Diese Defensive braucht einen echten Chef!
11.04.2022 | 12:39 Uhr
Die Bayern kassieren in Villarreal eine 0:1-Pleite im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League. Ein Grund: die Defensive der Münchner. Ein Kommentar von Sky Reporter Florian Plettenberg.
Um es vorwegzunehmen: Der FC Bayern wird trotz der 0:1-Pleite in Villarreal in der Lage sein, mit einem deutlichen Heimsieg am kommenden Dienstag ins Halbfinale der Champions League einzuziehen.
Dennoch hat die überraschende und viel zu niedrig ausgefallene Niederlage im Estadio de la Ceramica am Mittwochabend einmal mehr gezeigt, dass die Defensive der Münchner schon lange nicht mehr den allerhöchsten europäischen Ansprüchen genügt.
Die Defensive der Bayern hat viele Mitläufer und Kämpfer, aber keinen Anführer! Mittelmaß statt Weltklasse!
Im Kader findet sich niemand, der in der Dreier- oder Viererkette verbal vorangeht oder mit konstanten Leistungen. Niklas Süle kommt diesen Ansprüchen noch am nächsten, saß in Villarreal aber nur auf der Bank. Die Gründe? Unklar! Spielt auch keine Rolle, denn nach der Saison ist er weg. Wie David Alaba ein Jahr zuvor. Ersetzen konnte ihn bislang niemand.
Dass Süle nicht ersetzt werden soll, ist nahezu unvorstellbar. Und doch ist das Modell des Puzzelns am wahrscheinlichsten in München. Soll heißen: Kommt Rechtsverteidiger Noussair Mazraoui aus Amsterdam, dürfte Benjamin Pavard nach innen ziehen. Die Suche nach einem Innenverteidiger könnte eingestellt werden. Reicht das? Nein.
Diese Defensive braucht einen echten Chef!
Alaba war einer, Süle hätte einer werden können. Lucas Hernández, Dayot Upamecano, Tanguy Nianzou und Pavard sind es nicht. Keiner von ihnen verfügt über ein herausragendes Aufbauspiel, jeder von ihnen hat viel zu oft mit sich selbst zu kämpfen. Vor Manuel Neuer spielen regelmäßig drei, manchmal vier Franzosen. Es mangelt an Kommunikation, Kommandos und Organisation. Abstände werden zu selten eingehalten, Zweikämpfe nicht angenommen, Fehler wiederholen sich.
Jemand, der all das erfüllt, was die Bayern bräuchten, wäre Antonio Rüdiger. Haben Sie seine wuchtige Zweikampf-Führung im unwichtigen DFB-Test gegen die Niederlande gesehen? Seinen irren Torjubel am Wochenende? Rüdiger ist ein Anführer in der Kabine und auf dem Platz. Er ist jemand, der aufgrund seines Spielstils Angst und Schrecken verbreitet. Er ist ein Spielertyp, den die Bayern brauchen, derzeit nicht haben und wohl auch nicht wollen. Ansonsten würde sein Berater in München verhandeln und nicht mit Barcelona.
Zaubern die Verantwortlichen der Bayern keinen neuen Innenverteidiger aus dem Hut, drohen in der nächsten Saison noch mehr Probleme als jetzt. Noch sind Rüdiger und potentielle Verstärkungen wie Nico Schlotterbeck auf dem Markt. Vier mögliche Gegentore in Villarreal, vier reale in Bochum und fünf in Gladbach sprechen für sich. Die Alarmglocken in München, sie müssen längst läuten.
Auch dann, sollte der Einzug ins Halbfinale noch gelingen. Denn diese Defensive braucht einen echten Chef!