Gleich sechs Teams duellierten sich in der vergangenen Saison hinter dem Top-Trio Bayern, BVB und Leipzig um die internationalen Plätze. Sky Sport nimmt die Teams unter die Lupe und betrachtet deren Chancen, in diese Phalanx einzubrechen. Teil zwei mit Eintracht Frankfurt und Werder Bremen.
Lange Zeit sorgte Eintracht Frankfurt in der abgelaufenen Saison für Furore - und das nicht nur national. Während sich die Hessen in der Bundesliga stabil in der oberen Tabellenhälfte und damit stets in Reichweite zu den europäischen Plätzen aufhielten, schossen sich Luka Jovic, Sebastien Haller und Co. international in die Herzen der neutralen Fußball-Fans.
Doch genau dies entpuppte sich im Saisonendspurt als Problem. Der Eintracht ging bei der ständigen Doppelbelastung schlichtweg die Luft aus. Das Team von Trainer Adi Hütter drohte gar das internationale Geschäft zu verspielen. Während des letzten Spieltags rutschte Frankfurt auf Rang acht ab. Doch mit Schützenhilfe des Rivalen Mainz 05 (4:2 gegen Hoffenheim) landeten die Hessen auf Platz sieben und nehmen deshalb aktuell an der Europa-League-Qualifikation teil.
Frankfurts 1A-Sturm fast weg
Die gute Saison hatte jedoch auch ihre negativen Folgen. Aufgrund der starken Leistungen wurden europäische Top-Klubs oder finanziell besser gestellte Vereine auf die zentralen Spieler der Eintracht aufmerksam. Luka Jovic wechselte schließlich zu Real Madrid und Sebastien Haller, den Bobic im Sky Interview als "vielleicht der wichtigste vorne" bezeichnet hatte, schloss sich dem Premier-League-Klub West Ham United an. Mit Ante Rebic droht der letzte Teil des "Büffel-Sturms" wegzubrechen.
Sollte auch der Kroate die Eintracht verlassen, fehlen den Hessen im Vergleich zur vergangenen Saison 57 Tore und 25 Assists - eine Lücke, die kaum zu schließen ist.
Bobic: Stabilität für die Zukunft
Dennoch sieht Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic die aktuelle Situation auch als Chance für die Zukunft. Die Einnahmen durch die Verkäufe geben "uns für die Zukunft eine gewisse Stabilität und einen Handlungsspielraum, den wir ganz anders vorgefunden haben vor drei Jahren. Das tut dem Verein als Marke und auch für das Image ganz gut Es gibt uns auch die Chance, auf dem Transfermarkt anders aufzutreten und wahrgenommen zu werden."
Dies äußert sich bereits bei den bisherigen Neuzugängen. Mit Erik Durm sicherten sich die Hessen immerhin einen Weltmeister von 2014, auch wenn dieser zuletzt bei Huddersfield nicht mehr wirklich zum Zug kam. Zudem schloss sich mit Sebastian Rode eine wichtige Stütze der vergangenen Rückrunde der Eintracht langfristig an.
Joveljic der neue Hoffnungsträger in der Offensive?
Für das Mittelfeld wurden des Weiteren Dominik Kohr von Ligakonkurrent Bayer Leverkusen und Djibril Sow von den Young Boys Bern verpflichtet. Noch etwas mager sehen die Transferbemühungen ausgerechnet im ausgedünnten Angriff aus. Dort sicherten sich die Hessen bislang nur die Dienste von Dejan Joveljic, der von Roter Stern Belgrad kommt.
Wie sich in der Vorbereitung und im Hinspiel der zweite Runde der Europa-League-Qualifikation gegen Flora Tallinn bereits zeigte, macht sich der talentierte 19-jährige Serbe auf, in die großen Fußstapfen seiner Vorgänger zu treten. In drei Vorbereitungsspielen zeigte Joveljic gute Ansätze und knipste dreimal. Gegen Tallinn gelang ihm der wichtige 2:1-Siegtreffer.
"Bobic hat einen Plan B"
Der Serbe wird offensiv wohl nicht die letzte Neuverpflichtung bleiben. "Bobic hat einen Plan B. Er prüft gerade Optionen und verhandelt und war auf den Fall, dass alle (Jovic, Haller und Rebic, Anm. d. Red.) gehen, vorbereitet. Da werden wir ziemlich bald schon etwas hören", ist sich Sky Reporter und Frankfurt-Insider Alexander Bonengel sicher.
