Nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Romelu Lukaku und Timo Werner muss Chelsea-Trainer Thomas Tuchel improvisieren und eine neue Lösung im Sturmzentrum präsentieren. Vor allem Kai Havertz darf sich dabei berechtigte Hoffnungen machen, da er nicht nur in der Champions League bewiesen hat, dass er in dieser Rolle groß aufspielen kann.
Es läuft die 48. Minute, als Chelsea-Flügelflitzer Callum Hudson-Odoi den Malmö-Verteidigern davonläuft und im richtigen Moment DFB-Star Kai Havertz bedient. Der 22-Jährige überlupft daraufhin aus spitzem Winkel Torhüter Diawara und trifft mit Hilfe des Innenpfostens zum 3:0. Havertz-Sprechchöre ertönen aus der Stamford Bridge: "The silky German is just what we need, he won Chelsea the Champions League", skandieren die Anhänger der Blues und feiern den Torschützen, der sich im CL-Finale mit seinem entscheidenden Treffer gegen die Citizens unsterblich gemacht hat.
Am Ende setzte sich das Team von Thomas Tuchel souverän mit 4:0 durch und eroberte in der Gruppe H den zweiten Tabellenplatz. Der Trainer zeigte sich mit der Leistung mehr als zufrieden und möchte den Schwung mit in das kommende Premier-League-Heimspiel gegen Norwich City (Samstag, ab 13:20 Uhr live und exklusiv auf Sky Sport 1 und im Liveticker auf skysport.de) nehmen: "Wir wollen mit demselben Einsatz, der gleichen Anzahl Sprints und den gleichen Ballgewinnen agieren."
Sorge um Lukaku und Werner
Lukaku musste nach einem Foul, das zum ersten Elfmeter geführt hat, frühzeitig für Havertz weichen. Auch für Werner war wenige Zeit später Schuss. Er konnte nicht mehr weitermachen, nachdem er sich nach einem Sprint an den linken Oberschenkel gefasst hat. Am Donnerstag gab Tuchel eine erste Einschätzung: "Romelu hat sich den Knöchel verdreht, bei Timo ist es eine Muskelverletzung im Oberschenkel." Beide werde wohl für einige Partien ausfallen, die genauen Diagnosen stehen allerdings noch aus. Am Freitag präzisierte Tuchel, dass sowohl Werner als auch Lukaku zumindest die kommenden beiden Spiele sicher ausfallen werden. Danach werde man weitersehen.
Nun müssen die Blues, die in den kommenden zwei Wochen insgesamt fünf Pflichtspiele absolvieren, die Situation annehmen und improvisieren. "Wir haben viele Spiele, also müssen wir jetzt Lösungen finden - keine Ausreden", sagte Tuchel. Gut möglich, dass Havertz und Hudson-Odoi nach ihrem engagierten Auftritt in der Champions League am kommenden Samstag von Beginn an starten dürfen.
Havertz und Hudson-Odoi nutzen Chance
Beide haben ihre Bewährungsprobe genutzt und sich für weitere Einsätze empfohlen. "Wir werden einige Spiele auf Romelu und Timo verzichten zu müssen. Jeder ist eingeladen, sich im Kampf um Minuten zu beweisen. Alle sind gefragt, Hunger und Entschlossenheit zu zeigen", forderte Tuchel nach dem Spiel und ordnete die Leistungen der beiden Joker ein: "Das haben sie heute getan, dennoch gibt es weiter Raum für Verbesserungen."
Havertz zeigte sich mit dem Ergebnis und seiner Leistung ebenfalls zufrieden: "Ich versuche, immer mein Bestes zu geben, wenn ich reinkomme und es war ein gutes Tor. Vier Tore zu erzielen, ist immer sehr gut und wird uns viel Selbstvertrauen geben." Selbstvertrauen, das der variabel einsetzbare Angreifer gut gebrauchen kann.
80-Millionen-Euro-Mann mehr denn je gefragt
Nach einem guten Start in die neue Saison geriet der Motor des gebürtigen Aacheners zuletzt vermehrt ins Stottern, in der Premier League kommt er in sieben Partien auf gerade einmal eine Torbeteiligung, sitzt seitdem regelmäßig auf der Bank: Zu wenig für die Ansprüche eines Kai Havertz, der sich davon allerdings nicht zurückschrecken lässt.
"Auch wenn man mal von der Bank kommt, muss man bereit sein", ordnete er nach seiner Jokerperformance gegen Malmö ein. Vor allem das Tor sei für ihn ein schönes Gefühl gewesen. Erfolgserlebnisse, die sowohl Trainer, Umfeld als auch Fans von dem 80-Millionen-Mann erwarten.
Aufgrund der Ausfälle der Top-Stürmer dürfte Havertz in den kommenden Pflichtspielen als alleinige Neun im 3-5-2-1-System gesetzt sein. Der 22-malige Nationalspieler ist nach dem Verkauf von Tammy Abraham die einzige Option für das Sturmzentrum, könnte am Samstag mit Mason Mount und Hudson-Odoi das Offensivtrio bilden.
Avanciert Havertz zu Tuchels Trumpf?
Für Havertz ist es eine neue Bewährungsprobe auf einer Position, auf der der Angreifer neben furiosen Champions-League-Auftritten auch schon bei der Nationalmannschaft überzeugt hat. Der 80-Millionen-Neuzugang von Bayer Leverkusen ist nun mehr denn je gefordert und könnte nun - in Abwesenheit der beiden Top-Stürmer - zu Tuchels X-Faktor avancieren und seinen Stammplatz mit starken und konstanten Leistungen zurückerobern. Eine Chance, die Havertz nutzen will und muss.
Spätestens dann würde der beliebte Angreifer auch den Lyrics "the silky German is just what we need" aus seinem eigenen Fansong gerecht werden...
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