Ex-Stars auf Ego-Trips, Überraschungsrücktritte und gebeutelte Erstligisten: Ein Turnier wirft seine Schatten voraus.
Der Afrika Cup ist von Prestige, schreibt jedoch gleichermaßen immer wieder spektakuläre, skandalöse oder skurrile Geschichten. Ab dem 21. Dezember steigt das Turnier erneut, diesmal in Marokko.
Doch schon im Vorlauf des Wettkampfes gibt es mehrere wilde Schlagzeilen - Sky Sport klärt auf.
Trainer gefeuert, Spieler gestrichen: Kamerun & Eto'os Ego-Trip
Fünf Mal konnten die "unzähmbaren Löwen" aus Kamerun den Afrika Cup bereits gewinnen. Doch zuletzt ging es dort drunter und drüber. Nach einer Niederlage gegen die Demokratische Republik Kongo fiel die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2026 bei den Playoffs ins Wasser. Doch damit nicht genug.
So musste als Reaktion Anfang Dezember Trainer Marc Brys sein Amt räumen - trotz der starken Statistik von nur zwei Niederlagen in 18 Spielen. Der ehemalige Assistent David Pagou übernimmt den Posten. Die Gründe sind wohl eher in einem Machtkampf zwischen dem kamerunischen Fußballverband und dem dortigen Sportministerium zu finden.
So war Brys durch das Ministerium ins Amt gebracht worden - ohne Absprache mit dem Verband. Dessen Präsident, Afrika-Cup-Rekordtorschütze Samuel Eto'o, sägte den Belgier ab und begründete dies gleich mit einer langen Liste an angeblichen Vergehen: So habe Brys sich geweigert, an bestimmten Arbeitssitzungen teilzunehmen und seine Trainingsprogramme transparent zu machen.
Er habe Pressekonferenzen ohne Absprachen organisiert und durch Nichteinhaltung Verträge mit Sponsoren gefährdet. Zudem habe er mit dem Verband unbekannten Personen zusammengearbeitet und berufliche Pflichten wie die Teilnahme an offiziellen Medienrunden vernachlässigt. Obendrein soll er seine Spieler zum Ungehorsam angestiftet haben - einmal durchatmen, bitte!
Es wird allerdings noch kurioser: Brys akzeptiert die Kündigung durch Eto'o nicht und macht einfach weiter. Der Belgier erklärte, dass Eto'o ihn gar nicht rausschmeißen könne, da er vom Sportministerium zum Nationaltrainer ernannt worden war. "Es kommt von jemandem, der narzisstisch ist und sich für den Besten hält. Eto'o hatte von Anfang das Ziel, mich loszuwerden, schon von der ersten Minute an hat er mich beleidigt. Ich war ihm einfach zu stark", sagte Brys in der belgischen Sendung VTM Nieuws.
Im französischen Fernsehen legte Brys beim Sender TV5 Monde nach: "Solange es vom Präsidenten des Landes kein unterschriebenes Dokument gibt, auf dem er David Pagou zum Trainer erklärt, bleibe ich, Marc Brys, Trainer. Darüber gibt es keine Diskussionen, und so läuft es in Kamerun seit 30 Jahren."
Doch die von Eto'o ausgesprochene Kündigung von Brys ist nicht die einzige drastische Maßnahme, die der ehemalige Weltklasse-Spieler vor dem Turnier ergreift: Der Ex-Barcelona-Star strich auch gleich mehrere Spieler aus dem Kader, mit denen der 44-Jährige wohl im Clinch liegt. Dazu gehören prominente Namen wie Andre Onana und Michael Ngadeu. Noch persönlicher jedoch ist wohl die Nicht-Berücksichtigung von Vincent Aboubakar. Dieser liegt nämlich in der ewigen Torschützenliste Kameruns "nur" elf Treffer hinter dem Rekord Eto'os von 56 Toren.
Gerüchte machten die Runde, Aboubakar wäre dem Ego des Verbandspräsidenten zum Opfer gefallen. Eto'o habe verhindern wollen, dass der ehemalige Porto-Stürmer ihm den Rang ablaufen könnte. Äußerungen der Beteiligten gibt es dazu bisher nicht. Nominiert sich der Funktionär möglicherweise noch selbst?
Nigeria-Kapitän tritt direkt vor dem Turnier zurück
2024 war er noch der beste Spieler des Turniers, im Team gilt er seit Jahren als Führungsspieler und in Nigeria als Idol: William Troost-Ekong trat weniger als drei Wochen vor Start des Afrika Cups überraschend zurück. Viele Nigerianer hatte er damit komplett kalt erwischt. Auch skurril: Für den kurz zuvor veröffentlichten Kader war der in den Niederlanden geborene Abwehrspieler noch nominiert worden. Was er sich bei der Wahl des Zeitpunkts wohl gedacht hat?
Einzig die Super Eagles selbst dürften nicht überrascht gewesen sein: So hatte Troost-Ekong seine Teamkollegen im Vorfeld über seine Entscheidung informiert. Er begründete den Rücktritt mit wiederkehrenden Verletzungsproblemen und wolle sich auf ein "neues Kapitel" konzentrieren, wie er auf Instagram schrieb.
Loch im Kader: Sunderland blutet für den Afrika Cup
Die Terminierung des Afrika Cups ist für Vereine auf der ganzen Welt eine bittere Angelegenheit. So fällt das Turnier, das bis zum 18. Januar 2026 läuft, in vielen Ligen mitten in den regulären Spielbetrieb. Diverse Klubs müssen so auf Leistungsträger verzichten. Optionen haben sie nicht: Für den Wettkampf gilt eine Abstellungspflicht.
In der Bundesliga muss Bayer 04 Leverkusen mit Edmond Tapsoba, Ibrahim Maza, Nathan Tella und Eliesse Ben Seghir gleich vier Personalien zum Turnier entlassen. Doch das ist noch gar nichts im Vergleich zum AFC Sunderland!
Gleich sechs (!) Spieler wurden beim Premier-League-Klub nominiert. Eine bittere Pille für den Aufsteiger, der in der Liga aktuell auf einem starken sechsten Platz steht. Je nachdem, wie lange sich die Spieler mit ihren jeweiligen Nationen im Turnier halten, könnten sie den Black Cats bis zu sieben Spiele fehlen, unter anderem gegen Manchester City und Tottenham Hotspur.
Mehr zum Autor Malte Göttlinger
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