FC Schalke: Kader-Check, Transfers und Ausblick für die Bundesliga

S04 im Kader-Check: Wie bereit ist Schalke für die Bundesliga?

Von Robert Gherda

Image: Ist der FC Schalke bereit für die Bundesliga? Der Kader benötigt wohl noch Verstärkungen.

Nach nur einem Jahr Abstinenz ist Schalke zurück in der Bundesliga. Als Aufsteiger gilt es für den ehemaligen Europa-Aspiranten nur darum, die Klasse zu halten. Aber sind die Knappen dazu stark genug? Sky macht den Check.

Am Sonntag war endlich wieder Schalke-Tag in Gelsenkirchen. Nachdem die offizielle Saisoneröffnung 2020 aufgrund der Corona-Pandemie nur in digitaler Form mit Gewinnspielen und Interview-Runden stattfand und im vergangenen Jahr nach dem Abstieg komplett ausfiel, pilgerten nun wieder über 70.000 Fans aufs Vereinsgelände der Knappen.

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Euphorie auf Schalke

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Es ist offensichtlich: Auf Schalke hat man wieder Bock auf Bundesliga! Sämtliche Logen konnten vermarktet werden und 40.000 verkaufte Dauerkarten demonstrieren zusätzlich die große Euphorie beim Aufsteiger, die auch am Schalke-Tag allgegenwärtig war: "Es ist ein faszinierendes Bild. Es ist ja mein erster Schalke-Tag, den ich hier erleben darf. Alles Bombe, daran sieht man die ganze Kraft, die Schalke hat", schwärmte Vorstandsboss Dr. Bernd Schröder und legte nach: "Schalke ist wieder da, Schalke ist in der 1. Liga."

Doch ist Schalke auch bereit für die Bundesliga? Finanziell sind zwar keine großen Sprünge möglich, aber Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers sieht Schalke in diesem Bereich auf dem "richtigen Weg": Dank des neuen Hauptsponsors MeinAuto.de und des Trainingssponsors HRS nimmt Schalke nun etwas weniger als zehn Millionen ein, damit aber deutlich mehr als das, was Vivawest nach der Trennung von Gazprom in der vergangenen Spielzeit noch zahlen konnte.

Der Wohnungsanbieter bleibt Schalke aber auch nach dem Rückzug als Premiumpartner erhalten und sorgt so auch dafür, dass Schalke besser dasteht als noch vor zwölf Monaten. "Die Partner, die wir gewinnen konnten, zeigen, welche Kraft in Schalke steckt. Das wirtschaftliche Fundament, das wir hier alle Schritt für Schritt zusammen aufbauen wollen, das wird natürlich dadurch immer stärker und immer dicker" frohlockte Rühl-Hammers am Schalke-Tag.

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Elf Neuzugänge - wie viele schlagen ein?

Und wie sieht es sportlich aus? Sportdirektor Rouven Schröder gelang es im vergangenen Sommer dank zahlreicher erfolgreicher Transfers, dass Königsblau als Meister der 2. Bundesliga sofort wieder in die Beletage des deutschen Fußballs zurückkehren konnte. Doch die Aufstiegsmannschaft muss deutlich verstärkt werden, um in der Bundesliga mithalten zu können und noch ist nicht absehbar, ob Schröder ein ähnlich gutes Händchen bei den Neuankömmlingen beweist wie in der Vorsaison.

Elf Neuzugänge hat Schalke schon präsentiert. Einige davon, wie der der 21-jährige Keeper Justin Heekeren, der aus Oberhausen kam und langsam aufgebaut werden soll oder auch die beiden Youngster in der Innenverteidigung Leo Greiml (20, von Rapid Wien) oder Ibrahima Cisse (21, KAA Gent) sind eher perspektivische Transfers. Doch der Rest sollte schon in der kommenden Saison um die Stammplätze zumindest mitspielen, so der Wunsch.

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Großverdiener müssen weg

Auf der anderen Seite muss Schröder auch dringend Spieler verkaufen, um den Kader zu reduzieren. Zuletzt konnte man mit Rabbi Matondo (für rund drei Millionen Euro zu den Glasgow Rangers) und Ozan Kabak (für etwa sieben Millionen Euro zu 1899 Hoffenheim) zwei Großverdiener von der Gehaltsliste streichen und zudem wertvolle Transfereinnahmen generieren. Der Transfer des letztjährigen Vize-Kapitäns Victor Palsson in die MLS zu DC United steht zudem kurz bevor und spült wohl weitere 500.000 Euro in die klammen Kassen.