Zudem stehen weiterhin Torwart Kevin Trapp und Verteidiger Martin Hinteregger auf der Frankfurter Liste. Letzterer steht kurz vor einem festen Wechsel zur Eintracht.
Bremen verpasst Europa knapp
In einer ähnlichen Situation wie Frankfurt befindet sich auch der SV Werder Bremen - nicht nur personell, sondern auch mit Abstrichen sportlich.
Die Norddeutschen spielten wie die Hessen eine starke Saison. Besonders der Start der Werderaner ließ aufhorchen. Nach acht Spieltagen fand sich das Team von Trainer Florian Kohfeldt mit 17 Punkten auf Rang drei wieder. Die Hoffnung auf eine Teilnahme am europäischen Geschäft war groß, platzte am Saisonende dennoch knapp.
Mit 53 Zählern auf dem Konto fehlte letztendlich ein Punkt auf Rang sieben, weshalb Bremen auch im kommenden Jahr nicht international vertreten sein wird. Dieses Ziel gilt es nun in der nächsten Saison zu erreichen.
Bremen muss 21 Scorerpunkte ersetzen
Dabei nicht mehr mithelfen wird Max Kruse. Der Kapitän und Goalgetter hat den Nordklub in Richtung Fenerbahce verlassen. Mit dem Angreifer geht bei Werder nicht nur eine Führungsfigur, sondern auch eine wahre Scoringmaschine. In Bundesliga und DFB-Pokal kam der gebürtige Reinbeker auf elf Treffer und zehn Vorlagen, die nun - wie bei Frankfurt auch - ersetzt werden müssen.
"Mit seiner Qualität war es fast zwangsläufig, dass wir um ihn herum aufgebaut haben. Jetzt haben wir die Möglichkeit, uns einen Tick anders aufzustellen, und das dann auch zu ersetzen. Da bin ich optimistisch, dass wir eher gestärkt aus der Situation herausgehen", sieht Kohfeldt im Sky Interview im Mai den Abgang von Kruse auch als Chance für den SV Werder Bremen.
Diese Chance soll nun mit der bislang einzigen offensiven Neuverpflichtung ergriffen werden: Niclas Füllkrug. Der schnelle Angreifer wurde im Sommer für 6,5 Millionen Euro von Hannover 96 losgeeist und hat sich in der Vorbereitung schnell in die Mannschaft eingefunden. Dies machte sich zuletzt im Testspiel gegen SD Eibar bemerkbar, als Füllkrug in 28 Minuten Einsatzzeit gleich doppelt traf.
Kohfeldt: "Haben klare Wunschkandidaten im Blick"
Dementsprechend zufrieden und entspannt fällt Kohfeldts Zwischenfazit im Hinblick auf den Kader aus. "Nominell sehe ich uns nicht schwächer als letztes Jahr."
Allerdings, schob der 36-Jährige hinter, wolle man besser werden, weshalb weitere Transfer folgen werden. "Wir haben klare Wunschkandidaten für uns im Blick und die versuchen wir zu bekommen - und wenn wir die bekommen, werden wir besser werden."
Fazit: Frankfurt & Bremen erneut Kandidaten für die Europa League
"Besser" würde in der Tabelle das internationale Geschäft für Bremen bedeuten - und dieses Szenario ist den Norddeutschen zuzutrauen. Bis auf Max Kruse hat kein Stammspieler den Klub verlassen und sollten wie von Kohfeldt angekündigt, noch weitere Transfers getätigt werden, könnte für Bremen eine Platzierung zwischen fünf und sieben herausspringen. Für mehr dürfte es (noch) nicht reichen.
Bei Frankfurt verhält es sich ähnlich. Auch die Hessen müssen für eine erfolgreiche Saison noch weiter investieren, um die Dreifachbelastung stemmen zu können. Kommt noch ein Angreifer, der einige Tore garantieren kann, könnte es für Frankfurt tabellarisch noch weiter nach oben gehen. Die Europa-League-Qualifikation sollte allemal möglich sein. Ein erfolgreicher Angriff auf das Top-Trio ist jedoch unwahrscheinlich.