Nach Luka Jovic verlässt auch Sebastien Haller die Eintracht. Mit Ante Rebic könnte bald auch der dritte Angreifer aus Frankfurts magischem Dreieck folgen. Sportvorstand Fredi Bobic lässt sich von den schmerzhaften Abgängen allerdings nicht entmutigen.
Fredi Bobic hätte auch Schauspieler werden können - eine Rolle im Filmklassiker "Und täglich grüßt das Murmeltier" hätte er sicher. In dem Hollywood-Streifen aus den 80er Jahren durchlebt Hauptdarsteler Bill Murray ein und denselben Tag immer und immer wieder.
Ein Phänomen, dass auch Bobic bekannt vorkommt, wie er im exklusiven Interview mit Sky Sport mit einem Schmunzeln verrät: "Das ist jetzt im vierten Sommer hier mein vierter Umbruch", so der Sportvorstand von Eintracht Frankfurt.
Jovic und Haller verlassen die Eintracht
Vor der vergangenen Saison kehrten Leistungsträger wie Kevin-Prince Boateng, Omar Mascarell oder Lukas Hradecky der SGE den Rücken und auch Trainer Niko Kovac verließ den Verein. Diesen Sommer nun der Verkauf von Torjäger Luka Jovic für 60 Millionen Euro zu Real Madrid und Haller zu West Ham United, der immerhin stolze 50 Millionen in die Kassen spült. Vor allem der Abgang des Franzosen trifft Bobic hart:
"Er war nicht nur Publikumsliebling und Leistungsträger, sondern einfach auch ein guter Typ. Er war ein sehr wichtiger Mannschaftsspieler für uns - vielleicht sogar der wichtigste vorne - und es war auch nie geplant, dass wir ihn verkaufen", so der 47-Jährige.
Und weiter: "Es ist schade, aber es ist so in dem Geschäft und wir sind da auch Realisten. Es ist die Situation gekommen, dass er sich eine Veränderung gewünscht hat, weil er ein sehr lukratives Angebot bekommen hat. So sind nun einmal die Marktgesetze im Fußball und das muss man auch anerkennen."
Rebic wohl auch weg
Doch der Aderlass ist wahrscheinlich noch nicht beendet, denn auch Rebic wird die Hessen wahrscheinlich noch in dieser Transferperiode verlassen. Nach Sky Informationen bietet Inter Mailand etwa 40 Millionen für den Vizeweltmeister. Bobic wäre auf jeden Fall vorbereitet:
"Ich habe auch vor der Transferperiode ganz offen und ehrlich gesagt, dass es sein kann, dass wir alle drei verlieren. Aber dementsprechend werden wir dann reagieren und Ersatz holen", erläutert er: "Das ist zwar nicht in unserem Interesse, aber wir müssen wissen, dass wir Eintracht Frankfurt sind und es gibt andere Vereine, die wirtschaftlich oder auch sportlich reizvoller sind. Da muss man dann auch Verständnis zeigen."
Bobic sieht es positiv
Bobic kann den Verkäufen allerdings auch etwas Positives abgewinnen: "Das ist natürlich sehr viel Umsatz. Es ist nicht alles Gewinn, das muss man auch wissen, aber dennoch gibt uns das für die Zukunft eine gewisse Stabilität und einen Handlungsspielraum, den wir ganz anders vorgefunden haben vor drei Jahren", so Bobic:
"Das tut dem Verein als Marke und auch für das Image ganz gut und gibt uns auch die Chance, auf dem Transfermarkt anders aufzutreten und wahrgenommen zu werden."
60 Millionen für Jovic, 50 für Haller und 40 für Rebic - das wären nach Adam Riese schlappe 150 Millionen, mit denen Bobic auf Einkaufstour gehen könnte und Frankfurt-Insider Alexander Bonengel ist sicher, dass der gebürtige Slowene schon geeignete Kandidaten auf dem Zettel hat: "Bobic hat einen Plan B. Er prüft gerade Optionen und verhandelt und war auf den Fall, dass alle gehen, vorbereitet. Da werden wir ziemlich bald schon etwas hören", ist sich der Sky Reporter sicher.
Allerdings muss Bobic auch einige Lücken im Kader stopfen. Neben den 57 Toren und 25 Vorlagen, für die das magische Dreieck in der Vorsaison in Pflichtspielen verantwortlich war, sucht er auch in anderen Mannschaftsteilen nach Verstärkungen.
Trapp, Hinteregger und Rode bleiben Thema
Die zuletzt ausgeliehenen Kevin Trapp, Martin Hinteregger und Sebastian Rode bleiben Thema am Main. "Alle drei haben bei uns nachdrücklich einen großen, positiven Eindruck hinterlassen. Alle drei würden auch sehr gerne wieder nach Frankfurt kommen und wir arbeiten an jeder Personalie", erklärt der Ex-Nationalspieler:
Bei dem einen sieht es besser aus, beim anderen ist es etwas schwieriger und in den kommenden Wochen wird sich zeigen, was passiert."
Nach Sky Informationen stocken vor allem bei Innenverteidiger Hinteregger die Verhandlungen. "Stefan Reuter ist ein eisenharter Verhandlungspartner und auch andere Vereine sind auf den Spieler aufgrund der Leistungen - vor allem in der Europa League - aufmerksam geworden", weiß Bonengel und ergänzt:
"Der Spieler hat definitiv einen Markt und Frankfurt zahlt keine Mondpreise." Zuletzt wurde spekuliert, dass der Österreicher mindestens 15 Millionen Euro kosten soll. Trotz der Millioneneinnahmen viel Geld für die SGE, zumal auch Bobic sagt: "Unser Bestreben ist es, einen, zwei oder sogar alle drei zu bekommen und wir werden alles versuchen, aber wir brauchen auch noch den ein oder anderen weiteren Spieler."
Napolis Rog ein Thema?
Die Gazzetta dello Sport berichtete beispielsweise von einem Frankfurter Interesse an Marko Rog vom SSC Neapel. Der Kroate wäre eine weitere Alternative für das Mittelfeld, soll 20 Millionen kosten und wäre damit Rekord-Neuzugang bei der Eintracht. Hoffenheims Nadim Amiri ist nach Sky Infos dagegen kein Thema.
In jedem Fall strebt Bobic nachhaltigen Erfolg an: "Wir versuchen, eine Substanz in die Mannschaft zu bekommen, die längerfristig bei der Eintracht etwas entwickeln kann", führt der starke Mann bei der SGE aus:
"Wir wollen diesen positiven Fußball, den wir vergangene Saison angeboten haben, weiterführen und unsere Fans begeistern. Und dafür brauchen wir auch Jungs, die sich für mehrere Jahre bekennen, aber wir wissen natürlich, dass die Realität manchmal auch anders aussieht."
Bobic will Mannschaft Zeit geben
Auf jeden Fall will Bobic der neu zusammengestellten Mannschaft wieder Zeit geben und ist frohen Mutes, dass die Eintracht auch kommende Saison eine gute Rolle spielen kann.
Sollte er Recht behalten, könnte es jedoch wieder passieren, dass größere Kaliber auf Spieler der Eintracht aufmerksam werden. Ganz nach dem Motto: "Und täglich grüßt das Murmeltier"...