Die exklusive Sky Meldung der vergangenen Woche bestätigte Peter Knäbel bei der Saisoneröffnung: "Wenn das mit Victor Pálsson und Washington auch noch klappt, dann kriegt der Kader langsam seine Konturen, die er braucht", erklärte der Sportvorstand, der zudem weitere Transfers ankündigte.

Zum Durchklicken: Die Kapitäne der 18 Bundesligisten

SV Werder Bremen: Marco Friedl (seit 2022)
FC Schalke 04: Danny Latza (seit 2021)
Hertha BSC: Marvin Plattenhardt (seit 2022)
Borussia Mönchengladbach: Lars Stindl (seit 2016)
SC Freiburg: Christian Günter (seit 2020)
1. FC Union Berlin: Christopher Trimmel (seit 2018)
FC Augsburg: Jeffrey Gouweleeuw (seit 2020)
RasenBallsport Leipzig: Peter Gulacsi (seit 2021)
Borussia Dortmund: Marco Reus (seit 2018)
TSG 1899 Hoffenheim: Benjamin Hübner (seit Januar 2020)
1. FSV Mainz 05: Silvan Widmer (seit 2022)
1. FC Köln: Jonas Hector (seit 2018)
VfL Wolfsburg: Maximilian Arnold (seit 2022)
VfB Stuttgart: Wataru Endo (seit 2021 - noch nicht offiziell bestätigt)
Eintracht Frankfurt: Sebastian Rode (2021 - noch nicht offiziell bestätigt)
VfL Bochum: Anthony Losilla (seit 2019 - noch nicht offiziell bestätigt)
Bayer 04 Leverkusen: Lukas Hradecky (seit 2021 - noch nicht offiziell bestätigt)
FC Bayern München: Manuel Neuer (seit 2017 - noch nicht offiziell bestätigt)

Den Verein unbedingt noch verlassen sollen die Leihrückkehrer Amine Harit und Can Bozdogan. Rund zehn bis 13 Millionen Euro soll das Duo im optimalen Fall einspielen. Nach Sky Informationen bleibt auch Malick Thiaw ein Abgangskandidat, sobald einer der interessierten Vereine eine für Schalke akzeptable Ablöse bietet.

Laut der WAZ soll auch Innenverteidiger-Kollege Marius Lode noch abgegeben werden. Henning Matriciani, Marvin Pieringer oder Blendi Idrizi könnten noch verliehen werden. Auf der anderen Seite würde in diesem Fall noch mindestens ein neuer Innenverteidiger verpflichtet werden. Auch auf den offensiven Flügelpositionen sucht Schalke noch dringend nach Verstärkungen.

Durchwachsene Testspiele

Dies verwundert nicht, wenn man sich die Testspiele der Knappen ansieht: Nach zwei deutlichen Siegen zu Beginn der Vorbereitung gegen unterklassige Gegner (14:0 gegen VfB Hüls und 7:0 gegen BW Lohne) hatte S04 in den restlichen fünf Vorbereitungsspielen große Probleme mit dem Toreschießen. Gegen Drittligist SC Verl mühte man sich zu einem 1:0-Erfolg, verlor wenig später dann aber erstmals gegen ein weiteres Team aus der 3. Liga, als es gegen den SC Meppen am Ende 1:3 hieß.

Es folgten zwei Partien während des Trainingslagers gegen Serie-A-Klub US Salernitana (0:0) und den FC Augsburg (1:1), ehe man die Generalprobe am vergangenen Freitag bei Twente Enschede dank zwei später Treffer mit 1:3 verlor. Insgesamt gelangen Schalke also in den letzten fünf Tests nur vier Treffer und in keinem Spiel konnte man mehr als ein Tor erzielen. Positiv war auf der anderen Seite aber, dass die Mannschaft gegen den Ball bis auf wenige Ausnahmen solide stand und den Gegner kaum zur Entfaltung kommen ließ.

Sky macht daher den Check: Wie fit ist Schalke für die Bundesliga?

