Edel-Joker Jamal Musiala sichert dem FC Bayern doch noch den elften Meistertitel in Serie. Klubchef Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidzic müssen trotzdem gehen.
Ein paar Minuten lang starrten die Spieler des FC Bayern auf das Handy von Thomas Müller, dann löste sich der Kreis mit Freudenschreien auf. Dank eines Treffers von Edel-Joker Jamal Musiala (89.) entrissen die Münchner fast in letzter Minute dem Rivalen Borussia Dortmund, der gegen Mainz 05 nur 2:2 spielte, mit einem 2:1 (1:0) beim 1. FC Köln doch noch die Meisterschale. Minuten zuvor hatte der Ausgleich der Geißbock-Elf den Rekordmeister noch in eine Schockstarre versetzt.
"Und dann haut Jamal den unten rein"
"Dass ich so eine Meisterschaft erlebe, ist unglaublich, mir läuft es kalt den Rücken runter. Wir kassieren den Ausgleich - und dann haut der Jamal den unten rein", sagte ein aufgewühlter Thomas Müller, der bereits ein T-Shirt mit einer Kombination der Zahlen "33" und "11" für 33. Meistertitel insgesamt und den elften in Serie trug, kurz nach den ersten Freudentänzchen und Umarmungen bei Sky.
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Um 17.43 Uhr stemmte der verletzte Kapitän Manuel Neuer unter den Pfiffen des Kölner Publikums die Kopie der Meisterschale in die Höhe. "Was soll ich sagen", sagte Müller, "alle, die sich für den deutschen Fußball interessieren, haben bestimmt unterschwellig ein Gefühl, dass wir es nicht verdient haben - und ich kann das verstehen. Dieser Moment ist trotzdem unglaublich." Zugleich zeigte er Mitgefühl für die Dortmunder: "Für die, die ich länger kenne, tuts mir leid."
Übergeben wurde die Schale kurioserweise von Jan-Christian Dreesen in dessen Eigenschaft als Mitglied des DFL-Präsidiums. Allerdings ist Dreesen nun auch der neue Chef bei den Bayern: Nach dem Spiel bestätigte Vereinspräsident und Aufsichtsratschef Herbert Hainer, dass der bisherige Finanzvorstand neuer Vorstandschef der Münchner wird: Oliver Kahn, seit 1. Juli 2021 im Amt, und Sportvorstand Hasan Salihamidzic, seit Juli 2017 zunächst Sportdirektor, sind abberufen worden.
Entscheidungen am Freitag getroffen
Die Entscheidungen wurden bereits am Freitag getroffen. Kahn selbst war im Gegensatz zu Salihamidzic am Samstag nicht in Köln - nach eigenen Angaben auf Geheiß der Verantwortlichen. "Ich würde gerne mit euch mitfeiern, aber leider kann ich heute nicht bei euch sein, weil es mir vom Club untersagt wurde", schrieb Kahn nach dem Gewinn der Meisterschaft auf Twitter und ergänzte: "Ich hab's euch immer gesagt! Immer bis zum Schluss alles geben und niemals aufgeben."
Und die Bayern gaben tatsächlich nicht auf. Die Ausgangslage vor diesem Finale war klar: Ihr Schicksal im Titelrennen hatten die Münchner nicht mehr in der Hand, um den zwei Punkte vor ihnen liegenden BVB überhaupt noch gefährden zu können, musste ein Sieg und ein Ausrutscher des Tabellenführers her. Und tatsächlich: Kingsley Coman (8.) legte früh vor - Dortmund lag 0:2 zurück.
Dejan Ljubicic (81.) mit einem von Serge Gnabry verursachten Handelfmeter versetzte die Münchner dann vorübergehend in Schockstarre - der vier Minuten zuvor eingewechselte Musiala sorgte dann für den emotionalen Schlusspunkt einer bis dahin völlig verkorksten Saison. Im Endspurt verhinderten die Bayern damit ihre erste titellose Saison seit elf Jahren.
Die Zukunft ist nun erst mal ungewiss - vor allem, weil kein sportlich Verantwortlicher als Nachfolger von Salihamidzic benannt worden ist. Tuchel will deshalb erst mal durcharbeiten: "Ich muss da sein, Verantwortung übernehmen, muss auch meine Meinung sagen und muss darüber nachdenken, weil ich Verantwortung für die sportliche Weiterentwicklung dieser Mannschaft habe", sagte er nach dem Spiel.
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