Der FC Bayern ist am Mittwochabend von Villarreal eiskalt erwischt worden. Nach der schmeichelhaften 0:1-Niederlage herrschte bei den Protagonisten überwiegend Ratlosigkeit. Jetzt hängt der Erfolg einer ganzen Saison am seidenen Faden.
Thomas Müller sah nach der Partie im DAZN-Interview "viele Facetten" als Grund für die schlechte Leistung der Bayern beim Viertelfinal-Hinspiel in Villarreal. So richtig erklären konnte er den schwachen Auftritt aber nicht.
Eigentlich ging der FC Bayern als Favorit in dieses Duell, bei Fans und Medien war gar von einem "Glückslos" die Rede. Da drängt sich natürlich die Vermutung auf, dass man den Gegner womöglich etwas auf die leichte Schulter genommen hat.
Haben die Bayern Villarreal unterschätzt?
"Die Einstellung hat nicht ganz gestimmt", analysiert Sky Reporter Florian Plettenberg: "Villarreal war griffig, war bissig, war ekelhaft - das hätte man wissen können." Und Sky Reporter Uli Köhler ergänzt: "Dass die kicken können, das hat man schon im Achtelfinale gegen Juventus Turin gesehen."
Die Bayern waren also durchaus gewarnt. Trainer Julian Nagelsmann betonte nach der Niederlage bei DAZN zwar, dass man sich "so gut wie möglich" auf den Gegner vorbereitet habe, musste aber feststellen: "Wenn du gegen sie spielst, merkst du, dass die mehr können als ein siebter Platz in der Liga."
Auch Kimmich gestand im DAZN-Interview, dass es "in erster Linie an unserer Herangehensweise" lag: "Wir haben nicht gegen einen übermächtigen Gegner gespielt und trotzdem haben wir sie stark gemacht. Wir konnten unsere Qualität überhaupt nicht zeigen."
Kollektiv-Versagen und Fehler in der Aufstellung
Fast alle Bayern-Spieler blieben im "Gelben U-Boot" von Villarreal unter ihrem normalen Leistungsniveau. Sinnbildlich dafür nennt Köhler Kapitän Manuel Neuer: "Der hat zwei Schnitzer drin gehabt, die hat er normalerweise in einer ganzen Saison."
Die Bayern-Noten zur Pleite gegen Villarreal
Dazu entpuppte sich Alphonso Davies nicht als der erhoffte Schlüsselfaktor auf der linken Außenbahn. Der Kanadier, der nach monatelanger Pause direkt in der Startelf stand, fand für seine Flanken keinen Abnehmer, rannte sich mit seinen Dribblings regelmäßig fest und verlor die Bälle. "Der hat ewig nicht gespielt, da war kein Rhythmus da", so Köhler.
Niklas Süle ließ Nagelsmann dagegen nach rund zweiwöchiger Verletzungspause erstmal auf der Bank - zur Verwunderung von Plettenberg: "Für mich ist er der konstanteste Innenverteidiger und Upamecano hat in den großen Spielen nicht die Sicherheit, die er dem FC Bayern geben muss."
Villarreal agiert taktisch clever
Und wo war eigentlich Robert Lewandowski? Der hatte zur Halbzeit ganze 13 Ballkontakte und brachte im gesamten Spiel nur einen einzigen Schuss aufs Tor. Der Pole versuchte verzweifelt, mehr ins Spiel zu kommen, und ließ sich zum Teil weit ins Mittelfeld zurückfallen. "Er hatte schlichtweg keine Möglichkeit, besser angespielt zu werden, weil es Villarreal gut gemacht hat und Bayern auch sehr ideenlos war in der Offensive", erklärt Plettenberg.
"Man muss dem Gegner Respekt zollen", sagte Müller. Die Spanier hätten den Bayern zwar viel Platz auf den Außenbahnen gelassen, "aber unsere Flanken und Überzahlsituationen auf den Flügeln sind häufig verpufft."
Dabei hat sich Villarreal nicht nur in der Defensive eingeigelt, sondern mit schnellen Umschaltsituationen immer wieder für Gefahr vor dem Tor von Neuer gesorgt. Lediglich die schwache Chancenverwertung der Mannschaft von Unai Emery verhinderte ein deutlich höheres Ergebnis.
"Man hat gesehen, dass Villarreal ein gutes System hat. Sie spielen einen attraktiven Fußball, auch wenn sie weniger Ballbesitz haben. Sie spielen mit zwei Viererketten, das Zentrum ist unglaublich dicht und die beiden Spitzen vorne arbeiten auch richtig defensiv mit", analysiert Köhler und warnt: "Emery ist bekannt dafür, Taktik-Pläne zu erstellen, die oft aufgehen - wie eben auch gegen Juventus Turin."
Juve als warnendes Beispiel
Und genau das sollte für die Bayern Grund zur Sorge sein. Die Italiener hatten im Achtelfinale nämlich eine ähnliche Ausgangssituation. Im Hinspiel kam Juve nur zu einem 1:1, doch anstatt das Ruder im Rückspiel herumzureißen, kassierten die Mannschaft von Massimiliano Allegri zuhause eine 0:3-Niederlage.
"Das Beste aus Sicht des FC Bayern war das Ergebnis. Die Auswärtstorregel gilt nicht mehr und der FC Bayern ist zuhause immer in der Lage ein Feuerwerk abzubrennen", sagt Plettenberg mit Blick auf das Rückspiel am kommenden Dienstag in der Allianz Arena.
Doch selbst mit einer enormen Leistungssteigerung wird das nicht einfach. "Villarreal ist abgezockt. Die kommen mit ganz viel Rückenwind und haben gezeigt, dass sie nicht nur verteidigen können, sondern auch vorne brandgefährlich sind. Da brauchst du eine gute Balance", warnt Plettenberg.
Villarreal im Kopf, Augsburg vor der Brust
Für Nagelsmann stellt sich nun die Frage: Kräfte schonen oder volle Kapelle am Samstag gegen den FC Augsburg (15:15 Uhr LIVE auf Sky Sport Bundesliga UHD)? Ganz unwichtig ist das Duell gegen die Schwaben mit Blick auf den Meisterschaftskampf nicht, denn die Münchner bangen weiterhin um ihre drei Punkte nach dem Wechselfehler beim Spiel in Freiburg. Außerdem ist der FCA nicht gerade ein Lieblingsgegner. Von den letzten drei Bundesliga-Duellen hat der Rekordmeister zwei verloren.
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Nichtsdestotrotz werden die Bayern Villarreal im Hinterkopf haben, schließlich hängt an dieser Partie der Erfolg einer ganzen Saison. "Bei einem Aus im Viertelfinale war es keine gute Saison", zitiert Plettenberg eine Aussage von Müller: "Es kommt ja auch noch das blamable aus in der zweiten Runde des DFB-Pokal hinzu. Dann interessiert es keinen mehr, dass die Bayern wahrscheinlich zum zehnten Mal Meister werden."
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