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Tor:

Der neu von der Hertha verpflichtete Alexander Schwolow ist die klare Nummer eins. In den Testspielen strahlte er Ruhe aus und leistete sich keinen Fehler. Wenn Schwolow wieder an seine Form aus Freiburger Zeiten anknüpfen kann, hat Schalke einen soliden Schlussmann. Wenn der 30-Jährige aber so schwächeln sollte wie in seinen zwei Saisons bei der Hertha, hat Schalke ein Problem. Danach sieht es aber (noch) nicht aus. Fazit: Bundesligatauglich.

Außenverteidigung:

Rechts hinten hat der neu aus Bielefeld verpflichtete Cedric Brunner aktuell die Nase vorn vor Eigengewächs Mehmet Can Aydin. Der neue Trainer Frank Kramer kennt den Schweizer aus der gemeinsamen Zeit auf der Alm und in den Tests machte der 28-Jährige seine Sache auch sehr solide. Links ist Thomas Ouwejan gesetzt. Der Aufstiegsheld aus den Niederlanden agiert eigentlich stärker als Schienenspieler in einer Fünferkette, verrichtet aber auch mit vier Mann in letzter Reihe seinen Job gut. Seine Standards sind eine echte Waffe und müssen oft zu Toren führen, wenn Schalke die Klasse halten will. Backup wäre Kerim Calhanoglu oder auch der eigentlich offensiver eingeplante Tobias Mohr. Fazit: Bundesligatauglich.

Innenverteidigung:

Der Abgang von Abwehrchef Ko Itakura, der nun in Gladbach spielt, wiegt schwer. Schalke konnte sich die ManCity-Leihgabe einfach nicht leisten. Als Ersatz konnte aber ein anderer Japaner verpflichtet werden. Maya Yoshida verfügt mit 33 Jahren über jede Menge Erfahrung und deutete in den Tests schon an, dass der Kapitän der japanischen Nationalmannschaft jemand ist, der Verantwortung übernehmen wird.

Er gab in der Vorbereitung bereits Kommandos und überzeugte auch in den Spielen - unter anderem mit einer starken Rettungsaktion auf der Linie in Twente. Daneben dürfte wohl Marcin Kaminski beginnen. Der Pole, dem gerne vorgeworfen wird, dass er etwas zu langsam ist, knüpfte in der Vorbereitung an die starken Leistungen aus der Vorsaison in der 2. Bundesliga an. Sollte Thiaw überraschenderweise doch bleiben, dürfte er Kaminski den Platz aber früher oder später genauso streitig machen wie ein eventueller Ersatz für den U21-Nationalspieler. Fazit: Bundesligatauglich.

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Defensives Mittelfeld:

Bei der Generalprobe bei Twente kam Alex Kral erst zur Halbzeit ins Spiel, aber beim Bundesligastart dürfte er auf der Sechs die Nase vorn haben. Mit dem ablösefreien Kral gelang Schalke nämlich ein echter Coup. Leipzig-Coach Domenico Tedesco gratulierte seinem Ex-Klub sogar zu dem Transfer: "Gratulation an Schalke zu so einem Deal. Alex ist einfach ein sehr guter Spieler, tschechischer Nationalspieler, der unheimlich viel läuft. Ich kenne ja auch die Schalker Fans, ich glaube, das könnte gut passen", sagte Tedesco gegenüber Sky.

Als Backup steht U21-Nationalspieler Florian Flick bereit, der während der Vorbereitung von einer Covid-Infektion zurückgeworfen wurde, aber im Endspurt der Vorsaison mit starken Leistungen maßgeblich am Aufstieg beteiligt war. Auch Kapitän Danny Latza kann die Rolle bekleiden, könnte aber auch auf einer der beiden Achter-Positionen zum Einsatz kommen. Fazit: Bundesligatauglich.

Offensives Mittelfeld:

Kramer ließ sein Team oft in einem Dreier-Mittelfeld mit einem Sechser und zwei offensiveren Mittelfeldspielern agieren. Auf diesen Positionen haben aktuell zwei überaus talentierte Youngster die Nase vorn: Der 21-jährige Tom Krauß, der neu aus Leipzig kam, und der 22-jährige Rodrigo Zalazar, der Schalke mit seinem Siegtreffer gegen St. Pauli endgültig in die Bundesliga schoss und gegen Nürnberg das wahrscheinliche Tor des Jahres aus 57 Metern erzielte.

