Bundesliga News: FC Bayerns eigener Weg im Konzert der Top-Teams
Kapitulation? Bayerns eigener Weg im Geschäft der Großen
Nico Ditter
15.07.2021 | 11:03 Uhr
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Einschätzung der wirtschaftlichen Situation des FC Bayern im Vergleich zu anderen europäischen Top-Teams. (Videolänge: 48 Sekunden)
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Sportvorstand Hasan Salihamidzic rechnet dem FC Bayern München auf dem Transfermarkt gegen die internationale Konkurrenz keine großen Chancen aus. Die Ansprüche und Zielsetzungen des Rekordmeisters sollen sich dagegen nicht verändern. Für die Bayern gilt nun die Devise, "anders sexy" zu sein.
Sancho für 85 Millionen Euro zu ManUnited,Hakimi für 60 Millionen Euro zu PSG, dazu kommen weitere Blockbuster-Verpflichtungen der Superstars Sergio Ramos, Georginio Wijnaldum und Gianluigi Donnarumma, die zwar ablösefrei wechseln, aber utopische Gehälter und Handgelder einstreichen dürften. Trotz verheerender Auswirkungen der Corona-Krise nimmt der Transfermarkt wieder unterwegs in absurde Sphären.
Einen Weg, den der FC Bayern München in diesem Sommer nicht weiter mitgehen möchte und nicht weiter mitgehen kann.
ZUM DURCHKLICKEN: Die europäischen Top-Transfers 2020/21
Der deutsche Rekordmeister fährt dagegen seinen ganz eigenen Weg. Neben Dayot Upamecano, den die Münchener für 42,5 Millionen Euro von RB Leipzig verpflichtet haben, wird wohl kein weiterer Top-Spieler an die Säbener Straße wechseln. Insgesamt rechnet Bayern-Präsident Herbert Hainer in diesem Jahr mit coronabedingten Umsatzverlusten in Höhe von etwa 150 Millionen Euro.
Folglich plant Salihamidzic auch keine Verstärkungen für die dezimierte Defensive. "Das ist kein Thema und nicht das, was wir wollen." Neben den abgewanderten Jerome Boateng, Javi Martinez und David Alaba muss Bayern-Trainer Julian Nagelsmann die verletzungsbedingten Ausfälle von Lucas Hernandez (Knie) und Alphonso Davies (Sprunggelenk) kompensieren.
Wir werden versuchen, kreativ zu bleiben und eben anders für die Spieler sexy zu sein.
"Das ist zwar keine glückliche Situation", meinte der Sportvorstand, zeigte sich aber dennoch optimistisch: "Wir haben einen guten Kader und auf diesen Positionen einen guten Konkurrenzkampf." Doch reicht dieser Kader aus, um auf internationaler Top-Ebene weiter oben mitspielen zu können?
Bayerns erfolgreicher Kurs der Vernunft
Eins ist klar: Die Bayern sind auf dem Transfermarkt schon immer ihren eigenen Weg gegangen, haben sich nur selten in utopischen Sphären bewegt: Hohe Millionen-Deals blieben im Vergleich mit anderen europäischen Top-Teams eher eine Ausnahme. Seit der Saison 2009/10 haben die Münchener für Transfers knapp 862 Millionen Euro überwiesen. Zur Einordnung: Allein 15 Mannschaften aus England, Spanien, Italien und Frankreich gaben in dieser Zeitspanne mehr Geld für Neuverpflichtungen aus.
Die Transferausgaben der europäischen Top-Teams seit 2009/10
Rang
Team
Transferausgaben
1
Manchester City
1,86 Milliarden Euro
2
FC Barcelona
1,66 Milliarden Euro
3
FC Chelsea
1,62 Milliarden Euro
4
Juventus
1,56 Milliarden Euro
5 (geteilt)
Real Madrid
1,42 Milliarden Euro
5 (geteilt)
Paris Saint-Germain
1,42 Milliarden Euro
7
Manchester United
1,41 Milliarden Euro
8
FC Liverpool
1,18 Milliarden Euro
9
Atletico Madrid
1,15 Milliarden Euro
10
Inter Mailand
1,14 Milliarden Euro
16
FC Bayern München
0,86 Milliarden Euro
Doch hohe Transferausgaben stehen nicht gleich für internationalen Erfolg und den Gewinn der Champions League. Während die aufgelisteten Vereine in ihren nationalen Ligen eine prägende Rolle spielen und Titel um Titel sammeln, haben die meisten das große Ziel - den Gewinn der Königsklasse - verfehlt und sich regelmäßig vorzeitig aus dem Wettbewerb verabschiedet. Die Bayern konnten sich dagegen seit 2010 trotz verhältnismäßig niedriger Ausgaben zweimal die Krone der europäischen Königsklasse aufsetzen.
Dazu kommen Real Madrid mit vier Triumphen zwischen 2014 und 2018, der FC Barcelona (2011, 2015), der FC Chelsea (2012, 2021), Jürgen Klopps FC Liverpool (2019) sowie Inter Mailand (2010). Die milliardenschweren Kader von Manchester City, Paris Saint-Germain, Juventus Turin oder Manchester United sind dagegen leer ausgegangen.
Europas Top-Teams in der Champions League seit 2009/10
Team
Halbfinal-Teilnahmen
Final-Teilnahmen
CL-Siege
Manchester City
2
1
0
FC Barcelona
6
2
2
FC Chelsea
3
2
2
Juventus
2
2
0
Real Madrid
9
4
4
Paris Saint-Germain
2
1
0
Manchester United
1
1
0
FC Liverpool
2
2
1
Atletico Madrid
3
2
0
Inter Mailand
1
1
1
FC Bayern München
8
4
2
Große Ziele auch in Zukunft
Trotz der finanziell angespannten Situation sind die Ansprüche der Bayern nach wie vor hoch, man möchte weiterhin im Geschäft der Großen mitspielen, wie Vorstandsvorsitzender Oliver Kahn betonte: "Unser Ziel ist es, absoluten Weltklassefußball zu zeigen, immer auch in der Kombination von jungen Spielern, die wir selbst entwickelt haben, und internationalen Top-Stars."
Image:RB Leipzig: Champions League-Trikot. (Quelle: redbullshop.com)
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Lösungen aus den eigenen Reihen?
Die Bayern haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie ruhig wirtschaften und das große Ganze im Blick haben. "Sie wollen keine verrückten Dinge machen", betont Sky Reporter Torben Hoffmann, "sie haben, wenn man sich die ersten 14 bis 15 Spieler im Kader anschaut, eine qualitativ hochwertige Truppe zur Verfügung."
Der alternative Weg liege eben darin, andere Wege und Lösungen zu finden, wie zum Beispiel, eigene Spieler auf dem FC Bayern Campus auszubilden und zu fördern. Auch wenn es in diesem Sommer die ganz großen Blockbuster-Deals nicht geben wird, können die Fans mit Zuversicht in die Zukunft blicken.
Denn die Bayern haben in den vergangenen Jahren bereits bewiesen, dass sie auch mit ihrem Kurs der Vernunft "anders sexy" und international erfolgreich sein können.