Bundesliga News: FC Bayerns eigener Weg im Konzert der Top-Teams
Kapitulation? Bayerns eigener Weg im Geschäft der Großen
Von Nico Ditter
Einschätzung der wirtschaftlichen Situation des FC Bayern im Vergleich zu anderen europäischen Top-Teams. (Videolänge: 48 Sekunden)
Sportvorstand Hasan Salihamidzic rechnet dem FC Bayern München auf dem Transfermarkt gegen die internationale Konkurrenz keine großen Chancen aus. Die Ansprüche und Zielsetzungen des Rekordmeisters sollen sich dagegen nicht verändern. Für die Bayern gilt nun die Devise, "anders sexy" zu sein.
Sancho für 85 Millionen Euro zu ManUnited,Hakimi für 60 Millionen Euro zu PSG, dazu kommen weitere Blockbuster-Verpflichtungen der Superstars Sergio Ramos, Georginio Wijnaldum und Gianluigi Donnarumma, die zwar ablösefrei wechseln, aber utopische Gehälter und Handgelder einstreichen dürften. Trotz verheerender Auswirkungen der Corona-Krise nimmt der Transfermarkt wieder unterwegs in absurde Sphären.
Einen Weg, den der FC Bayern München in diesem Sommer nicht weiter mitgehen möchte und nicht weiter mitgehen kann.
ZUM DURCHKLICKEN: Die europäischen Top-Transfers 2020/21
MATTEO POLITANO: Wechselt für 19 Millionen Euro von Inter Mailand zum SSC Neapel
▲
WESTON MCKENNIE: Wechselt für mehr als 18 Millionen Euro vom FC Schalke zu Juventus
▲
JADON SANCHO: Wechselt für 85 Millionen Euro von Borussia Dortmund zu Manchester United.
▲
ROGER IBANEZ: Wechselt für 8 Millionen Euro von Atalanta Bergamo zu AS Rom
▲
PEPE: Wechselt für 15 Millionen Euro von Gremio Porto Alegre zum FC Porto
▲
MATTEO DARMIAN: Wechselt für knapp 2,5 Millionen Euro zu Inter Mailand
▲
OLIVIER GIROUD: Wechselt für zwei Millionen Euro vom FC Chelsea zum AC Mailand.
▲
JEREMY TOLJAN: Wechselt für 5 Millionen Euro von Borussia Dortmund zu US Sassuolo
▲
ANTONIO CANDREVA: Wechselt für rund 2,5 Millionen Euro von Inter Mailand zu Sampdoria Genua
▲
LARS UNNERSTALL: Wechselt ablösefrei von PSV Eindhoven zu Twente Enschede
▲
MUSA BARROW: Wechselt für 14,5 Millionen Euro von Atalanta Bergamo zum FC Bologna
▲
KAYKY: Wechselt für zehn Millionen Euro von Fluminense zu Manchester City
▲
JOEL DROMMEL: Wechselt für 3,5 Millionen Euro von Twente Enschede zu PSV Eindhoven
▲
DAVID ALABA: Wechselt ablösefrei vom FC Bayern zu Real Madrid
▲
HOLGER BADSTUBER: Wechselt ablösefrei vom VfB Stuttgart zum FC Luzern
▲
IBRAHIMA KONATE: Wechselt für 40 Millionen Euro von RB Leipzig zum FC Liverpool
▲
DANILO PEREIRA: Wechselt für 16 Millionen Euro vom FC Porto zu Paris St. Germain
▲
SERGIO RAMOS: Wechselt ablösefrei von Real Madrid zu Paris Saint-Germain
▲
GEORGINIO WIJNALDUM: Wechselt ablösefrei vom FC Liverpool zu Paris St. Germain
▲
ACHRAF HAKIMI: Wechselt für 60 Millionen Euro von Inter Mailand zu Paris St. Germain
▲
MIKE MAIGNAN: Wechselt für 13 Millionen Euro vom OSC Lille zum AC Milan
▲
FIKAYO TOMORI: Wechselt für 29,2 Millionen Euro vom FC Chelsea zum AC Milan
▲
SANDRO TONALI: Wechselt für 6,9 Millionen Euro von Brescia Calcio zum AC Milan
▲
LUKAS NMECHA: Wechselt für acht Millionen Euro von Manchester City zum VfL Wolfsburg
▲
ERIC GARCIA: Wechselt ablösefrei von Manchester City zum FC Barcelona
▲
SERGIO AGÜERO: Wechselt ablösefrei von Manchester City zum FC Barcelona
▲
ANGELINO: Wechselt für 18 Millionen Euro von Manchester City zu RB Leipzig
▲
ERMERSON: Wechselt für neun Millionen Euro von Betis Sevilla zurück zum FC Barcelona
▲
MEMPHIS DEPAY: Wechselt ablösefrei von Olympique Lyon zum FC Barcelona
▲
JUNIOR FIRPO: Wechselt für 15 Millionen Euro vom FC Barcelona zu Leeds United
▲
ANDRE SILVA: Wechselt für 23 Millionen Euro von Eintracht Frankfurt zu RB Leipzig
▲
EMILIANO BUENDIA: Wechselt für 38,4 Millionen Euro von Norwich zu Aston Villa
▲
GIANLUIGI BUFFON: Wechselt ablösefrei von Juventus zu Parma Calcio
▲
PATSON DAKA: Wechselt für 30 Millionen Euro von RB Salzburg zu Leicester City
▲
ALEXANDER NÜBEL: Wechselt auf Leihbasis (zwei Jahre) vom FC Bayern zur AS Monaco
▲
NICOLAS GONZALEZ: Wechselt für 23 Millionen Euro vom VfB Stuttgart zur AC Florenz
▲
GIANLUIGI DONNARUMMA: Wechselt ablösefrei vom AC Mailand zu Paris Saint-Germain
▲
HAKAN CALHANOGLU: Wechselt ablösefrei vom AC Milan zu Inter Mailand
▲
TRINCAO: Wechselt auf Leihbasis vom FC Barcelona zu Wolverhampton Wanderers
▲
LEONARDO BALERDI: Wechselt für 11 Millionen Euro von Borussia Dortmund zu Olympique Marseille
▲
MATTEO GUENDOUZI: Wechselt auf Leihbasis vom FC Arsenal zu Olympique Marseille
▲
JAVI MARTINEZ: Wechselt ablösefrei vom FC Bayern zu Qatar SC
▲
MARIO BALOTELLI: Wechselt ablösefrei von Monza zu Adana Demirspor
▲
DAYOT UPAMECANO: Wechselt für 42,5 Millionen Euro von RB Leipzig zum FC Bayern
▲
RODRIGO DE PAUL: Wechselt für 35 Millionen Euro von Udinese Calcio zu Atletico Madrid
▲
JHON CORDOBA: Wechselt für 20 Millionen Euro von Hertha BSC zu FK Krasnodar
▲
BRYAN GIL: Wechselt für 25 Millionen Euro vom FC Sevilla (war zuvor an Eibar ausgeliehen) zu Tottenham Hotspur
▲
ERIK LAMELA: Wechselt ablösefrei von Tottenham Hotspur zum FC Sevilla
▲
DONYELL MALEN: Wechselt für 30 Millionen Euro von der PSV Eindhoven zum BVB.
