. Mit den jüngsten neun Zählern im Rücken geht es in eine ruhige, aber arbeitsreiche Winterpause für die Mannschaft und den Coach, dessen Verbleib bis zum Sommer morgen wohl offiziell gemacht wird. Nach der Partie gegen die Wölfe ließ Rummenigge bereits durchklingen, dass Flick das volle Vertrauen der Münchner Führungsetage genießt: "Ich mache keinen Hehl daraus, dass wir mit der Entwicklung der Mannschaft und der Spielqualität zufrieden sind. Die Ergebnisse sind auch sehr gut. Es spricht nichts dagegen. Beide Parteien sind zufrieden. Er macht den Job gut."
Doch auch wenn alles auf ein besinnliches Fest hinauszulaufen scheint, ist man beim FCB noch lange nicht da, wo man hin will. Trotz des zurückgekehrten Selbstverständnisses waren die Leistungen auch bei den Siegen zum Jahresabschluss durchwachsen. Eine schwache Chancenverwertung und ein teilweise offenes Mittelfeld, das den Gegnern immer wieder Räume geboten hat, machten die Partien unnötig spannend.
Flick muss das Beste der letzten Wochen zusammenführen
Flicks Aufgaben für das Winter-Trainingslager in Katar: das Beste aus den letzten Auftritten bündeln und Konstanz in die Leistungen bringen. Bei den Niederlagen gegen Gladbach und Leverkusen zeigten die Spieler tollen Fußball und verloren. Nach einer Gala gegen das schwache Werder Bremen folgten zwei eher zähe Partien, die dann aber zu Gunsten der Münchner ausgingen.
Die Probleme im Defensivbereich könnten sich dabei schon dank der Rückkehr von Hernandez Ende Januar klären. Eine externe Lösung scheinen die Funktionäre um Sportdirektor Hasan Salihamidzic, der erklärte, dass auf dem Transfermarkt "wohl nicht viel passieren wird", nicht in Betracht zu ziehen.
Damit liegt die Verantwortung wieder beim Trainer, der in dem Wissen bis zum Sommer im Sattel zu sitzen nun auch die Ruhe hat, sich der Probleme anzunehmen.