Der November steht vor der Tür und noch immer arbeiten die gleichen Trainer in der Bundesliga wie zu Saisonbeginn. Sky Sport zeigt, wer zuerst seinen Platz räumen könnte.
Die neue Treue der Klubs zu ihren wichtigsten Mitarbeitern gab es schon lange nicht mehr. Zuletzt vor 20 Jahren! Damals wurde Jörg Berger erst im Dezember entlassen. Seitdem erwischte es mindestens einen Coach früher. Im letzten Jahr war das Stuttgarts Tayfun Korkut nach sieben Spielen.
Die Sky Reporter geben ihre Einschätzung ab und erklären, welcher Coach sich Sorgen um seinen Job machen muss und wer fest im Sattel sitzt.
Zum Durchklicken: So sattelfest sind die Trainer der Bundesliga
Sky Sport hat 5 Gründe gefunden, warum es in der Liga bislang keine Entlassung gab.
1) Underperformer Aufsteiger
So vertrauensvoll Entscheider und Trainer auch zusammenarbeiten mögen, Fußball bleibt ein Ergebnissport. Die Tabelle kennt keine Freunde. Die nackten Zahlen zerstören langjährige Partnerschaften und beenden Trainerstationen. Aber warum in diesem Jahr nicht? Im Tabellenkeller tummeln sich die Aufsteiger: Union Berlin (15.), Köln (16.) und Paderborn (18.).
Die Erwartungshaltung an die Trainer ist niedriger, mögliche Krisen sind mit eingeplant. Bei Union und Paderborn kommt der Aufstiegsbonus hinzu: Urs Fischer und Steffen Baumgart haben die Errungenschaft Aufstieg erreicht, damit haben sie sich ein Stück Dankbarkeit verdient, welche erste ausbleibende Ergebnisse verzeihen lässt. Die tabellarischen Krisenklubs sind deswegen keine.
2) Spannende Liga, entspannte Entscheider
Der achte Spieltag stellte den bisherigen Spannungshöhepunkt: Gleich neun Teams kämpften um die Tabellenführung! Auch nach neun Spieltagen ist alles eng beisammen, zwischen den ersten zehn Teams der Liga sind nur fünf Punkte Abstand. Das hat zur Folge, dass für alle ambitionierten Teams die Saisonziele in Reichweite sind. Auch für die erfolgsverwöhnten Bayern und Dortmunder stellt sich die Tabelle entspannt dar - sind ja nur ein paar Punkte.
Kein Entscheider gerät in Panik, so lange die Hoffnung, dass am nächsten Spieltag alles besser wird, so nahe liegt. Die Treue der Bosse ist für BVB-Sportdirektor Michael Zorc keine Überraschung: "In der Liga ist noch nicht viel passiert. Das Feld ist noch dicht beieinander. Wir sind noch im ersten Drittel der Meisterschaft - warum sollte es anders sein."
3) Welpenschutz für neue Trainer
Sieben Trainer haben ihre Klubs erst im Sommer übernommen. Sie hatten noch wenig Gelegenheit, es sich mit den Spielern oder Verantwortlichen zu verscherzen. Wer neu angefangen hat, wird nicht so kritisch bewertet, wie die "alten" Trainer. Es gibt mehr Raum für Fehler und Experimente, die Geduldsfäden der Bosse sind wenig strapaziert.
Ausbleibende Ergebnisse werden erst mit der Zeit zum Problem. Die Vielzahl der neuen Gesichter auf den Trainerbänken reduziert so die Kandidaten für eine frühe Entlassung. Keinerlei Gedanken daran verschwendet Freiburgs Christian Streich: Bei den Breisgauern läuft es super und Streich ist mit großem Abstand der dienstälteste Bundesliga-Trainer im Amt.
Von Dauer ist das Vertrauen der Bundesliga-Klubs aber nicht. Nur fünf Trainer sind seit mindestens zwei Jahren auf ihrem Posten. Gladbachs Manager Max Eberl freut sich über die aktuelle Trainertreue: "Ich finde es schön, dass die Solidarität in die Trainer groß ist. Das ist die wichtigste Symbiose, die man im Verein hat - zwischen Sportdirektor und Trainer."
4) Der Trainer-Verschleiß der Zweitligisten
Kein HSV - keine frühe Trainerentlassung. Diese einfache These fußt auf einer simplen Wahrheit: Die drei heißesten Trainerstühle stehen derzeit in der zweiten Liga. Keiner wirft so oft den Trainer raus, wie die Ex-Bundesliga-Klubs Hamburg, Stuttgart und Hannover. In der Bundesliga hat Schalke das größte statistische Risiko, der Klub zeigte sich in der Vergangenheit besonders ungeduldig.
5) Philosophie-Suche statt Rettungsmission
Eine häufige Trainervokabel in diesem Jahr ist die "Philosophie". Keine schnöde Taktik, nicht nur ein Plan, sondern ein allumfassender Ansatz. Und so einen zu entwickeln, braucht Zeit und Rückschläge, um daraus lernen zu können. Trainer wie Steffen Baumgart in Paderborn, Marco Rose in Gladbach oder Adi Hütter in Frankfurt suchen ganzheitliche Lösungen. Die Spielidee soll den Verein verkörpern und nicht von Trainer zu Trainer variieren. Ja, sie soll den Coach sogar überdauern. Zwei Drittel der aktuellen Trainer haben in einem Sommer ihren Klub übernommen. Sie hatten die Vorbereitung mit dem Team und vor allem Zeit für Entwicklung.
Wer während einer Saison seinen Job antritt, ist abhängiger von den nackten Ergebnissen. Wer als Feuerwehrmann eingestellt wird, nimmt keine Rücksicht auf die vorherrschende Philosophie. Die aktuelle Trainergeduld ist eine Leistung der Entscheider, was auch Gladbachs Eberl goutiert: "Wir haben als Verantwortliche Situationen, in denen man Entscheidungen treffen muss, aber wir alle fällen die nicht unbedacht. Und bislang ist keiner nervös geworden und nimmt diesen letzten Schuss."