Beide zeigten gute bis sehr gute Ansätze in den Testspielen. Krauß überzeugt durch eine gute Aggressivität, starke Übersicht und cleveres Zweikampfverhalten. Zudem verfügt er über eine gute Dynamik und ist ein moderner Box-to-Box-Spieler. Zalazar besticht durch einen guten Schuss und starke Pässe in die Schnittstellen und tritt ähnlich dynamisch auf wie Krauß. Dahinter kämpfen aktuell Latza, Neuzugang Florent Mollet, Blendi Idrizi oder Dong-gyeong Lee um Einsatzminuten. Fazit: Bundesligatauglich.

Flügelpositionen:

Richtige Flügelstürmer für ein 4-3-3 sucht man in Schalkes Kader eigentlich vergeblich. Einzig Linksaußen Mohr bringt überdurchschnittliche Geschwindigkeit mit. Das Problem zeigte sich auch in sämtlichen Testspielen, als über die Außenpositionen viel zu wenig Gefahr entwickelt werden konnte. Dominick Drexler kann diese Position natürlich aufgrund seiner technischen Fähigkeiten zwar genauso bekleiden wie der umtriebige Marius Bülter, aber beide sind auf anderen Positionen aufgrund ihrer Eigenschaften besser aufgehoben. Auch ein Marvin Pieringer ist mehr ein klassischer Mittelstürmer als ein Außenstürmer.

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Aus diesem Grund wählte Kramer in den letzten beiden Test wohl auch eine 4-4-2-Formation, die keine Flügelstürmer benötigt. Gegen Twente und Augsburg rückte Krauß auf die Sechs neben Latza oder Kral und die beiden offensiven Mittelfeldspieler kamen eher über Außen und sollten die Doppelspitze Polter/Terodde bedienen. Doch wie man es dreht und wendet: Schalke braucht dringend noch Geschwindigkeit in der Offensive. Ein Flügelstürmer wird ziemlich sicher noch kommen, zwei wären besser. Und Verstärkungen sollten sie auch sein. Stuttgarts Darko Churlinov, in der Vorsaison bereits leihweise auf Schalke, bleibt ein Thema. Fazit: Noch nicht Bundesligatauglich.

Sturmzentrum:

Simon Terodde oder Sebastian Polter oder am Ende doch Terodde UND Polter? Diese Frage wird Kramer bis zum Bundesligastart noch beantworten müssen. Die beiden großgewachsenen Angreifer haben gezeigt, dass sie sich gut ergänzen können, hingen gelegentlich aber auch beide in der Luft. In den Testspielen gelang es Schalke einfach zu selten, die beiden Stürmer mit geeigneten Bällen zu füttern.

An der Feinabstimmung wird sicherlich noch gearbeitet werden und dann wird Schalke hoffen, dass Polters starke Vorsaison beim VfL Bochum kein einmaliger Ausreißer nach oben war oder dass Terodde auch in der Bundesliga Treffer erzielen kann. Im Optimalfall sogar beides, dann dürfte es auch mit dem Klassenerhalt klappen. Sicher ist das aber keinesfalls. Als Backups stehen Pieringer und Bülter bereit. Fazit: Bundesligatauglichkeit ungewiss.

Wahrscheinliche Aufstellung:

Schwolow - Brunner, Yoshida, Kaminski, Ouwejan - Kral, Krauß - Zalazar, Mohr - Terodde, Polter

Fazit:

Natürlich darf man Testspiele nicht überbewerten, aber es ist durchaus wahrscheinlich, dass Schalke in der kommenden Saison kein Offensivfeuerwerk abbrennen wird. Dies ist aber auch nicht zwingend nötig: Eine stabile Defensive, gefährliche Standards und der Rückhalt der Fans könnte reichen, um spielerische Defizite wettzumachen und am Ende den Klassenerhalt zu schaffen. Eine Garantie gibt es dafür natürlich nicht und daher wird es wichtig sein, dass Schröder noch eine oder vielleicht zwei Verstärkungen für die Offensive an Land zieht. Am besten noch vor dem ersten Ligaspiel in Köln in zwei Wochen.

Dort will Schalke den Grundstein legen, dass die Fans sich auch 2023 freuen können, wenn es heißt: Es ist wieder Schalke-Tag in Gelsenkirchen...

Mehr zum Autor Robert Gherda