▲
Der deutsche Rekordmeister fährt dagegen seinen ganz eigenen Weg. Neben Dayot Upamecano, den die Münchener für 42,5 Millionen Euro von RB Leipzig verpflichtet haben, wird wohl kein weiterer Top-Spieler an die Säbener Straße wechseln. Insgesamt rechnet Bayern-Präsident Herbert Hainer in diesem Jahr mit coronabedingten Umsatzverlusten in Höhe von etwa 150 Millionen Euro.
Folglich plant Salihamidzic auch keine Verstärkungen für die dezimierte Defensive. "Das ist kein Thema und nicht das, was wir wollen." Neben den abgewanderten Jerome Boateng, Javi Martinez und David Alaba muss Bayern-Trainer Julian Nagelsmann die verletzungsbedingten Ausfälle von Lucas Hernandez (Knie) und Alphonso Davies (Sprunggelenk) kompensieren.
Wir werden versuchen, kreativ zu bleiben und eben anders für die Spieler sexy zu sein.
"Das ist zwar keine glückliche Situation", meinte der Sportvorstand, zeigte sich aber dennoch optimistisch: "Wir haben einen guten Kader und auf diesen Positionen einen guten Konkurrenzkampf." Doch reicht dieser Kader aus, um auf internationaler Top-Ebene weiter oben mitspielen zu können?
Bayerns erfolgreicher Kurs der Vernunft
Eins ist klar: Die Bayern sind auf dem Transfermarkt schon immer ihren eigenen Weg gegangen, haben sich nur selten in utopischen Sphären bewegt: Hohe Millionen-Deals blieben im Vergleich mit anderen europäischen Top-Teams eher eine Ausnahme. Seit der Saison 2009/10 haben die Münchener für Transfers knapp 862 Millionen Euro überwiesen. Zur Einordnung: Allein 15 Mannschaften aus England, Spanien, Italien und Frankreich gaben in dieser Zeitspanne mehr Geld für Neuverpflichtungen aus.
Doch hohe Transferausgaben stehen nicht gleich für internationalen Erfolg und den Gewinn der Champions League. Während die aufgelisteten Vereine in ihren nationalen Ligen eine prägende Rolle spielen und Titel um Titel sammeln, haben die meisten das große Ziel - den Gewinn der Königsklasse - verfehlt und sich regelmäßig vorzeitig aus dem Wettbewerb verabschiedet. Die Bayern konnten sich dagegen seit 2010 trotz verhältnismäßig niedriger Ausgaben zweimal die Krone der europäischen Königsklasse aufsetzen.
Dazu kommen Real Madrid mit vier Triumphen zwischen 2014 und 2018, der FC Barcelona (2011, 2015), der FC Chelsea (2012, 2021), Jürgen Klopps FC Liverpool (2019) sowie Inter Mailand (2010). Die milliardenschweren Kader von Manchester City, Paris Saint-Germain, Juventus Turin oder Manchester United sind dagegen leer ausgegangen.
Trotz der finanziell angespannten Situation sind die Ansprüche der Bayern nach wie vor hoch, man möchte weiterhin im Geschäft der Großen mitspielen, wie Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn betonte: "Unser Ziel ist es, absoluten Weltklassefußball zu zeigen, immer auch in der Kombination von jungen Spielern, die wir selbst entwickelt haben, und internationalen Top-Stars."
Die Bayern haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie ruhig wirtschaften und das große Ganze im Blick haben. "Sie wollen keine verrückten Dinge machen", betont Sky Reporter Torben Hoffmann, "sie haben, wenn man sich die ersten 14 bis 15 Spieler im Kader anschaut, eine qualitativ hochwertige Truppe zur Verfügung."
Der alternative Weg liege eben darin, andere Wege und Lösungen zu finden, wie zum Beispiel, eigene Spieler auf dem FC Bayern Campus auszubilden und zu fördern. Auch wenn es in diesem Sommer die ganz großen Blockbuster-Deals nicht geben wird, können die Fans mit Zuversicht in die Zukunft blicken.
Denn die Bayern haben in den vergangenen Jahren bereits bewiesen, dass sie auch mit ihrem Kurs der Vernunft "anders sexy" und international erfolgreich sein können.