Nach langer Suche hat der FC Schalke seinen Trainer für die neue Saison gefunden. Frank Kramer soll die Mission Klassenerhalt antreten. Doch passt der Ex-Bielefelder zu den Königsblauen?
Trotz vorzeitigem Wiederaufstieg und der Sicherheit, dass Mike Büskens nicht als S04-Cheftrainer in die Saison 2022/2023 starten wird, hat sich der FC Schalke bei der Wahl eines neuen Coaches Zeit gelassen.
Man sprach mit Kandidaten wie Daniel Farke (jetzt Borussia Mönchengladbach) und Sandro Schwarz (Hertha BSC), die sich jeweils für andere Vereine entschieden. Dann wurde es eine Weile ruhig. Nun steht nach Sky Infos fest: Ex-Bielefeld-Trainer Kramer soll die Profis der Gelsenkirchner übernehmen und am Dienstag vorgestellt werden. Wohl nicht die erste Wahl der Schalker, was zwangsläufig die Frage aufwirft, ob der 50-Jährige in den Pott passt.
Schalke 04: Kramers Mentalität passt in den Pott
In Sachen Einstellung und Mentalität erfüllt der künftige S04-Coach die Anforderungen des Klubs. Kramer ist ein Arbeiter, der sich voll und ganz auf ein Team einlässt und mit Herzblut dabei ist. "Kramer ist ein sehr akribischer Typ. Der fängt morgens früh an und hört abends erst spät auf. Ein Malocher, wie man in Gelsenkirchen so schön sagt, das passt natürlich", findet Sky Schalke-Reporter Dirk große Schlarmann.
Die Schalker haben im Vorfeld der Trainersuche ein klares Profil erstellt. Der neue Übungsleiter muss das Projekt unabhängig von der Liga annehmen und dabei mit den Funktionären an einem Strang ziehen. Mit Rouven Schröder steht ein alter Bekannter Kramers als Sportdirektor in der Verantwortung. Man kennt und schätzt sich aus gemeinsamen Tagen bei Greuther Fürth. Anders als in Bielefeld genießt der Trainer auf Schalke (vorerst) die hundertprozentige Rückendeckung der Führungsetage.
Auch aus finanzieller Sicht musste der Kandidat in die Planungen der Königsblauen passen. Nicht nur, weil kein Platz für horrende Gehaltsforderungen ist, gleichzeitig ist es wichtig, dass der Neue ohne eigenes Trainer-Team starten kann. Die Schalker behalten ihre Aufstiegs-Realisatoren - auch, weil ein neuer Kreis zusätzliche Kosten bedeuten würde.
Erfahrung bei Talentförderung als großer Pluspunkt
Sportlich lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit Kramers. Vor seiner letzten Station bei der Arminia war der 50-Jährige vornehmlich im Jugendbereich unterwegs. Als Trainer der U18-, U19- und U20-Mannschaft des DFB-Teams bewies Kramer, dass er ein Händchen für die Entwicklung von jungen Spielern hat. Erfolge bei den Junioren führten ihn 2019 zu Red Bull Salzburg, wo er die Leitung der Nachwuchsabteilung sowie die Führung der U19-Mannschaft als Coach übernahm.
Seine Erfahrungen in der Entwicklung junger Talente ist ein großer Pluspunkt für den Neu-Schalker. Die Knappenschmiede wird - auch aufgrund der finanziellen Situation Schalkes - weiterhin eine wichtige Rolle in den Planungen einnehmen. Die Königsblauen wollen und müssen weiter auf Talente der eigenen Jugend setzen.
Kramer bringt Rucksack aus Bielefeld mit
Doch neben gelungener Arbeit in den Nachwuchsbereichen blickt Kramer auch auf weniger erfolgreiche Zeiten als Cheftrainer von Fortuna Düsseldorf (2015) und jüngst Bielefeld zurück. Den Klassenerhalt, das große Schalke-Ziel für die kommende Spielzeit, verpasste der Coach mit der Arminia. Kurz vor Saisonende trennte sich der Klub sogar vorzeitig vom gebürtigen Memminger.
Im Nachgang machten Gerüchte die Runde, dass einige Spieler ihre Probleme mit dem Trainer hatten. Auch Stefan Ortega, der als Wunschkandidat als neue Nummer eins auf Schalke gilt, scheint derzeit von einem Schalke-Wechsel abzurücken. Welchen Anteil sein Ex-Trainer an dieser Entscheidung hat, ist unklar. "Kramer bringt schon einen Rucksack aus Bielefeld mit, den er tragen muss", so große Schlarmann.
Fans von Wahl auf Kramer enttäuscht
Auch das Spiel der Arminen wurde zunehmend kritisiert. Es fehlte oftmals ein klares Konzept. Zwar versuchte sich das Team an attraktivem Fußball, doch mit nur 27 Treffern stellten die Ostwestfalen die schwächste Offensive der gesamten Liga. Selbst das abgeschlagene Schlusslicht aus Fürth jubelte einmal mehr als die Arminia. Mit dem Abstieg als Konsequenz sorgt die Verpflichtung des Trainers nicht gerade für große Freude bei den Anhängern der Schalker.
"Die ersten Reaktionen sind schon ein wenig enttäuschend. Der Name Kramer verbreitet nicht den Klang, den die Fans gerne gehabt hätten", erklärt Sky Reporter große Schlarmann. Kandidaten wie Raul oder Xabi Alonso wurden gefordert, die gescheiterten Gespräche mit Farke und Schwarz sorgen obendrein für Skepsis. Klar ist jedoch, dass Schalke nicht die freie Wahl hat und andere Vereine für Trainer und Spieler derzeit schlichtweg attraktiver sind.
"Bei Schalke geht es darum, sich anders und neu aufstellen. Da wird es auch bei den Neuverpflichtungen der Fall sein, dass man sich in einem anderen Regal bedient, als es sich die Fans wünschen. Das meine ich komplett wertfrei gegenüber Frank Kramer", so der Schalke-Insider.
Schalke-Transfers nun in Sichtweite
Unabhängig von der Entscheidung pro Kramer geht der FC Schalke nun einen wichtigen Schritt in Richtung Saisonvorbereitung. Bislang stockten die Planungen auch in Sachen Transfers, da die spielerische Ausrichtung noch nicht besprochen werden konnte. Nun können die Anforderungsprofile für Neuzugänge auch an das System des Trainers angepasst werden. Bisher spielte Kramer in den meisten Stationen mit einer defensiven Viererkette. Bleibt es dabei, würde sich die Formation der Schalker und damit eventuell auch die Suche nach neuen Spielern umgestalten.
Erste Transfers sind nun bereits in Sichtweite. "Wir gehen davon aus, dass Mittelfeldtalent Tom Krauß noch in dieser Woche von Leipzig ausgeliehen wird. Auch Spielmacher Florent Mollet von Montpellier soll zum FC Schalke kommen. Alexander Schwolow - der als Alternative für Keeper Ortega gehandelt wird - soll nun ausgeliehen werden. Es wird jetzt sicherlich einiges passieren", prognostiziert Schalke-Experte große Schlarmann.
Trotz Bedenken vieler Schalker gilt es nun, den neuen Coach und auch die Funktionäre in Ruhe arbeiten zu lassen. Kramer braucht eine Chance den Wiederaufbau in der Bundesliga voranzutreiben und seine Philosophie an die Spieler zu vermitteln. Wie genau die in Königsblau aussehen könnte und ob die Arbeit des Malochers auch Früchte tragen wird, bleibt abzuwarten.
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